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Grüne räumen bei der Kommunalwahl 2018 in Sylt ab

vorläufig amtliches Wahlergebnis der Gemeinde Sylt. Quelle: Gemeinde Sylt

Kommunalwahl 2018: vorläufig amtliches Wahlergebnis der Gemeinde Sylt. Quelle: Gemeinde Sylt

Bündnis 90/Die Grünen sind die Gewinner dieser Kommunalwahl in der Gemeinde Sylt. Abgesehen von den Insulanern und der Zukunft, die unter „Sonstige“ zusammengefasst werden, sind die Grünen die einzige Partei, die gegenüber 2013 zugelegt hat und das gleich um knapp 5 %. Die Wähler haben das Engagement im Verlaufe des vergangenen Jahres und die Aufstellung und Aktivitäten ausgewiesener Inselkenner offenbar honoriert.

Einen absoluten Senkrechtstart legten die Grünen in der Gemeinde List hin. Hier erreichte die erstmalig aufgestellte Partei aus dem Stand 10,9 %. Leider hat die CDU jedoch die absolute Mehrheit, sodass auch in dieser Legislaturperiode keine erheblichen  Kursänderungen mit einem grünen Sitz zu erwarten sind.

Ergebnisse von 2013 und 2009

Ergebnisse von 2013 und 2009

Zwischen Dieselporsche-Trecker und Wasserstoffboot klafft eine erschreckende Lücke

Radspuren auf Verkehrsstrassen könnten helfen, Autos zurückzudrängen und Radler zu fördern.

Sylt kommt nicht auf Spur bei E-Mobilität und umweltverträglichem Tourismus

Während die Republik noch hitzig darüber diskutiert, wie mit dem Urteil des BVerG zum Dieselverbot umzugehen sei, reagiert Sylt sofort: Die Rundschau berichtet im locker-flockigen Unterhaltungsstil, (völlig unkritisch, wie über eine Theateraufführung), dass für den Mai erstmal ein Innenstadt-Corso von alten Diesel-Porsche-Treckern geplan seit, die ihre Abgase bis auf die Strandpromenade ausfahren dürften.

Ähnliches sind wir ja schon vom jährlichen Harley-Treffen gewöhnt. Gehört das zur „zielgruppenorientierte Markenpflege“ des Sylter Strategiekreises für den Tourismus?
Gleich in der folgenden Ausgabe von heute gibt es dann in der SR das denkwürdige Statement: „Sylt wird zum Vorreiter in der Elektromobilität“-es folgt ein Artikel über verschiedene Firmen, die zu den Klimatagen ihre neuen „Spielzeuge“ aus der Wasserstofffahrzeug-Technik vorstellen wollen. Allesamt Prototypen, die noch jahrelang entfernt von einer Serienproduktion sind. Dazwischen klafft ein verkehrspolitischer Abgrung in der Realität, was die Infrastruktur für Elektromobilität auf der Insel angeht.
Eine beschämend kleine Anzahl von E-Mobilien ist hier gemeldet und das Netz von Lademöglichkeiten lückenhaft und teuer. In Sachen Umsetzung lang geplanter Verkehrs-und Radwegekonzepte schleicht Sylt jedoch wie eine Schnecke im Rückwärtsgang.
Zum Thema „Diesel-Urteil“ gab es von den Insel-Grünen deshalb kürzlich folgendes Statement:
„Wir begrüßen das höchstrichterliche BVG-Urteil, Fahrverbote zu ermöglichen und damit als Gemeinden notfalls handlungsfähig zu werden.
Das hohe Gerichte bezeugt, dass Gesundheitsgefährdung durch Autoverkehr entsteht. Grenzwerte sind jedoch meist politische Kompromisse und werden nicht unbedingt an der best-möglichen Gesundheitsqualität festgelegt.
Genau damit der macht Sylt aber Werbung: „Die Sylter Luft ist wie Champagner“ heisst es da. Zahlreiche gesundheitsfördernde Angebote für die Atemwege, sind in den Sylt-Prospekten zu finden. Alle Insel-Gemeinden in Strandnähe sind offizielle Nordseeheilbäder und Luftkurorte.
Gleichzeitig rollen pro Jahr über eine Million PKW und eine unbekannte Menge LKW über den Hindenburgdamm, zusätzlich 70 000 Autos über die Römö Fähre und 15000 insulare Fahrzeuge.
Die Züge selbst sind unglaubliche Diesel-Dreckschleudern, die Millionen von Litern allein auf der Autozugstrecke pro Jahr verbrauchen und einen Teil zwischen Morsum und Westerland abgasen. Wir Grünen fordern  vor dem Hintergrund der aktuellen Rechtslage möglichst bis Pfingsten :
Die Einrichtung von Luft-Messstellen an den Verkehrsbrennpunkten der Insel und eine transparente Auswertung und Veröffentlichung der Daten.
Dabei geht es gar nicht um die Frage, ob die  gerichtlich vorgegebenen Grenzwerte eingehalten werden, sondern darum, ob die Sylter Luft dem Anspruch der gesundheitsfördernden insularen Angebote des Tourismus über das Jahr entspricht.
 Wie gut jetzt ein Instrument zu haben, den überbordenden Autoverkehr notfalls in seine Schranken weisen zu können.
Die gemeinsame Aufgabe von Politik und Verwaltung bleibt nun, das längst verabschiedete Verkehrskonzept umzusetzen.
Weiterhin ist alles dran zu setzen, dem Busfahren Vorrang zu gewähren, die Elektrifizierung der Busflotte zu unterstützen,sowie die Subventionierung des kerosinlastigen Flugverkehrs zu überdenken.“
Lothar Koch

