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Fischerei hat die stärkere Lobby

Joshua Hirschfeld von der Sylter Rundschau im Gespräch mit Lothar Koch
zum 25. jährigen Bestehen des Walschutzgebietes vor Sylt


Herr Koch, die Zahl der Schweinswale vor Sylt geht zurück. Jährlich um 3,8 Prozent, glaubt man der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Hand aufs Herz: Das Walschutzgebiet hat‘s nicht gebracht, oder?

Lothar Koch/ Foto: J.Hirschfeld/SR

Man muss das grössere Bild sehen, also das Schutzgebiet nordseeweit einordnen.  Das sylter Walschutzgebiet ist nur ein kleiner Mosaikstein von vielen notwendigen Meeresschutzmassnahmen. Sylt ist nach wie vor ein wichtiges Kalbungs- und Aufzuchtgebiet für Schweinswale. Deswegen bleibt das Schutzgebiet unverzichtbar.

Dennoch: Die Zahl der Schweinswale vor Sylt geht zurück. Gleichzeitig ist der Bestand in der gesamten Nordsee relativ stabil. Wie kann das sein, wenn es doch hier extra ein Walschutzgebiet gibt?

Es gibt sicher viele Faktoren, die da reinspielen. Faktor Nummer eins wird das Nahrungsangebot sein. Aber auch Störungen durch Windparks und Schiffe können eine Rolle spielen. Der Schweinswalbestand verlagert sich von hier offenbar südwestwärts Richtung Holland. Das verwundert, denn besonders im Walschutzgebiet  ist es deutlich ruhiger als dort. Vor den ostfriesischen Inseln zum Beispiel haben wir eine der meistbefahrenen Schifffahrtslinien Europas. Aber: Schweinswale müssen permanent fressen, um zu überleben. Alles andere ist da nachgeordnet. Der Schweinswal entscheidet sich dann das Risiko einzugehen, in einen gestörten Bereich zu wandern, wenn nicht genug Nahrung verfügbar ist. 

Das bedeutet, dass eines der Ziele des Walschutzgebiets, das Nahrungsangebot für die Schweinswale vor Sylt stabil zu halten, verfehlt wurde.

Man kann das Thema Nahrung nicht auf die relativ kleine Fläche des Walschutzgebietes beziehen. Hier geht es eher um grössere Küstenwanderungen geeigneter Nahrungsfische, denen die Schweinswale hinterher ziehen. Dennoch,  Die Fischerei unterliegt in den Meeresschutzgebieten  kaum Einschränkungen. Besonders die Stellnetz- Fischerei ist der Faktor, der Schweinswale am meisten durch unbeabsichtigten Beifang gefährdet.. Und es gelang bisher nicht, diese aus den Schutzgebieten zu verbannen. Die internationale Fischerei hat eine stärkere Lobby als der Meeresschutz.

Es gab also von Anfang an Lücken im Konstrukt Walschutzgebiet?

Ja. Aber in den Neunzigern waren wir Naturschützer erstmal froh, dass wir das Schutzgebiet als solches überhaupt durchbekamen. Nach dem Motto: Wenn wir erstmal einen Rahmen haben, kann man in langsam reinarbeiten und die Schutzgebietsmaßnahmen verbessern. Das ist jetzt 25 Jahre her. Und man muss sagen, da ist seitens des Gesetzgebers leider relativ wenig passiert. Das Land Schleswig-Holstein hat das Walschutzgebiet damals dankenswerter Weise ausgewiesen und so auch später das Prädikat Weltnaturerbe Wattenmeer möglich gemacht. Inhaltliche Qualitätsverbesserungen im Sinne des Naturschutzes bleiben bis auf ein wenig Bildungsarbeit mit dem Sylter Walpfad jedoch aus.

Trotzdem halten Sie das Walschutzgebiet für einen Erfolg?

Ja. Laut Unesco darf sich der Zustand des Gebietes nicht verschlechtern. Wir haben diesen Mindestschutz, und der kann verbessert werden. Der Druck, das auch tatsächlich zu tun, nimmt zu: Denn die Schweinswale der zentralen Nordsee wandern offenbar mehr Richtung südliche Nordsee. Der Windkraft-Ausbau wird offshore gerade massiv angekurbelt. Ich rechne in den nächsten Jahren mit 14.000 neuen Windmühlen in deutschen Gewässern. Das wird massive Auswirkungen auf die Nordseeökologie, von  Hochseevögeln, Robben und Schweinswalen haben.

Und dieser Ausbau ist im Walschutzgebiet verboten…

Das ist für uns Insulaner und den Tourismus sicher der wichtigste Effekt des Walschutzgebietes. Wir können dankbar sein, dass das in den Neunzigern so geklappt hat. Sonst hätten wir die Industrieanlagen sicher bald nahe der der Drei-Seemeilengrenze vor dem Strand stehen. 

