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370- jähriges Friesenhaus fiel List zum Opfer

– Einwohner und Gäste entrüstet!

Skrupellose Zerstörung von Sylter Kulturgut mit (und in) List und Tücke durch einen Investor kurz vor dem Beschautermin des Denkmalamtes. Eine bewegende Trauerfeier, ein irritierender Jahresempfang, Fassungslosigkeit, mutige Worte, falsche Anschuldigungen, Grabenkriege…. Doch fangen wir von vorne an.

Das Opfer: Alter Gasthof List, Baujahr ca. 1650, Zeichnung Aereboe, 1912, vom Investor am 30.12.2022 widerrechtlich abgerissen 

 Wenn sich auf Sylt an einem Sonntagnachmittag weit über 500 Menschen aller Couleur nach List begeben, um ihre Empörung, Trauer und Fassungslosigkeit zu bekunden, dann muss der sprichwörtliche Baum brennen. Oder eben – wie in diesem Fall – zur Jahreswende ein Haus ohne Genehmigung abgerissen worden sein, das Jahrhunderte lang Stürmen und Unbill getrotzt hat, das Zuhause, Treffpunkt und Wirkungsstätte für so Viele war und das List Seele, bauliche Schönheit und Identität beschert hat wie nur eine Handvoll anderer Gebäude im Ort.

Ohne Frage: Alle Beteiligten fanden über Parteigrenzen und mögliche Interessenlagen hinweg – deutliche Worte, um ihrem Entsetzen Ausdruck zu verleihen. Auch die Flut der Berichterstattung auf allen Kanälen, die Kommentare, Social-Media-Posts und Leserbriefe von Sylter:innen und Gästen, und die Aufgeregtheit rund um den Lister Neujahrsempfang machen die Brisanz dieses Ereignisses und hoffentlich auch eine neue Entschiedenheit deutlich: Die Zeit der Lippenbekenntnisse, des dumpfen Zusehens, des Weglächelns und Schönredens muss ein Ende haben.

08.01.2022 Öffentliche Trauerkundgebung am Alten Gasthof in List
Foto: G. Supanz

Fakt ist: Sylt steckt in einer tiefen Krise – das wüste Grundstück an der Lister Alten Dorfstraße ist das perfekte Bild für diesen Zustand. Es ist eine Krise, die viele Gesichter hat und keine einfachen Lösungen kennt. Will man Sylt tiefgreifend vor Seelenlosigkeit, Profitgier und Ausverkauf bewahren, müssen jetzt alle, die die Insel lieben, ihren Popo vom Sofa bekommen, sich informieren, knietief in Themen einarbeiten, Sitzungen besuchen, Fragen stellen, sich politisch oder außerparlamentarisch (bei den Merrets oder woanders) engagieren, mitgestalten, mindestens aber im Mai wählen gehen. Das „Drama von List“ lückenlos aufzuklären oder endlich das „Beherbergungsgutachten“ auf den Weg zu bringen, sind Entscheidungen, die jetzt sofort getroffen werden müssen.

Wir, die Merrets, sind ungemütlich für die gewählten Vertreter:innen und werden daher oft als schamlose Störenfriede diskreditiert. Das liegt in der Natur der Sache. Während wir außerhalb der Insel gerne als Retter:innen gelten, was ebenso übertrieben ist, kämpfen wir hier mit Vorurteilen und Feindbildern. Rund um den Neujahrsempfang in List und die Bürgerversammlung in Wenningstedt wurde das besonders deutlich. Es kursierten sogar Gerüchte, wir würden die Veranstaltungen sprengen wollen. Nichts liegt uns ferner. Das ist nicht unser Stil. Wohl aber wollen wir anstrengend, beharrlich  und präsent sein, Fragen stellen und unsere Meinung kund tun, diskutieren, zu neuen Lösungen inspirieren. Aber auf Grabenkriege und Feindbilder lassen wir uns nicht ein.

Wer als Kommunalpolitiker nicht in die Diskussion einsteigt, keine andere Haltung hören will, allergisch auf kritische Bürger:innen und insbesondere auf uns als Bürgernetzwerk reagiert, hat Demokratie nicht verstanden.

Pressemitteilung von BI Merret reicht´s

Liegt im Ruhe die Kraft um Sylt aus der Misere zu holen?