Gemeinde Sylt verzockt sich bei Insel-Poker um Schrotthalle

Kommentar zur Berichterstattung der Sylter Rundschau von heute über die Halle 28 auf dem Fliegerhorst. (Vorige Naturreporter-Berichte unter den Schlagworten: Halle, Hallen, Lokalpolitik).

Wenn ein Unternehmer in Wenningstedt „meiert“ und dabei seine wirtschaftliche Grundlage verzockt, ist das sein persönliches Risiko. Wenn aber gewählte Volksvertreter mit dem Augenzwinkern der hauptamtlichen Gemeindeverwaltung Sylt bei

 

Warn-Anzeige aus dem Jahre 2016

Warn-Anzeige aus dem Jahre 2016. Die 400 000 Euro beziehen sich auf die BIMA Forderungen von 200 000 Euro pro Halle.“

Rechtsverträgen mit dem Bund „pokern“, also darauf spekulieren, dass sie mit ihrer Abstimmung „Wir zahlen einfach nicht“ durchkommen, ist das  unverantwortlich und ein Armutszeugnis der sylter Politik, das an das „Thermendesaster“ in Keitum erinnert.
Grüne, SPD , SSW und SWG hatten vor dem Bürgerentscheid klipp und klar auf die Kostenspirale hingewiesen, die bei einem Fortbestand der Hallen auf die Gemeinde zukäme. Auch auf die Forderungen der BIMA, die von vornherein glasklar im Raum standen. Nun verklagt der Bund die Gemeinde auf 200 000 Euro unbezahlte Vertragsleistungen für die Halle 28. Die addieren sich wohlmöglich zu den bereits gezahlten 500 000 Euro, die dringend für die Umsetzung des Verkehrsgutachtens oder soziale Töpfe gebraucht würden. Von weiteren Forderungen für die Hallen wird gemunkelt,  eine funktionsfähige Katastrophenschutzhalle ist jedoch auch zwei Jahre nach den Diskussionen nicht zu sehen. Und der Bürger soll jetzt „Mensch ärgere dich nicht spielen?“ 
 

Lothar Koch

Wunschliste im Spannungsfeld Naturschutz/Tourismus

wZAObXYUweBgtmeEdV2-xQAm kommenden Donnerstag tagen Naturschützer gemeinsam mit Touristikern der Wattenmeerküste Deutschlands und Dänemarks in Hörnum. Die Fachtagung „Natur & Tourismus“ wird von der Nationalparkverwaltung und der Nordsee-Tourismus-Service GMBH (zuständig für die Werbung der gesamten Nordseeküste Schleswig-Holsteins), dem WWF und weiteren Partnern veranstaltet.

Kernvorträge werden seitens der Insel Sylt von Moritz Luft, dem Geschäftsführer der Sylt Marketing Gesellschaft (SMG) und Thomas Vodde, dem Kurdirektor und Projektleiter „Klimainsel Juist“ vorgetragen.

Das Nationalparkamt wagt sich mit Martin Stocks Themenvortrag „Salzwiese“ aus ihrem Kernbereich Watt ein wenig auf die Insel hinauf, die ja selbst gar nicht Teil des Nationalparkes ist. Bleibt zu hoffen, dass der Vertreter der Uni Hamburg, Herr Martin Döring, mit seinem Exkurs zum „Heimatgefühl“ einen Kontrapunkt setzt, der zur angeregten Diskussion über Probleme im Spannungsfeld von Tourismus und Naturschutz auf Sylt und anderen Inseln beiträgt.

