Seesternschwemme an Sylter Stränden
In der Silvesternacht habe ich natürlich zum „Vorglühen“ das Coldplay-Konzert im Fernsehen geschaut und seitdem begleitete mich im Kopf ein Stück der britischen Superband ganz besonders, sogar bei meinen Strandspaziergängen im neuen Jahr:
A Sky full of Stars.
Vorgestern stockte mir dann ganz schön der Atem, als ich an einen Strandabschnitt bei Westerland kam, der dicht übersät mit Seesternen war:
A Beach full of Stars.
Das war ein Bild, zwischen Erstaunen, Erschrecken und Faszination. Denn die Zig-1000 Sterne sahen ziemlich dekorativ aus, wie sie so am Strand lagen. Aber ich habe natürlich nicht vergessen, dass es lebendige Tiere sind. Nur leider ist Seesternen nicht so wie Robben zu helfen, wenn sie am Strand liegen. Nicht, daß mir die Sterne schnuppe wären, aber es gibt ja keinen „Seesternjäger“ mit Seesternrettungsstation, den man anrufen kann und eine geschützte Ruhezone würden den Seesternen wenig weiterhelfen. Tatsächlich verenden die Tiere auf dem Trockenen bei den herrschenden Temperaturen recht schnell. Sterne, die nicht einfach so sterben, werden von Möwenschwärmen vertilgt.
So ist also die Massenanspülung aus Sicht der Seesterne ziemliches Pech, aus Sicht der Möwen ziemliches Glück. Auch die miesen Muscheln (Miesmuscheln) lachen sich einen, denn aus ihrer Sicht sind Seesterne nichts anderes, als lästige Räuber, die auf den Muschelbänken den Weichtieren gern mal ihren ganzen Magen zwischen die Schalen stülpen, um sie in der eigenen Muschelschale vorzuverdauen und dann aufzuschlürfen.
Aber wie kommt es, dass Seesterne sonst recht selten hier gefunden werden und nun plötzlich massenhaft auftauchen? Der Grund ist, dass sie offensichtlich von starker Strömung oder starker Wellenbewegung beim ersten Neujahrssturm von den Muschelbänken gespült wurden, oder sich gerade auf Wanderschaft zwischen zwei Bänken befanden, als der Sturm kam. Seesterne gehen nämlich nicht selten hohe Risiken ein, um zur nächsten Nahrungsquelle zu wandern. Eine weitere Theorie, die noch überprüft werden muss, ist die einer Viruskrankheit zwischen den Seesternen (das gab es kürzlich an der Pazifikküste der USA).
Also jedenfalls muss man sich deswegen um die Tierart keine Sorgen machen. Solche Massenstrandungen gibt es alle Jahrzehnte wieder und haben bislang nicht zu deren Ausrottung geführt.
Sorgen machen muss man sich allerdings, wenn Sohn oder Tochter bergeweise Seesterne mit nach Hause, ins Appartement oder ins Hotel geschleppt haben und dort zum Trocknen auf die Heizung legten. Seesterne müssen fachgerecht präpariert werden, sonst fangen sie ganz schnell mörderisch an zu stinken- also ein guter Rat: Seesterne besser liegenlassen.
Lothar Koch
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