Der Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein Claus Ruhe Madsen kam nach eigenem Bekunden als „Grillgut“ auf die Insel.  Eingeladen wurde er vom Bürgernetzwerk Merret reicht, dass sich gegen den „Ausverkauf“ der Insel stark macht (www.merret-sylt.de).
Doch die Insulaner hatten offenbar nicht den Willen, den Minister zu grillen. Vielmehr setzten sich einige Spasseinlagen, wie diese, sowohl von ministerieller Seite, als auch von Seiten der Moderatorin eine Zeitlang fort, sodass sich eher eine launige Atmosphäre à la 3Nach9-Talkshow , statt einer scharfen Podiumsdiskussion entwickelte. Natürlich ging Moderatorin Susanne Matthiesen auch gleich zum „Du“ gegenüber dem Minister über:“Dänen lassen sich gern duzen“, meinte sie und der Minister C.Ruhe nickte.
Bemerkenswert seine mit einem Augenzwinkern versehene Aussage: „Wenn ihr eine Königin hättet, wie wir Dänen, hättet ihr wohl nicht diese Probleme“. Ob diese subtile Anspielung mit dem Anspruch der Bürgerbeteiligung von Merret dauerhaft zu vereinbaren ist, bleibt abzuwarten, die noch durch die ministerielle Aussage unterfüttert wurde (sinngemäss): Wenn 10 Personen zu einer Besprechung zusammenkommen, hat man am Ende meist 11 Probleme.

Dennoch wurde es zu einem gewinnenden Abend für alle Seiten.

Es wurde gelacht, sogar gesungen, gestritten, diskutiert und viel zugehört. Auf der Bühne des Friesensaals zeigte sich eine tiefenentspannt-fröhliche Moderatorin, ein ähnlich entspannter Minister, eine erstklassig argumentierende Merret Vertreterin (Birte Wieda), einen beschlagenen Herrn Mantik (Gutachter Beherbergungskonzept) und ein erfahrenes Mitglied des politisch-wirtschaftlichen Establishments der Insel (Dehoga Vorsitzer Dirk Erdmann).

Der grösste Erfolg des Abends war wohl, dass es gelang, überhaupt so viele Sylter (der Friesensaal war mit knapp 250 Gäste proppenvoll) unterschiedlichster Couleur zusammenzuholen, um über die Zukunft Sylts zu reden.

Und wenn auch vieles offenblieb, eines ist nach diesem Abend klar: Das sogenannte Beherbergungskonzept, das Nein zu weiteren Ferienwohnungen, muss kommen. Wenn die Politik der Gemeinde Sylt (die nur den Anfang machen kann) hier ihren Worten keine konsequente Handlung folgen lässt, wird unser „System Sylt“ an die Wand gefahren.
Man darf gespannt sein!

Leider hatte der lustige Minister keine ernsthaften Gaben aus Kiel für die Sylter im Gepäck. Nun hofft das Bürgernetzwerk Merret, dass sich in Kürze weitere Gespräche zwischen Merret und Minister aus dieser Diskussion ergeben werden, die zu konkreten Lösungen führen.

Ausschnitt Foto: Sylter Rundschau
Text: L.Koch/S.v.Bremen

BI Merret reicht es jetzt wirklich: Gemeinderat Sylt´s lehnt „Projekt Bürgerrat“ ab!

In der Gemeinde Sylt wird es auf absehbare Zeit keinen Bürgerrat geben. Eine überwältigende Mehrheit in der Gemeindevertretung erteilte dem Konzept für mehr Bürgerbeteiligung eine klare Absage. Mit 17 Nein-Stimmen, bei nur 7 Ja-Stimmen (und keiner Enthaltung) machten die Kommunalpolitiker*innen kurzen Prozess. CDU, SPD, SWG und Insulaner waren sich einig: Die Bürgerfragestunde und die Ortsbeiräte reichten als Instrumente aus, um die Sylter*innen angemessen in den politischen Prozessen zu berücksichtigen. Die Grünen, der SSW und die Partei Zukunft hingegen sahen Bedarf für einen repräsentativen Bürgerrat nach Losverfahren und stimmten dafür. Zu wenige.