Zur Anregung einer lebhaften Diskussion (und weil bald Weihnachten ist)  hier die Wunschliste eines sylter Naturschützers:

Wunschliste an den Tourismus auf den Inseln und an der Küste

Ich wünsche mir…

⁃ eine ehrliche und verlässliche Partnerschaft zwischen Naturschutz und Tourismus
weil der Tourismus weiss, dass die Naturlandschaft mit ihren Lebensformen die notwendige Grundlage für einen Inseltourismus ist und der Naturschutz weiss, dass gemeinsam mit dem Tourismus Forderungen zum Schutz von Natur und Umwelt besser gegenüber Profitinteressen und sonstige Begehrlichkeiten durchgesetzt werden können.

⁃ eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe 
Viele Naturschützer haben derzeit die Wahrnehmung, dass Natur auf der Agenda des Tourismus eine Nische unter vielen ist, die vermarktet wird. Wir sehen den Schutz von Natur und Landschaft jedoch als Querschnittaufgabe und Grundlage für alle touristischen Aktivitäten.

Wir glauben, dass dies auch in den meisten Gremien Konsens ist, spätestens seit Anerkennung der Wattenmeerregion als Weltnaturerbe. Dieser Konsens wird jedoch zu wenig gelebt und zum Ausdruck gebracht. Gelebte Gemeinsamkeit würde für uns heissen, dass touristische Gremien offensiver und mit hoher Priorität Ziele des Natur-, Umwelt- und Klimaschutzes gegenüber anderen Interessen vertreten.

Dazu gehört auch die Wahrnehmung von Wachstumsgrenzen im Tourismus und eine Sensibilität dafür zu entwickeln, welche Veranstaltungen und Massnahmen in ein gutes Miteinander von Tourismus und Naturschutz passen. Diese Sensibilität wird derzeit seitens der Naturschutzseite häufig vermisst.

Konkret wünsche ich mir beispielsweise folgende Massnahmen:

⁃ Durchführung von Nachhaltigkeitskampagnen seitens der touristischen Organisationen (auf Sylt z.B. SMG und des ISTS (und weiterer insularer Tourismuspartner).
Diese sollte sowohl das Außen- wie auch das Binnenmarketing umfassen.

Beispiele: Aussen-Marketing

⁃ gezielte Werbekampagnen um Langzeittouristen zu locken und Kurzzeitgäste zu vermindern

⁃ gezielte Werbekampagne um Urlauber zu überzeugen ihr Auto stehen zu lassen (am Besten schon im Heimatort), bzw. eine Klima- freundliche Anreise zu wählen.

⁃ gezielte Kampagne für eine Plastik-verpackungsfreie-Insel/Küste

⁃ gezielte Aktionen und Anreize für Gäste um klimafreundliches Verhalten auf am Urlaubsortl zu fördern

Beispiele: Binnen-Marketing

⁃ Nachhaltigkeits-Zertifizierung aller touristischen Einrichtungen durchführen

⁃ Nachhaltigkeit-Fortbildungen für alle Mitarbeiter anbieten

⁃ eigene Fuhrparke auf E-Mobilität umstellen

⁃ innovative Ideen zum Thema Verkehr  proaktiv  durchsetzen

(kostenloser ÖPNV, Co2 frei-mobil)

⁃ eigene Veranstaltungen „plastikfrei“ und „CO2-frei“ durchführen

⁃ gezielte Aktionen und Anreize für Mitarbeiter und Partner um klimafreundliches Verhalten zu fördern

⁃ Nachhaltigkeit (Klima, Umwelt, Natur) als hohen Wert in die touristischen Bilanzen mit hineinzunehmen, statt nur Gästezahlen, Bettenzahlen und Gewinne zu betrachten. (Wertewandel)

– Selbstverpflichtung: die Kooperation mit-, die Bewerbung und Gutheissung von …offensichtlich klimaschädlicher/n oder dem Landschafts-/Umwelt-und Naturschutz abträglicher/n Veranstaltungen, Vorhaben und Aktivitäten zu unterlassen.

Proaktiv auf Partner einwirken, das Klimawandelziel umzusetzen (zB. Autofirmen die bei Großveranstaltungen  ausstellen dazu zwingen nur ihre E-mobile vorzustellen).

⁃ umgekehrt „inselfreundliche“ Aktivitäten zu fördern.

⁃ möglichst Win-Win Situationen zu verfolgen-sowohl in Hinblick auf Natur, als auch in Hinblick auf die Lebensqualität der Einheimischen.