Und noch etwas: Die Meeresschutzgebiete dienen nicht nur den Schweinswalen sondern letztendlich dem gesamten marinen Nahrungsnetz. Trauerenten zum Beispiel. Von denen gibt es weltweit ungefähr eine halbe Million – bis zu 350000 wurden zeitweise auf dem  Meer westlich von Sylt und Amrum geschätzt. Diese Fakten werden zu wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen.

Sie sagen, die Regeln für das Schutzgebiet müssten nachgeschärft werden. Was konkret müsste denn aus Ihrer Sicht passieren? Sie sprachen schon die Fischerei an.

Für die Fischerei fordere ich konkret, dass die Stellnetzfischerei im Walschutzgebiet vollständig verboten wird. Schnellbootkorridore für Windparks durch das Schutzgebiet sind ein „No-Go“. Die müssten verlegt oder auf 12 Knoten gebremst werden. Ein weiteres Manko ist der ungeschützte 150-Meter-Streifen“ vor dem Strand. Sie können da im Moment, wenn sie wollen, mit einem Schnellboot den Streifen entlang brettern, solange sie  nicht ins Badegebiet kommen. Ausserdem nehmen hier Elektro-Wassersportgeräte zu. Und das ist gerade der Bereich, wo die Wale mit ihren Kälbern im Sommer gern kleine Sandale jagen und und die Herzen der Strandspaziergänger erfreuen.  

Ist die Umsetzung solcher Schritte in den nächsten Jahren denn realistisch?

Da kann ich keine Prognose abgeben.

Wäre es aus Ihrer Sicht denn heutzutage schwerer oder einfacher, das Walschutzgebiet durchzusetzen?

Es wäre heute schwieriger, glaube ich. In den Achtzigern, Neunzigern stand Nordseeschutz ganz oben auf der Agenda. Motivationen waren das Seehundsterben, Ölverschmutzungen an den Stränden und vieles andere mehr. Nordseeschutz war damals Topthema. Heute ist das anders. Heute geht‘s mehr um Klimaschutz. Und der Naturschutz steht hintenan. Dabei ist die Biodiversitätskrise ein genauso großes Problem wie die Klimakrise. Aber heute wird von der Politik vorrangig nach Flächen für Offshore-Windkraftanlagen gesucht, statt Nullnutzungszonen auf dem Meer auszuweisen. Da hätten wir ganz schlechte Karten. Deshalb bin ich froh, dass wir Europas erstes Walschutzgebiet damals vor Sylt durchsetzten konnten.

Der Sylter Biologe Lothar Koch war zwischen 1988 und 2003 Sprecher der Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V. und engagierte sich in dieser Funktion federführend für die Einrichtung des im Jahre 1999 ausgewiesenen Walschutzgebietes vor Sylt.

Koch ist Autor des Naturerlebnisführers „Natürlich Sylt“ und des Romans „Syltopia“.

Zum SR-Interview mit Lothar Koch vom23.8.2024

Hinterm Horizont geht’s weiter…

Deutsche Industrieplanung und Nordseeschutz jenseits der 12 Seemeilen Grenze

Wenn der Sylter Rettungsschwimmer Steve auf den Windpark Butendiek blickt, der rund 35 km vom Kampener Strand entfernt steht, kann er sich noch gut an die Vibrationen erinnern, die er 2015 an seinem Rettungsstand spürte, als die 80 Windmühlen in den Meeresboden gerammt wurden. 

Butendiek ist der einzige Offshore Windpark, der von Sylt aus sichtbar ist. Er steht an der Grenze zum Unesco Nationalpark Wattenmeer/Walschutzgebiet, direkt in einem Vogel- und Naturschutzgebiet des Bundes.

Auch wenn manche Sylter immer noch innerlich zusammenzucken, wenn sie bei Sonnenuntergang auf die ästhetische Störung am einst makellosen Horizont blicken, haben sich wohl die meisten Insulaner und Gäste an den Anblick gewöhnt.

Man gewöhnt sich an alles- und was ich nicht weiß macht mich nicht heiss. 

Aber gilt das auch für unsere Tierwelt da draussen: die Seehunde, Kegelrobben, Schweinswale und Meeresvögel? Und würden nicht mehr Bürger besorgt um diese Tierarten sein, wenn ihnen bewusst wäre, was für eine gewaltige Industrieplanung da draussen ansteht und zum Teil bereits in vollem Gange ist?
Ja, wir müssen zügig das globale CO2-Problem in den Griff kriegen-aber ist es weise, alles auf eine „Wind-Karte“ zu setzen und damit die Artenvielfalt der Nordsee aufs Spiel zu setzen?

Butendiek ist nur die sichtbare Spitze eines immer grösser geplanten Netzes von Windparks in der deutschen Nordsee und  den Gewässern der Nachbarstaaten. Das Gebiet jenseits der 12 Seemeilen SH-Landesgrenze untersteht Bundesgesetzen und wird seit jeher als „Ausschliessliche Wirtschaftszone“ (AWZ) bezeichnet.