Das Bürgernetzwerk „Merret reicht’s – aus Liebe zu Sylt“ zeigte sich enttäuscht. Gründerin Birte Wieda aus Keitum: „Es bleibt ein großes Rätsel, wie wir hier auf Sylt überhaupt noch zu Antworten in den ganz großen Fragen der Zukunft in Bezug auf Tourismus, Klimaneutralität, Ausverkauf, Dauerwohnraum und Verkehrskollaps kommen wollen.“ Mit dieser Absage an einen Bürgerrat habe Sylt eine große Chance verpasst, zumal die Finanzierungszusage und personelle Ausstattung des Projektes bereits da war. „Es liegt kein Mehltau auf der Sylter Kommunalpolitik, sondern Beton.“


Gleichzeitig bedankte sich Birte Wieda bei allen Gemeindevertreter*innen, die sich, ebenso wie das Bürgernetzwerk „Merret reicht’s“ ehrenamtlich einige Stunden mit dem Projekt LOSLAND beschäftigt hatten.Dass nun die Ortsbeiräte das große Rad für mehr Bürgerbeteiligung drehen sollen, wie die CDU anmerkte („Diese Wege der Bürgerbeteiligung sollten gemeinsam mit den Bürgern, der Selbstverwaltung und der Verwaltung intensiviert und gerne auch auf insulare Themen erweitert werden.“) hält Birte Wieda für ein Scheinargument: „Wenn das System der Ortsbeiräte die letzten Jahre funktioniert hätte, wäre es ja schön. Ein Bürgerrat basiert jedoch auf einem völlig anderen Konzept. Er stellt Instrumente der Bürgeraktivierung, Information und – was das Wichtigste ist – Konsensfindung zur Verfügung.“


Dem „ganz normalen Sylter Einwohner“ sei nicht mehr vermittelbar, „dass auf Sylt nur noch gestritten wird und sich außer Baukränen einfach gar nichts mehr bewegt“, sagte Wieda. „Wir wollten von Merret aus einfach mal einen Anstoß geben, den Kommunikationsstillstand zwischen den Insulanern und der Politik zu überwinden, frischen Wind einblasen, aber das scheint mehrheitlich nicht gewünscht, offenbar sogar gefürchtet.“Die Saison stehe vor der Tür, ein weiteres Jahr sei verstrichen und es sei wieder nichts Relevantes zur Lösung der großen Probleme entschieden worden. „Alles wie immer.“ Nun hoffe sie auf die Kommunalwahl im kommenden Jahr, für die laufen beim Bürgernetzwerk schon die Vorbereitungen. „Wir werden Bilanz ziehen und dokumentieren, welche Partei sich wie und mit welchem Ergebnis für die Insel engagiert.“


Ich möchte mich bei allen bedanken, die das Thema intern mit angeschoben und begleitet haben, sowie bei den zahlreichen Merrets gestern in der Sitzung!
Noch ist die Sylter Politik nicht reif für dieses Projekt – verdient hätte die Insel es gehabt…

Ein informatives Video  zum Konzept „Bürgerrat“ findet sich hier:

Video zum Bürgerrat
Herzliche Grüsse Eure Merret

Text: Bürgerinitiative Merret reicht´s- au Liebe zur Sylt
Foto: Buergerbeteiligung-AdobeStock_50610494-1200×80-1.jpg

Bürger-Ini „Merret reicht´s“ informiert zum „ROV“ (raumordnerischer Vertrag) mit dem Land SH

Dieser Tage und Wochen bestimmt der ROV die Gremien der Inselgemeinden. Die fast fröhliche Abkürzung steht für ein kurzes und dennoch recht sperriges Regelwerk: den „RaumOrdnerischen Vertrag“.

Dauerwohnraum ist rar auf Sylt – das Problem darf aber nicht zum zunehmenden Verbauen der Insellandschaft missbraucht werden.

Ein Vertrag, der zwischen dem Land Schleswig-Holstein und allen fünf Gemeinden der Insel geschlossen werden soll. Er soll den Neubau von Dauerwohnraum auf der Insel steuern. Bislang regelt der Regionalplan von 2002 den Bau von Dauerwohnraum. Dieser sieht vor, dass Westerland den Hauptanteil am Dauerwohnraum bauen darf/soll, die Amtsgemeinden hingegen bis zum Jahr 2030 jeweils nur 10% auf ihren Bestand vom Dezember 2017 aufstocken dürfen.Derzeitige Großbauprojekte wie in List (z.B. der Dünenpark) und in Hörnum verstossen derzeit dagegen, weswegen „Zielabweichungsverfahren“ auf den Weg gebracht werden.

Auch Dauerwohnprojekte in Kampen und Wenningstedt lassen sich auf Basis des Regionalplanes nicht realisieren.Der Regionalplan von 2002 sah auch einen STOPP für Ferienwohnungsbau vor, dazu hat die Inselpolitik bisher keinen nennenswerten Beitrag geleistet, und das Land nie ernsthaft kontrollierend nachgehakt. Seit Jahren versucht das Land auf Sylt eine „insulare“ Sicht auf das Wohnraumproblem zu schaffen.