Um zu entscheiden, was „inselfreundlich“ ist und was nicht könnte ein Beratungsgremium von Fachleuten unterschiedlicher Richtungen zusammengestellt werden, die ein Leitbild erstellen.

Lothar Koch, Sylter & Juister, Biologe,
aktiver Mitdenker in verschiedenen Naturschutzorganisationen der Insel Sylt
und Autor der tourismuskritischen Utopie Syltopia

Busfahren auf Kurtaxe scheitert an ÖPNV-Vergabekriterien

IMG_1180Gerade noch rechtzeitig vor entscheidenen Abstimmungen zur Neustrukturierung und Vergabe der Buslizenz für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) auf der Insel  schuf eine Anfrage der Grünen, die mit den Fraktionen SPD, SSW, SWG und Piraten gemeinsam auf den Weg gebracht wurde, Öffentlichkeit, Transparenz und Diskussion rund um das Thema „Inselverkehr“.

Seit über einem Jahr liefen bereits hinter den Kulissen Verhandlungen zwischen dem Landschaftszweckverband (LZV),  dem Kreis Nordfriesland und dem privaten Sylter Bus-Unternehmen (SVG) zu den komplizierten Vergabeverfahren für ÖPNV im Kreis und auf der Insel. Durch die Anfrage der Fraktionen wurden diese nun öffentlich.  Erst dadurch ist es der Öffentlichkeit möglich sich ein Meinungsbild zu machen. Antworten der Gemeinde Sylt auf die Anfrage können jetzt hier eingesehen werden.

Folgende Punkte sind nun geklärt:
1. Eine europaweite Ausschreibung der Buslizenz 2019 (10 Jahre gültig), wie es im Festlandsbereich des Kreises NF stattfindet, wird es für Sylt nicht geben.  Das liegt daran, daß auf Sylt die SVG als privater Busunternehmer agieren will, ohne öffentliche Fördergelder in Anspruch zu nehmen. In dem Fall muss dieser Anbieter zwingend die Lizenz erhalten.

2. Daraus ergibt sich, daß es ein durch die Kurtaxe subventioniertes oder kostenloses Busfahren auf der Insel in den kommenden 12 Jahren nicht geben wird, da eben auch diese Finanzierung ein EU-Auschreibung zur Folge hätte.

Eine Ausschreibung will der LZV jedoch vermeiden, da diese langwierig und nur vom Kreis durchführbar wäre.

Aktuell soll jedoch die ÖPNV-Planung vom Kreis auf den sylter LZV übertragen werden, eben weil ja keine Gelder fliessen. Der LZV verspricht sich davon mehr Einflussnahme auf den Vertrag mit der SVG (Motto: wir regeln das auf Sylt unter uns).

Fazit: Das Projekt Busfahren auf Kurtaxe, das ja eigentlich dem Klimaschutz dienen soll, scheitert an bürokratischen Rahmenbedingungen, die durch Gesetz, Verwaltung und lokale Begehrlichkeiten vorgegeben werden.

Nun bleibt zu hoffen, daß in den vertraglichen Verhandlungen zwischen LZV und SVG die für Mensch und Umwelt bestmöglichen Bedingungen herausgehandelt werden.

Letztendlich müssen noch alle Sylter Gemeinden und schliesslich der Kreis darüber abstimmen. Dieses Verfahren wird sich bis Ende September ziehen. Bis dahin kann noch in den Gemeinderäten diskutiert werden.

3. Seitens der Verantwortlichen für den Tourismus auf der Insel war und ist ein Projekt „kostenloses Busfahren auf Kurtaxe“ offensichtlich auch gar nicht gewünscht. Anders ist es kaum zu erklären, daß trotz jahrzehntelanger Diskussion zu diesem Thema immer noch keine handfesten Berechnungen und Statistiken vorliegen, die aus der wirtschaftlichen Sicht das Thema objektiv beleuchten würden und den Bedarf bei Urlaubern geklärt hätten. Auch auf der letzten Sitzung des LZV wurde von Seiten des Tourismus-Vertreters „aus dem Bauch“ argumentiert, daß die vom Kreis-Justiziar genannte erforderliche Erhöhung der Kurtaxe von 70 Cent bis 1 Euro für diesen Zweck Gäste abschrecken würde und auch nicht ausreichen würde.

Dies wirft ein Licht darauf, wie weit das Thema „Klimaschutz“ bereits bei den Insel-Managern im Kopf angekommen ist.

Lothar Koch