Ein Begriff der geprägt wurde, als selbst Experten noch glaubten, dass unser Hausmeer nichts weiter als ein  physikalischer Wasserkörper vor unserer Küste ist. Gut genug, um Chemieabfälle, Abwasser von Kommunen, Müll von Schiffen, überflüssiges Öl und anderen Unrat, wie zum Beispiel alte Munition und Sprengstoffe darin zu versenken. Natürlich auch bestens geeignet als Wasserstrasse für Tanker, Containerschiffe und als Fischereigrund, Rohstofflieferant für Öl, Gas und Kies sowie Testgebiet des Militärs.

Die Nordsee- von der Müllkippe zum  gut  erforschten Ökosystem

Inzwischen sind rund 50 Jahre vergangen, in denen das Bewusstsein für die Nordseenatur wuchs- der Begriff AWZ ist jedoch geblieben. Seit Mitte der 1980iger Jahre gab es zahlreiche internationale Nordseeschutzkonferenzen. Diese führten zu nationalen und internationalen Abkommen, die die Nordsee als Ökosystem mit allen darin befindlichen Lebewesen schützen sollen. 

Paradoxerweise erlebten Wissenschaft und Naturschutz einen besonderen Zuwachs an Informationen über die Artenvielfalt und  deren Bedürfnissen und Vernetzungen mit dem Aufkommen der Offshore-Windindustrie. Als diese um die Jahrtausendwende begann, erste Parks in bis zu 30 m tiefem Wasser zu planen, war der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gerade um das erste europäische Walschutzgebiet westlich von Sylt und Amrum erweitert worden und hielt so die Baumassnahmen auf weiten Abstand zur Küste. 

Ab 2001 waren bereits zahlreiche Offshore-Windparks weiter draussen in Planung und für jeden verlangte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie eine  Umweltverträglichkeitsstudie. Die grossen Player der Windindustrie wie EON, RWE, EnBW, Vattenfall und viele andere Investoren mussten also ein Heer von Experten beauftragen, um ein genaues Bild der naturkundlichen und meeresökologischen Rahmenbedingungen festzustellen. 

Ökologen, Ozeanographen, Ornithologen, Meeresbiologen, Walforscher und Robbenexperten sorgen seitdem für eine Fülle von Daten und Erkenntnissen, die inzwischen nachgewiesen haben, dass die Nordsee vor unserer Haustür ein sensibles Netzwerk  vieler gesetzlich geschützter Arten und Biotope ist.

Inzwischen gibt es vermutlich wenige heimische Naturbereiche, die einem so intensiven Monitoring unterzogen werden, wie die  Deutsche Bucht. Mit Schiffen, Flugzeugen, Schalldetektoren, Messgeräten, Bodenrobotern, Infrarot Kameras, Sonaren  u.v.a.m. wird die offene Nordsee im Planungsgebiet der Windenergiefirmen minutiös untersucht. Nicht nur im Auftrag der Industrie selbst, sondern auch seitens der zuständigen deutschen Bundesämter, wissenschaftlichen Institute und Universitäten.

Inzwischen stehen hier 1.306 rund 130 m hohe Windmühlen, gebündelt in 24 Windparks. Einer davon, der besagte Butendiek, sogar in einem ausgewiesenen Vogel- und Naturschutzgebiet. Allein diese Menge führt bereits zu zahlreichen Konflikten mit den zu schützenden Artengruppen Wale, Robben, Seetaucher, Meeresenten und dem Ökosystem der südlichen Nordsee an sich, welches sich durch dynamische Schlick- und Sandböden sowie Sandriffbereiche auszeichnet und ausser dem roten Felsen von Helgoland bis zum Bau der Anlagen fast keine festen Substrate aufwies- und damit auch keine felsenähnlichen Strukturen an denen manövrierunfähige Containerschiffe und Tanker zerschellen könnten.

Wird der Nordseeschutz dem Klimaschutz zum Opfer fallen?

Nun aber, so schallt es ziemlich undifferenziert von nationalen Regierungsbänken, einschliesslich des Grünen Wirtschaftsministers, soll der eigentliche Bauboom da draussen hinter dem Horizont erst richtig losgehen. Und bei den anderen Nordseeanrainerstaaten genauso- wenn nicht noch intensiver.

Bis 2045 will allein Deutschland 70 GW Windstrom in der südlichen Nordsee und deutschen Ostsee erzeugen.Das wären bei heutigem Mühlenstandart rund weitere 14.000 Turbinen. Derzeit existieren rund 1.600 Mühlen in beiden Hausmeeren zusammen, die knapp 7.700 MW produzieren. Inzwischen ist in europäischen Planungspapieren sogar von einem 300 GW-Ausbau allein in der Nordsee die Rede. Das wird die Hausmeere für die kommenden 25 Jahre in eine lärmende Dauerbaustelle verwandeln und hörempfindliche Arten wie Robben und Schweinswale besonders hart treffen. Obwohl inzwischen wesentlich leisere Gründungen von Windmühlen möglich und marktreif sind, bleibt die Schwerindustrie bislang beim lautstarken Einhämmern der WKA-Fundamente. 

