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Lohnt sich demonstrieren?

Klima Demo 20.9. Westerland

Diese Frage stellen sich seit dem 21.9. mindestens 1100 TeilnehmerInnen der Sylter Klima-Demo. So gross war die Zahl der BürgerInnen, die zu der vom Aktionsbündnis Klimaschutz Sylt veranstalteten Kundgebung kamen. Damit darf die Demo für sich beanspruchen, die grösste seit 1988 auf Sylt gewesen zu sein. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl, kann sie sich durchaus mit den Menschenaufläufen in Kiel messen lassen.

Die Frage ist jedoch. Was bringt dieses kreative und lautstarke Statement der Sylter vor ihrem Rathaus? Schliesslich hatte das Aktionsbündnis*, dem zahlreiche Sylter Parteien angehören ein Flugblatt verteilt, auf dem nicht nur globale, sondern ach lokale Forderungen zu lesen waren:

Forderungen an die Sylter Politik:

  • Ab sofort: Ausrichten alle insularer Entscheidungen an den Klimazielen(„Klimanotstand“ wie in vielen Großstädten schon in Umsetzung)  und Einrichten einer insularen Klima-Kommission, die unter Vorsitz einer/s Nachhaltigkeitsmanager*In vierteljährlich Vorschläge an die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung weiterleitet.
  • Ab 2020 eine Bilanz zum Treibhausgasverbrauch von Sylt in Tonnen CO2 Äquivalenz veröffentlichen und jährlich fortschreiben.
  • Maßnahmen ergreifen um den Treibhausgasverbrauch auf der Insel jährlich linear zu senken bis 2035 das Ziel 100% klimaneutrale Insel erreicht ist. 
  • Verwaltung, Eigenbetriebe und Betriebe an denen die Gemeinden beteiligt sind per Satzung strickt auf das Ziel 2035  100% klimaneutral ausrichten. 
  • Zurückdrängen des Individualverkehrs, Vorrang für ÖPNV, Fahrrad, Fußgänger. Schnelle Umsetzung des Radwegekonzepts.
  • Konsequente Ausrichtung der Fremdenverkehrswerbung auf nachhaltige Anreise und nachhaltige Mobilität auf der Insel.

NaturReporter Sylt wird mit Spannung die kommenden Ratssitzungen verfolgen, ob die Demo eine angemessene Antwort aus dem Rathaus, oder dem insularen Gremium LZV erhält.

*Aktionsbündnis Klimaschutz Sylt: Fridays for Future, Schutzstation Wattenmeer, Naturschutzgemeinschaft Sylt, Bye,Bye Plastic-Sylt, Nabu,Bündnis90/Die Grünen, SPD,SWG,SSW,Die Insulander, ev.Kirchengemeinden:Westerland, Morsum, Rantum/Hörnum, Keitum, kath.Kirchengemeinde Westerland. Dänische Kirchengemeinde Sylt, Gesucht Gefunden Sylt, NaturReporterSylt

Aktionsbündnis Klimaschutz Sylt lädt zu einer bunten Klimademo am 20.9. um 12 Uhr

Aktionsbündnis Klimaschutz Sylt steht jetzt auf breiter Basis

Fridays for Future, Schutzstation Wattenmeer, Naturschutzgemeinschaft Sylt, Bye,bye Plastic, Nabu,Bündnis90/Die Grünen, SPD,SWG,SSW,Die Insulander, ev.Kirchengemeinden:Westerland, Morsum, Rantum/Hörnum, Keitum, kath.Kirchengemeinde Westerland. Dänische Kirchengemeinde Sylt, Gesucht Gefunden Sylt, NaturReporterSylt

Demoleiter Lothar Koch im Interview mit der Sylter Rundschau

Die Vorbereitungen für die grosse, friedliche Klimademo am 20.9. in Westerland laufen auf Hochtouren, sagt Lothar Koch, der verantwortliche Demo-Leiter  von den Grünen. Inzwischen hat sich ein breites Bündnis von Sylter Kirchen, Umweltverbänden und Parteien gebildet, die die Demonstration mit veranstalten (s. Plakat).

„Es geht hier nicht um Parteipolitik, sondern darum, dass alle die Forderungen der jungen Generation, die sich als Fridays for Future lautstark für ihre Belange einsetzt, unterstützen“, so Koch. Insofern sind die politischen Parteien sich einig, ohne ihre üblichen Flaggen und Logos bei der Demo mitzugehen.

Umso mehr hoffen wir auf die Kreativität der Bürger und Bürgerinnen, ein eigenes Demo-Plakat mitzubringen. Anregungen für Sprüche findet man auf der aktuellen Demo-Info-Seite www.natuerlichsylt.net.