Das Wohnraumentwicklungskonzept (WEK) machte den Anfang. Hier legte jede Gemeinde einzeln ihren Bedarf an Dauerwohnraum fest. Dieses wurde aber nicht von allen Gemeindegremien abgestimmt. Die Entwicklung verlief über das Wohnraummarktkonzept (WMK) bis zum jetzt vorliegenden Raumordnerischen Vertrag (ROV).

Der Raumordnerische Vertrag sieht nicht mehr den Bedarf der einzelnen Gemeinden, da diesen zum Teil auch schlichtweg die Flächen fehlen, er legt jetzt den inselweiten Bedarf fest. Bis 2030 sollen (nach Bedarfsermittlung) 2.521 Wohnungen gebaut werden können. Die einzelnen Gemeinden weisen sogenannte Potentialflächen aus, also bisherige Frei- oder Parkflächen, auf denen sie sich den künftigen Dauerwohnraum vorstellen können – teils liegen diese Flächen auch ausserhalb der bisherigen Dorfgrenze.

Nun, denkt der geneigte Bürger, klingt doch alles ganz vernünftig. Schließlich brauchen wir Dauerwohnraum auf der Insel.

Es ist nun zum Einen zu befürchten, dass ein Wettrennen startet, wer am schnellsten am meisten Dauerwohnraum baut. Zum Anderen sind 2.521 zusätzliche Wohnungen fast 25% mehr Haushalte, als wir Sylter heute offiziell bewohnen. Das ist sehr viel – zumal eine Berücksichtigung der insularen Verkehrsinfrastruktur bei dieser Betrachtungsweise außen vor gelassen wird. Zum Dritten, empfiehlt der Vertrag zur Sicherung des neuen Dauerwohnraumes bei Eigentum – das Erbbaurecht. Hier bestehen aber gesetzliche Lücken, die zuvor dringend nachgebessert werden müssen.

Apropos gesetzliche Lücken….Wer spricht eigentlich überhaupt noch von dem Schutz des bestehenden Dauerwohnraumes? Der Kreislauf, dass Dauerwohnraum an Zweitwohnen und/oder Ferienwohnen verloren geht, kann durch kommunale Neubauten nicht ausgeglichen werden. Dieser täglich fortschreitende Verlust durch Umwandlung von Dauer- in Ferien- und/oder Zweitwohnungsraum lässt sich nur mit weitreichenden, konsequenten, rechtlichen Festsetzungen und deren Kontrolle bremsen.

Wo stehen wir heute? Die Amtsgemeinden Hörnum, List und Wenningstedt-Braderup haben dem ROV bereits bedingungslos zugestimmt. Kampen hat seine Zusage in Aussicht gestellt. Die Gemeinde Sylt, als Zünglein an der Waage, hat den Beschluss in den Oktober verschoben. Es ist unsicher, was geschehen wird, sollte die Insel durch internen Streit den Vertrag nicht verhandeln, sondern ablehnen.

Das Land drängt auf eine insulare Einigung, bietet mögliche inhaltliche Änderungen bis zum 9.10. an. Private Großinvestoren, wie die GSK-BIG (Dünenpark) fordern vom Land bereits eine Alternative und ziehen siegesgewiss in direkte Gespräche mit dem Ministerium. Das Land hat bereits im Fall Lanserhof an vielem vorbei genehmigt. Würde es das mit dem Dünenpark auch tun?

Was brauchen und wollen wir Sylter Bürger wirklich? Statt Neubau einen gewollten, wirkungsvollen Schutz von bestehendem Wohnraum auf Sylt! Wenn Neubau, dann nur innerhalb der Gemeindegrenzen, um unser Naturkapital zu schützen! Wenn Neubau, dann nur als kommunaler Wohnungsbau, um jene Umwandlungsprozesse, die wir in den letzten 50 Jahren bei jedem Investorenbauprojekt beobachtet haben, zu verhindern. Eine solche Verhandlung und Anpassung würden wir uns beim ROV wünschen.

BI Merret reicht´s

Overtourismus dient fast Niemandem- Sylt am Scheideweg- Politik muss endlich handeln!

Wer derzeit am Morgen durch Westerland geht, trifft auf lange Schlangen von Wartenden vor allen Bäckereien. Über 40 Personen in einer Reihe sind keine Seltenheit beim Brötchenkauf. Wer an bedeckten oder gar regnerischen Tagen mit Bus oder Auto unterwegs ist, kann ewig im Stau stehen, nicht nur in der City, sondern auch auf den Ausfallstrassen nach Osten und Norden. An vielen Stränden herrscht fast schon mallorquinischer Dichtestress, am Abend einen Restauranttisch zu ergattern ist ohne Vorbestellung höchst unwahrscheinlich- Kann Urlaub so noch Spass machen?