Die Naturschutzverbände der Nationalpark-Küste sind alarmiert: „Wir sind sehr besorgt, dass die notwendigen Rahmenbedingungen zum Schutz der Artenvielfalt, insbesondere von Meeressäugern und Seevögeln, angesichts des Krisenmodus auf der Strecke bleiben, wenn die Planung der Bundesregierung im Nordseeraum umgesetzt wird“, sagt Kim Detloff vom NABU-Deutschland. 

„Die im neuen Windenergie-auf-See-Gesetz fixierten 70 GW in der deutschen AWZ sind unseres Erachtens nicht annähernd naturverträglich darzustellen“, ergänzt der Biologe. „Die angedachten 300 GW  stellen für uns  sämtliche bisherigen staatlichen naturschutzpolitischen Ziele des Nordseeraumes in Frage. Vor dem Hintergrund, dass aktuell ein LNG-Terminal in den Ostsee-Nationalpark Jasmund bei Rügen genehmigt wurde, befürchten wir nun auch weitere Entwertungen der Meeresschutzgebiete in der Nordsee.“

Dabei steht schon jetzt ein Drittel der Arten in Nord- und Ostsee auf der Roten Liste und internationale Abkommen sowie europäische Richtlinien geben vor, was längst zu tun wäre. Aber statt die Meeresschutzgebiete wirkungsvoll vor Nutzungen zu schützen und optimal auszustatten, sollen nun Umweltstandards weiter aufgeweicht werden.  Wir sägen am eigenen Ast. Das aus dem Weg räumen des Naturschutzes zur Beschleunigung von erneuerbaren Energien wird für nachfolgende Generationen sehr teuer werden. Völlig ignoriert werden die Leistungen natürlicher Kohlenstoffsenken im Meer.

Naturschutzverbände und Wissenschaftler schlagen Alarm

Der NABU hat eine umfassende wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben die nach dem Ampel-Prinzip die Flächen der AWZ hinsichtlich der Naturverträglichkeit von Windparks bewertet. Mit viel „Bauchschmerzen“ bleibt bestenfalls ein  schmaler, grüner Streifen der AWZ zur Energieerzeugung übrig (s.Karte, Bericht). 

Die Studie verdeutlicht, dass die Vorstellung davon, dass am Reissbrett abgezirkelte Schutzgebietsgrenzen ausreichen, um die Populationen bedrohter Tierarten zu sichern eine falsche Hoffnung weckt. Vielmehr handelt es sich bei den Schutzgütern überwiegend um wandernde Arten, die unterschiedliche Aufenthaltsorte im Jahres- und Lebenszyklus nutzen und dazu barrierefreie, ungestörte  Wanderkorridore zwischen den von Ihnen benötigten Biotopen brauchen.

Auch die Meeres-Wissenschaftler schlagen Alarm angesichts des europaweit proklamierten Offshore-Windkraftbooms. Im September 2023 trafen sich rund 200 von Ihnen zu einer Konferenz in Stralsund, die vom Bundesamt für Naturschutz organisiert wurde. Deren Fazit wurde in 52 detaillierten Aktions-Punkten zusammengefasst, die helfen könnten, trotz eines weiteren, sanften Ausbaus der Windenergie, die Artenvielfalt in Nord-und Ostsee zu erhalten.

Das generelle Fazit lautet:

  • Mehr Meeresschutzgebiete ausweisen in denen die Biodiversitätsstrategie der EU wirklich Anwendung findet, wobei 30% der Fläche unter Schutz und 10 % unter strengem Schutz stehen sollte (Null-Nutzung).
  • nur einen naturverträglichen Ausbau der Windenergie genehmigen und
  • dringend die Effekte der Fischerei auf das Meeresökosystem vermindern, wie etwa umweltschädliche Fangmethoden wie Grundschleppnetze langfristig in besonders sensiblen Gebieten zu verbieten

Was ist zu tun? Wer macht es?

Wenn auch sehr spät, haben  Naturschützer und Meereswissenschaftler nun ausreichend detaillierte Vorschläge und Forderungen auf den Tisch gelegt, um den Ausbau der Windkraft auf See in Deutschland in naturverträgliche Bahnen zu lenken. Angesichts der des gewaltigen Zeitdrucks, der seitens der Politik und verschiedener Interessengruppen zum Thema Klimaschutz aufgebaut wird ist jedoch kaum damit zu rechnen, dass diese noch rechtzeitig und voll umfassend umgesetzt werden.
Dabei ist es einfach unklug  und alles andere als nachhaltig, die Klimakrise gegen die Biodiversitätskrise auszuspielen. 

Wer aber wird die Forderungen umsetzen? In der Politik sieht es in dieser Hinsicht magerer denn je aus, seit die Grünen sich zur Speerspitze des technologischen Klimaschutzes erklärt haben. Viele hoffen auf die Grüne Umweltministerin Steffi Lemke, die der Meeresnatur stets verbunden war und seit je her eine den Meeresschutz stärkende Position vertritt – aber wird sie sich gegen den Klima- & Wirtschaftsminister Habeck aus der eigenen Partei durchsetzen können?