Die Demonstration wird mit einer kurzen Kundgebung beginnen, auf der neben den Veranstaltern auch Mathias Wegener, ein Wissenschaftler des Alfred Wegener Instituts und die „Klimaklägerin“ Silke Backsen von Pellworm sprechen werden.

Der Demo-Leiter Lothar Koch im Interview

Herr Koch, wieviele Demonstranten erwarten Sie morgen bei der Klima Demo in Westerland?

Ich erwarte, dass wir die größte Demo in Westerland zusammenbringen, die es seit Beginn des Jahrhunderts gegeben hat. #allefürsklima bedeutet ja, dass alle Generationen, alle politischen Farben, also jeder eingeladen ist, für den Fortbestand unseres „Zuhauses“ auf die Strasse zu gehen. Denn wir werden vom Klimawandel alle zunehmend betroffen. Mit „Zuhause“ meine ich sowohl unsere Insel, wie auch unseren Heimatplaneten, also die Schöpfung.  Ich benutze dieses Wort, weil auch viele Sylter Kirchen Mitveranstalter der Demo sind.

Aber um 12 Uhr müssen doch viele arbeiten und zur Schule gehen.

Fridays for Future hat den 20.9. zum weltweiten Klima-Streik-Tag ausgerufen. Und streiken heisst ja bekanntlich mal für einen Moment innehalten und die Arbeit niederlegen. Ich hoffe, dass Sylter Unternehmer sich das selbst und ihren Angestellten gönnen. Die Schulkinder haben ja schon gute Erfahrung damit. Wir sollten uns das wert sein-es geht schliesslich um die lebenswerte Zukunft unserer Kinder und Enkel. 

Weshalb soll sich gerade Sylt so engagieren?

Als nördlichster Aktionspunkt von fast 500 Demos im Bundesgebiet, sollten wir zeigen, was wir können. Schliesslich sind wir als Nordseeinsel ja viel direkter vom Klimawandel und Meeresspiegelanstieg betroffen als z.B. Castrop Rauxel.

Ausserdemm: Die Kohlestandorte liegen den Politikern seit langem mit ihrem Arbeitsplatzthema in den Ohren. Es wird zeit, dass endlich auch die Küste ihre lebensnotwendigen Belange lautstark auf den Verhandlungstisch legt.

Was wünschen Sie sich für die Demo?

ich wünsche mir eine friedliche, aber energische Demo. Ein buntes Happening mit kreativen Sprüchen, bunten Fahnen und positiver Hoffnung. Den Grauschleier der Politik können wir nur mit Lebensfreude und Power durchdringen.

Herr Koch, wir danken für dieses Gespräch.

Das Flugblatt zur Demo hier als download

Lothar Koch im Interview bei Antenne Sylt

Ozeane sind das Wärmegedächtnis des Erdölzeitalters

NaturReporter Sylt weicht in Sachen Klima-Notstand von seiner Linie ab, nur über Sylter Probleme in Natur und Landschaft zu berichten. Angesichts der alarmierenden Entwicklung des Weltklimas, sehen wir die Dringlichkeit, wichtige Meldungen hier zu verbreiten. Diese sammeln wir aus weltweiten Nachrichtenportalen und veröffentlichen hier sporadisch Auszüge.

Ozeane sind das Wärmegedächtnis des Erdölzeitalters. Die Ausdehnung des Meerwassers durch höhere Temperaturen ist der grösste Motor des Meeresspiegelanstieges.

Erderwärmung über drei Jahre. Quelle NOAA

Die Ozeane erzählen die Geschichte eines Planeten, der sich erwärmt, wenn fossile Brennstoffe verbrannt werden. Hurrikan-Prognostiker beobachten die Meerestemperaturen genau. Meeresoberflächentemperaturen über 25,5 °Celsius, die hier in Gelb, Orange und Rot angezeigt werden, sind ausreichend warm, um Hurrikane anzuheizen.

Ozeantemperaturen über 25,5 °C-Hurricane-Quellen (Quelle: NOAA)

Die Temperatur der Erde steigt nicht nur in der Atmosphäre. Mehr als 90 Prozent der überschüssigen Wärme, die durch Treibhausgasemissionen bereits zur Erde zurück gespiegelt wurde, wird in den Ozeanen gespeichert, die zwei Drittel der Erdoberfläche bedecken. Deren Temperatur steigt und sie erzählen die Geschichte, wie Menschen den Planeten verändern.

