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Dr. Pauli scheitert auf Sylt

Mit 10 % Vorsprung hat Nikolas Häckel seiner Mitbewerberin Frau Dr. Pauli das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Sylt weggeschnappt. Erleichterung bei vielen Syltern, die mit dem Sylter Wappenspruch „Klar Kimming“, klares Geradeausdenken und Handeln verbinden. Das liess Frau Dr. Pauli hier und da vermissen.

Dabei sah es vergangene Woche von der Stimmung her noch wesentlich knapper, um nicht zu sagen, recht gut für Frau Pauli aus.

wahlergebnisMeines Erachtens kippte die Wählerstimmung allmählich, als der Eindruck enstand, sie wolle bekannte Persönlichkeiten wie Karsten Kerkamm, CDU, oder Andreas Tietze, Die Grünen, übergebührlich für ihren Wahlkampf instrumentalisieren. Ihre immer wieder zu bemerkenden Seitenhiebe in Leserbriefen, oder Presseberichterstattungen, die den Mitbewerber diffamieren sollten, stiessen dann doch wohl bei vielen Syltern eher negativ auf. Nikolas Häckel wurde jedoch nicht nur wegen seines fairen Wahlkampfes und seiner Qualitäten gewählt, sondern von Vielen sicherlich auch als das „kleinere Übel“, um die Ex-CSU-Frau zu verhindern. Insofern sollte sich Herr Häckel nochmal genau die Seiten des Pauli´schen Wahlkampfes anschauen, die überzeugend und positiv waren: spürbares Engagement, klares Sprechen, medienwirksamer Auftritt und vor allem die Aura einer „Veränderin“, einer Neuen Kraft, die alte Strukturen bereit ist, aufzubrechen und originelle Ideen einbringt. Wenn Herr Häckel als neuer Bürgermeister, alle Sylter mitnehmen will, wie er sagt, wäre es gut von diesen Eigenschaften einige zu kultivieren,- man lernt ja nie aus. Ich beglückwünsche Herrn Häckel zu seinem Wahlsieg!

Lothar Koch

Wer wird Millionär?- Sechs ringen um das höchste Amt auf Sylt

Isch kandidiere! Quelle:Sylter Rundschau

Isch kandidiere!
v.l.o.:Reinartz,Pauli,Schmidt,
Ballentin,Wagner,Häckel
Quelle:Sylter Rundschau

Die gestrige „Elefantenrunde“ der Kandidaten für das Sylter Bürgermeisteramt fand im Grossen Kursaal Westerland statt und war in vielfacher Hinsicht aufschlussreich.

Die beste Nachricht zuerst: Es versammelten sich fast 800 Bürger im Zuhörersaal. Wer hätte gedacht, dass das politische Interesse unter der Inselbevölkerung doch so groß ist?!

Karsten Kock, der bekannte RSH-Radiomoderator, führte professionell und mit viel Witz durch das über dreistündige Programm, in dem der Souverän, also der gemeine Wähler, alle sechs Kandidaten nochmal hinsichtlich ihrer Spontanität und Persönlichkeit kennenlernen sollte. So ging es also auch weniger um harte, inhaltlich- programmatische Verlautbarungen und Streitkultur, als vielmehr um die persönliche Schwingung jedes einzelnen Kandidaten vor grossem Publikum.

Kock versuchte, nicht nur mit Fragen zur Inselpolitik, sondern auch mit anderen Mitteln die Kandidaten aus der Reserve zu locken. Beispielsweise liess er Zettel ziehen, mit Fragen wie: Wenn Sie ein Tier, eine Blume, ein Gewürz, ein Werkzeug, ein Schreibgerät, eine Fernsehserie, oder eine Farbe wären, was wären Sie dann? Oder: Sie bekommen als Bürgermeister 10 Millionen Euro in die Hand- was machen Sie damit?

Die Antworten und die Art und Weise, wie sie beantwortet wurden, liessen Zwischentöne im allgemeinen Wahlkampfgetöse hör- und sichtbar werden.