Einladung zu neuem Denken: AWZ wird MWZ

Ein erster symbolischer Schritt könnte die Umbenennung der „Ausschliesslichen Wirtschaftszone (AWZ)“ in „Marine Wildnis Zone (MWZ)“ sein. Manchmal können so kleine verbale Veränderung ein grundsätzliches Umdenken initiieren. Und genau das ist wohl nötig um aus dem Dilemma Klimaschutz versus Naturschutz herauszukommen. Es braucht ein neues Denken, einen  grundsätzlichen Systemwechsel der zu Energieeinsparung und breiter, landesweiter Diversifizierung alternativer Energien führt. Weg von Gigantomanie an einem Ort hin zu kleineren Lösungen überall. Denn frei nach Einstein können Probleme bekanntlich nicht mittels derselben Denkweisen gelöst werden, die diese Probleme ursprünglich entstehen liessen.

Über 100 tote Schweinswale in den Niederlanden angeschwemmt – Ist erneut das Militär schuld?

Gestrandete Schweinswale auf Ameland. (C) Rob Knoeff / RTZ

Auf den niederländischen Wattenmeerinseln Vlieland, Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog werden seit dem Wochenende unzählige tote Schweinswale angespült. Allein am Strand von Ameland wurden 26 tote Wale entdeckt, und es werden immer mehr. Der Grund für das Massensterben ist derzeit noch unklar, es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Militäraktivitäten diese Katastrophe verursacht haben könnten.

Die Kadaver weisen alle einen ähnlichen Verwesungszustand auf, was darauf schließen lässt, dass die Schweinswale annährend gleichzeitig und durch dasselbe Ereignis gestorben sein müssen. Vermutlich weiter draussen auf See, denn der stetige Nordwind der letzten Tagen trieb die Kadaver nach längerer Verweildauer im Meerwasser auf die Strände.

„Etliche Wale auf den Fotos wiesen Hämatome und untypische Verletzungen auf. Mein erster Gedanke war, dass das eine Folge von Altmunitionssprengung sein könnte“, sagt Denise Wenger, Vorsitzende von Schweinswale e.V., „Dass Militärübungen und ungesicherte Altmunitionssprengungen jährlich massenhaft tote Schweinswale verursachen, wird schon lange vermutet. Auch in deutschen Gewässern finden solche Übungen und ungesicherte Sprengungen statt. Das ist unverantwortlich!“, kommentiert Wenger.

„Die Zahl der Schweinswale, die seit Mitte letzter Woche an den niederländischen Küsten angespült wurden, ist extrem hoch“, erklärt Lonneke IJsseldijk von der niederländischen Universität Utrecht, wo die Tierkadaver untersucht werden. „Unter den gestrandeten Tieren befinden sich viele erwachsene Tiere. Eine derartig hohe Sterblichkeit älterer Tiere haben wir noch nie erlebt.“ 

Die Todesursache und das Ausmaß der Verluste sind unklar und immer noch werden weitere, auf dem Meer treibende, tote Schweinswale gesichtet – IJsseldijk rechnet daher mit weiteren Anstrandungen in den kommenden Tagen. Rund 20 Kadaver wurden bereits für eine eingehende Untersuchung eingefroren. Doch angesichts des Verwesungszustandes der toten Wale könnte die genaue Todesursache schwierig zu ermitteln sein. 

Zwischenzeitlich gibt es Mutmaßungen darüber, was den Tod all dieser Schweinswale ausgelöst haben könnte. Neben einer möglichen Virusinfektion stehen vor allem militärische Aktivitäten im Fokus der Spekulationen. 

So findet seit 23. August eine großangelegte internationale Minenräumübung mit rund 600 Soldat*innen vor der Insel Ameland statt. Doch militärische Aktivitäten im Meer werden nicht mit Blick auf die Umwelt geplant und durchgeführt. Um die Meeresbewohner vor dem tödlichen Schalldruck zu schützen, sind beispielsweise doppelte Blasenschleier oder andere Schalldämmungsmethoden nötig. Die Anstrandung so vieler verendeter Wale spricht dafür, dass derartige Schutzmaßnahmen auch diesmal nicht angewandt wurden. Erst im Jahr 2019 starben in der deutschen Ostsee Dutzende Schweinswale, nachdem dort die Bundeswehr in Kooperation mit der NATO mitten in ausgewiesenen Schutzgebieten Minen ohne jegliche Vorsorge gesprengt hatte. Damals war geltendes Naturschutzrecht gebrochen und das Umweltministerium erst gar nicht informiert worden.