Zusammenhang zwichen CO2 Emissionen und Erwärmung der Ozeane

„Die in Ozeanen gespeicherte Wärme ist das Gedächtnis eines vergangenen Klimawandels“, sagte Kevin Trenberth, Leiter der Klimaanalyse am Nationalen Zentrum für Atmosphärenforschung und Mitautor eines neuen Papiers über die Erwärmung der Ozeane. Nicht nur das Ausmaß der Erwärmung ist von Bedeutung, sondern auch das Tempo. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Ozeane erwärmen, hat sich seit 1992 fast verdoppelt, und die Wärme erreicht laut einer aktuellen Studie immer tiefere Gewässer. Gleichzeitig sind die Konzentrationen von Kohlendioxid in der Atmosphäre gestiegen.

Die Diagramme zeigen, wie sich die Ozeane verändern und was sie uns als Thermometer der globalen Erwärmung sagen.

Ursachen des Meeresspiegel Anstiegs

Wissenschaftler sagen, dass der Wärmestau in den Ozeanen der stärkste Beweis dafür ist, wie schnell sich die Erde erwärmt. Ozeane haben eine enorme Wärmespeicherkapazität. Daher schwanken die Meerestemperaturen im Gegensatz zu den Temperaturen an Land nur langsam, meist aufgrund von Naturkräften wie El Niño oder Vulkanausbrüchen. Das macht es einfacher, den Einfluss des vom Menschen verursachten Klimawandels von anderen möglichen Ursachen für die Erwärmung des Ozeans zu unterscheiden.

Über wie viel zusätzliche Wärme sprechen wir? Und wie wirken sich diese auf das Klimasystem aus? „Von Tag zu Tag betrachtet, ist wirkt das wirklich recht wenig“, sagte Trenberth, „aber die kumulativen Auswirkungen sind massiv“.

Nach Untersuchungen von Trenberth und Lijing Cheng vom Institut für Atmosphärenphysik in Peking betrug der Wärmeanstieg in den Ozeanen 2015 und 2016 30,4 x 1022 Joule an Energie. Und sie bringen ein plastisches Beispiel: Die seit 1992 in den Ozeanen angehäufte überschüssige Energie entspricht in etwa der 2000-fachen US-Stromerzeugung im letzten Jahrzehnt. Die Überlastung trägt zur Störung der Energiebilanz der Erde bei, die für ein relativ stabiles Klima erforderlich ist.

Die Meerestemperaturen sind in den letzten 50 Jahren durchschnittlich um 0,12 Grad Celsius pro Jahrzehnt gestiegen. Die höheren Temperaturen treiben Meeresbewohner auf der Suche nach Nahrung und optimalen Lebensräumen an die Pole, bleichen Korallenriffe aus und verursachen schwerwiegende Auswirkungen auf die Fischerei und die Aquakultur. Sie tragen auch zu häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen bei. In den drei aufeinanderfolgenden tödlichen Wirbelstürmen von 2017 – Harvey, Irma und Maria – spielten wärmere Gewässer eine Rolle bei der Verschärfung der Stürme.

Obwohl die Meerestemperatur einen deutlichen Indikator für den Klimawandel darstellt, besteht eine Herausforderung für die Forscher darin, dass die Aufzeichnungen der Oberflächentemperatur von Ozeanen nicht weit zurückreicht. Erst seit Anfang der 2000er Jahre hat eine internationale Initiative namens Argo fast 4.000 hochseetaugliche Sensoren auf den Markt gebracht, die wichtige Daten über die Ozeane, einschließlich der Temperatur, erfassen.

Während sich die Ozeane erwärmen, führt die thermische Ausdehnung dazu, dass der Meeresspiegel, der bereits durch das Abschmelzen des Landeises (ausgelöst durch höhere Luft- und Meerestemperaturen) genährt wird, noch höher steigt. Ein Großteil stammt aus dem Schmelzeis der Antarktis und Grönlands. In Grönland schmolzen im Juli 2019 innerhalb von 24 Stunden 1 Milliarde Tonnen Eis.

Fast 50 Prozent des Meeresspiegelanstiegs sind nach neuen Arbeiten von Cheng und Trenberth auf die Wasserausdehnung durch Erwärmung des Ozeans zurückzuführen.