Morgens in Westerland zur Hauptsaison vor allen verfügbaren Bäckereien: 30-60 Minuten für Brötchen Schlange stehen ist nicht selten

Das Phänomen wird neuerdings Overtourism genannt und ist ein gefragtes Medienthema im Sommerloch. Dabei sind die geschilderten Auswirkungen noch die harmloseren Effekte einer viel zu grossen Zahl von Menschen auf der Insel. Die Sylter Rundschau schätzte neulich 200 000 Personen auf Sylt. Eine genaue Statistik haben Verwaltungen und Politik bislang nicht erstellen können, insofern bleiben die Zahlen von Fremdenbetten und Tagestouristen heiss diskutierte Schätzungen.

Die Frage ist jedoch- wer profitiert wirklich von diesem „immer mehr“?

Das Sylt Image nimmt auf jedenfall Schaden. Viele Urlauber sind ob der Massen, deren Teil sie selbst sind arg genervt und beschliessen schon jetzt: Das war das letzte Mal Urlaub auf Sylt. Nicht zuletzt auch deswegen, weil sie auf misslaunige Sylter treffen, denen alles zuviel wird.

Die Gastronomie weiss nicht wo ihr der Kopf steht, wenn abends die hungrige Welle vom Strand in die Orte schwappt. Ebenso wie die Geschäftswelt leidet sie unter der Beschaffung von ausreichend qualifiziertem Personal. Am Ende der Saison werden wieder viele über ihre physischen und psychischen Grenzen gegangen sein. Viel Personal bedeutet hohe Kosten. Gesundschrumpfen könnte der bessere Weg sein, bei wahrscheinlich gleichem Nettogewinn.

Die Sylter Vermieter Die Bettenanzahl der Einheimischen ist wahrscheinlich relativ konstant. Deutlich mehr werden die Zahlen von Zweithäusern, Appartments und Hotelbetten, die durch Investoren geschaffen werden, die vom Festland kommen. Die Rendite landet also nicht in den Kassen der Sylter Vermieter. Die Sylter bekommen eigentlich immer mehr Konkurrenz im Vermietgewerbe durch Betriebe, die von Aussen die Insel übernehmen.

Die Sylter Natur- und Landschaft und die Sylter Kultur leidet unter dem Boom. Am wenigsten noch unter den Spaziergängern, den Zig-Tausend Hunden und ihren Kothaufen- und Tüten. Schlimmer ist der überbordende Autovekehr mit überwiegend SUV-grossen Fahrzeugen und der nicht mehr rückgängig zu machende Flächenverbrauch für Parkplätze, Strassen, Neubauten und ganze Neubaugebiete. Inzwischen sind die wichtigsten Sylter Kulturstätten dadurch unmittelbar bdroht: Der Denghoog in Wenningstedt, die Tinnumburg bei Westerland, der Kampener Leuchtturm mit den grossen Hünengräbern.

Die Sylter Orte verlieren an Authentizität und Dorfgemeinschaft. Sie bluten zunehmend aus. Zu astronomisch hoch sind die Immobilienpreise und damit auch die Mieten. Normalverdienern ist es unmöglich, eine eigene Wohnung oder ein Eigenheim zu erwerben. Erben müssen gleich verkaufen, oder hohe Darlehen aufnehmen, um die Erbschaftssteuer zahlen zu können, wenn sie nicht verkaufen. Feuerwehren klagen über Nachwuchssorgen, Kleine Läden und Bäckereien verschwinden ebenso wie Kindergärten und ganze Nachbarschaften aus den ehemals intakten Dörfern.

Die Sylter Baufirmen? Es gibt nur noch wenige- die meisten Handwekrsbetriebe kommen von „Drüben“ und tragen das Geld weg von der Insel.

Die 200 „sylter“ Makler, die Notare, die Banken, die Land-und Hausbesitzerbesitzer, die verkaufen- ja, sie werden profitieren.

Ein Ende ist nicht abzusehen. Krisen, Krankheit und wirtschaftliche Unsicherheit steigern die Zahl der Inlandsurlauber weiter. Wenn Sylt noch den letzten Rest seines guten Rufes bewahren will muss endlich seitens der Politik gehandelt werden. Es reicht!

Lothar Koch