„Wenn sich herausstellt, dass militärische Aktivitäten die aktuelle Massenstrandung verursacht haben, haben wir einen handfesten Umweltskandal“, erklärt Fabian Ritter, Leiter Meeresschutz bei Whale and Dolphin Conservation. „Schweinswale sind europaweit streng geschützt. Dass militärische Aktivitäten immer wieder über geltendes Naturschutzrecht gestellt werden, kann nicht länger hingenommen werden: Gerade in Zeiten des Klimawandels und des stetig fortschreitenden Artensterbens ist es inakzeptabel, dass die Militärs einen Freifahrtschein zur Naturzerstörung bekommen, die zu massivem Biodiversitätsverlust führen. Das Leben von Seevögeln, Robben, Walen und Fischen wird hier fahrlässig aufs Spiel gesetzt. Es wird Zeit, dass sich auch Verteidigungsministerien ihrer Verantwortung für den Erhalt des Ökosystems Meer bewusst werden.“   

Schweinswale e.V. und Whale and Dolphin Conservation setzen sich bereits seit vielen Jahren für den Schutz der Schweinswale in deutschen sowie europäischen Gewässern ein. Beide Organisationen kritisieren scharf, dass militärische Übungen mitten in Schutzgebieten immer noch erlaubt sind.

Gemeinsame Pressemeldung von Whale and Dolphin Conservation und Schweinswale e.V.

Schweinswale vor Sylt- Zahlen nehmen dramatisch ab.

Die Tierärztliche Hochschule in Hannover hat in einer wissenschaftlichen Studie jetzt veröffentlicht, dass die Zahl der Schweinswale westlich von Sylt und Amrum seit 2006  kontinuierlich abnimmt. Im Vergleich zu anderen untersuchten Gebieten in der südlichen Nordsee sei gerade hier der Rückgang mit 3,8% im Jahr besonders stark.

Zeichnung Martin Camm

Das ist besonders erschreckend, da 1999 vor Sylt das Walschutzgebiet im Nationalpark Wattenmeer eingerichtet wurde. 2004 folgten weitere Schutzgebiete westlich der Landesgrenze (12 Semeilengrenze) in Bundesgewässern. Dort liegt auch das FFH-Schutzgebiet “Sylter Aussenriff“ und ein FFH-Vogelschutzgebiet. Auf diese Schutzgebiete beziehen sich die Ergebnisse der Studie.

In ihrer Zusammenfassung kommen die Wissenschaftler, die sich seit Jahrzehnten mit den Meeressäuger-Beständen der Nordsee befassen, zu dem Schluss, dass: „Die zu Grunde liegenden Ursachen für die beobachteten Trends sind unbekannt und wahrscheinlich auf die kumulativen Auswirkungen zahlreicher Stressfaktoren zurückzuführen, für die wir größtenteils keine ausreichenden Daten haben. Wenn die Trends von anthropogenen Stressoren getrieben wurden, sollten diese schnell identifiziert werden und  geeignete Managementmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.“

Begibt man sich jedoch tiefer in die Studie, wird es deutlicher: Dort heisst es: „geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Fischereitätigkeiten im Schutzgebiet Sylter Aussenriff sind erforderlich und sollten bald umgesetzt werden, um Schweinswale und andere empfindliche Meeresbiota zu schützen.“

Im weiteren Verlauf der Studie präzisieren die Wissenschaftler:
Fischerei und Offshore industrie snd mögliche Verursacher

Die Nordsee ist durch eine Vielzahl menschlicher Ausbeutungen gekennzeichnet, die Schweinswale auf verschiedenen Ebenen betreffen. Obwohl die Managementpläne für die FFH Gebiete vor Sylt  seit Mai 2020 vorliegen, wird die Fischerei in den Gebieten noch nicht naturverträglich  geregelt. Es besteht ein hoher Fischereidruck von mobilen Bodenkontaktgeräten, z. Balken- und Otterschleppnetze, die sich negativ auf die empfindlichen Riffgemeinschaften auswirken können. 

Eine der Hauptzielarten im  Gebiet „Sylter Aussenriff“ sind Sandaale, die einen allgemein wichtigen Bestandteil der Schweinswalnahrung darstellen. Die Sandaalbiomasse in diesem Schutzgebiet   lag jedoch seit 2004 aufgrund des hohen Fischereidrucks wiederholt unter dem Referenzwert gemäß dem Vorsorgeansatz . 

In diesem Zusammenhang könnten die geschätzten negativen Trends der Schweinswale im Kerngebiet Sylter Aussenriff  ein Indikator für die Verschlechterung des  Lebensraums sein und auf einen Konflikt -Wettbewerb mit der Fischerei deuten, der für eine Art wie den Schweinswal besonders relevant ist, die Tag und Nacht von einer kontinuierlichen Nahrungsaufnahme abhängig ist.

Darüber hinaus wurden seit 2013 mehrere Windparks  in der Nähe des Schutzgebietes Sylter Aussenriff gebaut. In 2014 wurde der Windpark „Butendiek“ sogar innerhalb des Schutzgebietes erstellt. Während der Bauphase wurde für diese und andere Windparks in der Nordsee eine großflächige Störung von Schweinswalen gemeldet. Der Bau in der Nähe und innerhalb des Schutzgebietes erfolgte während der Haupt-Kalbungs-und Aufzuchtsaison von Schweinswalen im Juni und Juli.