Die Erwärmung des Ozeans kann sich auch auf andere Weise auf den Anstieg des Meeresspiegels auswirken. In diesem Jahr kam es zu erheblichen Verlusten in den Eisdepots der Antarktis. „Die wurden durch wärmere ozeanische Strömungen unter dem Eis ausgelöst. All das führt zur Ausdünnung des Eises und zur Schwächung des Schelfs“, sagte Trenberth. Die Schelfeisplatten selbst schwimmen bereits, sind jedoch entscheidende Puffer bei der Verlangsamung des ozeanischen Eisflusses auf die massiven Eisplatten hinter dem Schelf. Wissenschaftler sagen, dass die Eisdecke der Westantarktis allein genug Eis enthält, um den globalen Meeresspiegel um ungefähr 3 Meter anzuheben.

von By Sabrina Shankman and Paul Horn, Inside Climate News. Übersetzung NaturReporterSylt.
Naturreporter dankt NYA

Fridays Demos- Hoffnung für Europa

300-400 Demonstranten versammelten sich vor dem Rathaus in Westerland zur Klimademo

Am vergangenen Freitag fand auch auf Sylt eine Demo zum Thema Klimaschutz statt. Aufgerufen hatte die Kampagne „Fridays for Future“, der sich weltweit hundertausende Menschen, vor allem Schüler anschlossen. Leider wird die Initiative der Kinder und Jugendlichen von vielen immer noch belächelt und kleingeredet. So auch von der Lokalpresse, die in einem Kommentar von 100 Demonstranten schrieb, obwohl 300-400 Jugendliche und Erwachsene waren, die sich in strömendem Regen dem Protestmarsch durch Westerlands Innenstadt anschlossen. Damit war diese Klimademo zahlenmässig die grösste Demonstration seit Jahren (wenn nicht seit Jahrzehnten), die in Westerland stattfand. Statt das junge Pflänzchen des politischen Engagements bei Jugendlichen zu begrüssen und zu fördern, sind manche immer noch der Meinung, Demonstrieren sei ja kein Engagement, sondern nur ein Vorwand, die Schule zu schwänzen. Dabei gilt das Recht auf Demonstration als höchstes Gut in unserer Demokratie- und das sollte besonders für Bevölkerungsgruppen gelten, die nicht zur Wahl gehen dürfen. Wie sollten sie sonst ihre Meinung, ihre Ängste und Sorgen artikulieren. Und: die Lokomotivführer, Fluglotsen, Gewerkschaftler etc. streiken und demonstrieren ja auch nicht in ihrer Freizeit oder am Wochenende- eben weil sie wissen, dass nur so politischer Druck entsteht.

Schliesslich führt die Vorbereitung und Durchführung einer Demo auch zur Auseinandersetzung mit der Thematik und nicht selten zu weiteren Arbeitsgruppen, in denen kreativ am Thema gearbeitet wird. Auch in den Schulen wird durch das Engagement der SchülerInnen viel tiefer über das Thema Klimawandel recherchiert, als zuvor.

Die Demos von Fridays for Future sollten also als ein Zeichen der Hoffnung für Europa verstanden werden in einer Gesellschaft die zunehmend apolitisch geworden ist und das Feld der Diskussion überwiegend rechten Populisten überlässt.

Lothar Koch

Kampen im Klimawandel

Kampen diskutiert: „Klima und Meer: Eine neue Zukunft für die Küste“

Das Thema Klimawandel ist in aller Munde und nahezu täglich lesen oder hören wir neue Schreckensmeldungen in den nationalen und internationalen Medien. Kein Zweifel, es ist an der Zeit, der Wahrheit ins Auge zu blicken und darauf zu schauen, welche Auswirkungen der Klimawandel für uns und die nachfolgenden Generationen mit sich bringen wird. Am 15./16. Februar 2019 lädt deshalb der Tourismus-Service Kampen in Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut ins Kaamp-Hüs ein, um sich diesem wichtigen Thema zu widmen und friesisch-frische Denkanstöße zu geben.

Der Klimaforscher Professor Dr. Peter Lemke und die stellvertretende vielfach ausgezeichnete Leiterin der Küstenforschung des Alfred-Wegener-Instituts, Professorin Karen Helen Wiltshire, werden dazu am Sonnabend, 16.2.2018 ab 17 Uhr die Verbindung zwischen Klima und Meer vor unserer Haustür erläutern und im Anschluss mit uns diskutieren.  

Bereits am Vorabend der Podiumsdiskussion lassen wir Bilder sprechen. Am Freitag, 15.2.1019 zeigen wir um 18 Uhr im Saal des Kaamp-Hüs den preisgekrönten Dokumentarfilm „Chasing Ice“, in dem der Naturfotograf und Wissenschaftler James Balog vom Massensterben der Gletscher berichtet (Eintritt 10 Euro). In 80 Minuten macht Balog im Zeitraffer und auf dramatische Weise den Klimawandel sichtbar. Nie wurden die Konsequenzen der Erderwärmung so künstlerisch und verstörend zugleich in Szene gesetzt. Professor Lemke erläutert uns zu Beginn, wie der Film entstanden ist.