Es wurde vorausgesagt, dass ein nahezu kontinuierlicher Bau von Windparks über mehrere Jahre in der Nähe wichtiger Kernbereiche von Schweinswalen, die sie z.B.für Nahrungssuche benötigen,  zu einem hohen Grad an Störung und einem erheblichen Bevölkerungsrückgang führen würde. Das vorhergesagte Szenario ist vergleichbar mit der Situation Schutzgebiet Sylter Aussenriff. Obwohl der Rückgang der Schweinswalhäufigkeit bereits vor dem Bau der ersten Windparks begonnen hatte, fügte der Bau der Offshore Anlagen der bereits bestehenden Liste der auf die Schweinswalpopulaion einwirkenden Stressfaktoren eine weitere Störung hinzu und könnte daher ein zusätzlicher Störfaktor für den Rückgang sein.

Obwohl das direkt an Sylt undAmrum grenzende Walschutzgebiet im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer in der Studie nicht erwähnt wird, bildet es mit dem Schutzgebiet Sylter Aussenriff, das weiter westlich liegt doch eine ökologische Einheit. Inzwischen sind die Schweinswale vor Sylt ein nicht mehr weg zu denkendes Phänomen für Insulaner und Urlauber und  von hohem Wert für das Erleben von Wildnis und Wildtierarten. Damit ein wichtiger, wirtschaftlicher Faktor in Hinblick auf einen nachhaltigen Resonanztourismus, wie er neuerdings von der Sylt Marketing Agentur angestrebt wird. Sylt sollte auch deshalb mit Engagement darauf hinwirken, dass Massnahmen ergriffen werden, die die Ursachen stoppende den  Rückgang der  Schweinswale vor unserer Haustür stoppen.

Lothar Koch

WDC schlägt Alarm für Schweinswale in Nord- und Ostsee

NaturReporter Sylt sprach mit dem Campaigner Fabian Ritter von Whale and Dolphin Conservation (WDC) über die Situation der Schweinswale. In einer Botschaft von „Ostsee zu Nordsee“ schlägt er Alarm und bittet um Unterstützung für die WDC Schweinswalkampagne:


„Ich selber bin großer Schweinswal-Fan und komme immer wieder gerne nach Sylt, um die Tiere vom Weststrand aus zu beobachten“, sagt der Biologe. „Unsere neue Kampagne fokussiert sich allerdings auf die zentrale Ostsee, denn dort ist der kleine Wal mittlerweile vom Aussterben bedroht. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Lage auch in der Nordsee prekär ist, wo jedes Jahr geschätzt Tausende Schweinswale in Netzen umkommen. Auch im Schweinswalschutzgebiet vor Sylt dürfen Stellnetze noch eingesetzt werden, im Sylter Außenriff ebenso. Die Kampagne fordert, dass dies eine Ende haben muss – in der Ost- sowohl als auch in der Nordsee.“

In einem offenen Brief an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner fordert Whale and Dolphin Conservation (WDC) dringende Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Schweinswalpopulation in der zentralen Ostsee. Stellnetze gehören zu den Haupttodesursachen der Tiere. Dennoch sind sie selbst in Meeresschutzgebieten noch immer erlaubt. Inzwischen ist die Population in der zentralen Ostsee auf nur noch ca. 500 Individuen geschrumpft und damit akut vom Aussterben bedroht.

„Würde an Land eine streng geschützte Art hundertfach durch den Menschen umkommen, gäbe es einen großen öffentlichen Aufschrei“, sagt Fabian Ritter. „Das langsame Aussterben des Schweinswals in der zentralen Ostsee vollzieht sich aber fast unmerklich. Daher gelang es dem Bundeslandwirtschaftsministerium, das auch für die Fischerei zuständig ist, bisher, sich stets gegen die Regulierung umweltschädlicher Fischerei zu stemmen – übrigens auch entgegen der Empfehlungen des Bundesumweltministeriums. Diese von Bundesministerin Klöckner zu verantwortende Politik darf nicht weiter hingenommen werden. Immerhin handelt es sich beim Schweinswal um einen der größten Naturschätze der Ostsee. Mittlerweile fordert sogar die EU-Kommission von Deutschland ein Einlenken“, so Ritter weiter.

Offener Brief an Julia Klöckner: WDC warnt vor drohendem Aussterben des Ostseeschweinswals

hier im original Wortlaut:

Stellnetze raus aus Schutzgebieten!
Schützen Sie den Schweinswal in Nord- und Ostsee vor dem Aussterben

Sehr geehrte Frau Bundesministerin – liebe Frau Klöckner,

wir wenden uns heute mit einem dringenden Appell an Sie: Bitte setzen Sie sich für die Rettung eines der größten Naturschätze in den deutschen Meeren ein – den Schweinswal.

Jedes Jahr sterben Hunderte dieser Tiere in der deutschen Nord- und Ostsee. Todesursache Nummer 1: Fischernetze. Vor allem Stellnetze werden den kleinen Walen zum Verhängnis. Gleichzeitig dürfen Stellnetze selbst in Schutzgebieten weiterhin uneingeschränkt eingesetzt werden – also gerade dort, wo diese Tiere besonders geschützt sein sollen. (Zusätzlich kommen in den Stellnetzen jedes Jahr Tausende Seevögel ums Leben).

Wir sind davon überzeugt, dass keine Fischerin Schweinswale in ihren Netzen sehen will. Es handelt sich um eine Tragödie, die niemandem nützt, der Meeresumwelt aber massiven Schaden zufügt. Menschliche Unachtsamkeit macht dies möglich – und leider auch die von Ihrem Bundesministerium betriebene Fischereipolitik.

Während sich Ihr Ministerium regelmäßig bei der Internationalen Walfang Kommission (IWC) für den internationalen Walschutz stark macht, stehen die Dinge vor der eigenen Haustür ganz anders. Seit Jahren sträubt sich das Bundesministerium für Landwirtschaft (BMEL) gegen die Regulierung der Stellnetzfischerei – mit fatalen Folgen: Der Schweinswal ist in der zentralen Ostsee mittlerweile akut vom Aussterben bedroht. Dort leben nur noch wenige Hundert Tiere. Bereits ein einziges durch Fischerei getötetes Tier pro Jahr ist mehr, als diese Population verkraften kann. Tatsächlich aber sind es viele mehr. Warum wird hier das Aussterben in Kauf genommen?

Mittlerweile hat sich aufgrund der hohen Dringlichkeit sogar die EU-Kommission eingeschaltet. Bestärkt durch die Wissenschaftler*innen des Internationalen Rates zur Meeresforschung (ICES) stellt sie klare Forderungen an Deutschland, Schweden und Polen, um den Schweinswal besser und langfristig zu schützen. Eine der Forderungen: In Schutzgebieten dürfen keine Stellnetze mehr ausgebracht werden. Schweden hat dies bereits zugesagt. Ihr Ministerium scheint jedoch derzeit alle Hebel in Bewegung zu setzen, um diese Maßnahme zu vermeiden. Ist das Verbot einer umweltschädlichen Fischerei innerhalb von marinen Naturschutzgebieten ein größeres Opfer, als das Aussterben des streng geschützten Schweinswals?

Sehr geehrte Frau Bundesministerin, die Meere werden inzwischen international als unsere größten Verbündeten bei der Abwehr gegen die Klimakrise angesehen. Gesunde und artenreiche Meere sind unerlässlich für deren Fähigkeit, die Folgen des Klimawandels abzumildern. Insofern ist ökologisch nachhaltige Fischereipolitik „ganz nebenbei“ auch gute Klimapolitik.

Die Zeichen der Zeit fordern einen Wandel auf allen Ebenen: Genauso wie die Landwirtschaft benötigt auch die Fischerei einen ökologischen Umbau. Es geht darum, sie langfristig nachhaltig zu gestalten – ökologisch sowie ökonomisch. Umweltzerstörende Fischerei-Praktiken müssen ein Ende haben, alternative Fangmethoden entwickelt werden und Meeresschutzgebiete müssen echte und effektive Ruhezonen für die Natur sein. Es geht längst nicht mehr nur um die befischten Fischpopulationen (deren Quoten in den vergangenen Jahren auf Betreiben des BMEL ebenfalls immer wieder gegen den wissenschaftlichen Rat zu hoch festgelegt wurden) oder die zu Tausenden beigefangengen Meeressäuger und Seevögel. Es geht um den Lebensraum als Ganzes, inklusive seiner Artenvielfalt und seiner Funktion als Klimapuffer. Wenn wir die Meere schützen, schützen wir uns selbst. Und damit auch die Fischer*innen.

Ihre aktuelle Politik stellt sich nicht nur gegen die EU-Kommission und den Willen eines großen Teils der deutschen Bevölkerung, sie unterminiert gleichzeitig auch das europäische sowie das deutsche Naturschutzrecht.

Wir möchten Sie deswegen hiermit mit allem Nachdruck bitten, sich persönlich und stark für den Schweinswal in der zentralen Ostsee einzusetzen und durch stringente, effektive und langfristige Maßnahmen zu seiner Rettung beizutragen.

Gerne tauschen wir uns fachlich mit Ihnen aus und diskutieren mit Ihnen die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Schweinswale. Über ein virtuelles oder Präsenz-Treffen mit Ihnen bzw. Ihren Mitarbeiter*innen würden wir uns sehr freuen.

Mit hochachtungsvollen Grüßen

Gezeichnet Franziska Walter
Geschäftsführerin WDC Deutschland

WDC freut sich über jede Unterstützung im Kampf für die Wale. Spenden kann man hier: https://de.whales.org/spenden-und-helfen/walschutz-foerdern/?herkunft=13150

Die Insel der Delfine- das sehens- und lesenswerte Bildband-Buch von Fabian Ritter über Wale und Delfine bei den Kanaren, gibt es hier: https://clarityverlag.de/de/shop/edition-claritycollection/die-insel-der-delfine-gebundeneausgabe-detail.html