So fühlt sich Dr. Gabriele Pauli nach eigener Aussage als Füchsin, während Bernd Reinartz  als „mittelscharfer Senf“ daherkommt. Nikolas Häckel findet sich irgendwo zwischen Sonnenblume und Schraubendreher wieder, und Robert Wagner als reich gedeckter Esstisch. Lars Schmidt sieht sich als sturmgepeitschte Öljacke an der Computertastatur und Polizist Markus Balentin identifiziert sich mit „Baywatch“.

Auf die „10 Millionen Frage“ gingen fast alle Antworten in Richtung Rettung der Sylter Geburtenstation und Ankauf von mehr  Wohnraum für Sylter. Nur Nicolas Häckel will jeden Cent komplett in die Verwaltung stecken.

Bei mir persönlich kamen die Kandidaten so rüber:

Dr. Gabriele Pauli- die Blenderin: (Fürth) Die Diskrepanz zwischen dem ihr nachgesagten Ruf als kompetente Medienfrau und ihrem tatsächlichen Auftreten, kam mir auch bei dieser dritten Veranstaltung mit ihr, die ich verfolgte, wieder in den Sinn. Bei genauem Zuhören und näherem Hinschauen, bleibt von der scheinbar glanzvollen  Politikerin und schlauen Füchsin nicht viel mehr übrig, als sich wiederholende Phrasen und nettes Geplauder. Die in der Presse veröffentlichten, ganz offensichtlich auf „jung“ bearbeiteten Portraitfotos deuten in dieselbe Richtung: Mehr Schein als Sein.

Nikolas Häckel- der Verwalter: (Kronshagen,Sylt) Ein Lächeln wie eine Sonnenblume, ein Denken wie ein Schraubendreher. Er würde die Gemeindeverwaltung straff nach seinem Gusto organisieren- leider ist nichts von kreativen Visionen zu spüren- aber der Mensch (die Bürger) lebt ja bekanntlich nicht vom Brot ( verwaltet werden) allein.

Markus Ballentin- der Farblose: Der Kandidat aus Köln hat gute Absichten und einen interessanten Backround als Stratege aus einer grossen Polizeiorganisation. Auch seine Idee, ein familienorientiertes Gesamtkonzept für Sylt zu erarbeiten, ist nicht verkehrt. Doch für ein Bürgermeisteramt, das auch weit über die Insel strahlen soll, kommt er mir zu farblos rüber. Pluspunkt: er war der Einzige! der das Stichwort Natur-und Umweltschutz konkret erwähnt hat.

Lars Schmidt- der Nervige: Lars Schmidt (Sylt) überraschte durchaus positiv mit seinen  wohl durchdachten Thesen zur Inselentwicklung, seinem Sinn für Humor und seiner engagiert kämpferischen Art des Vortrages. Der Mann kann sicher Leuten so lange auf die Nerven gehen, bis er bekommt was er will- und das meine ich gar nicht negativ. Aber genau deshalb gehört er nicht auf den Stuhl des Bürgermeisters, sondern als „Nervling“ in den Gemeinderat.

Robert Wagner- die kämpferische Frohnatur: (Aachen) Wenn er ein Eßtisch wäre, wäre er wohl ein runder Tisch. Keinem der KandidatInnen gelang es so perfekt, die Lacher ganz positiv auf seine Seite zu bringen. Der Aachener Karneval liegt ihm irgendwie im Blut. Er kam sehr authentisch und glaubwürdig rüber. Nicht zuletzt weil er den Mut hatte, vor versammeltem Wahlvolk schonmal, wie einst der regierende Bürgermeister von Berlin, seine homophile Ausrichtung offenzulegen. Er will es jetzt wirklich – das Amt. In Sachen Natur-und Umweltpolitik braucht es noch etwas Nachhilfe. Wagner hat sich freigeschwommen und kommt offenbar an, ohne einer bestimmte Seilschaft auf der Insel Rechenschaft abliefern zu müssen.

Bernd Reinartz- der Besonnene: Der sylter Rechtskanzlei-Mitarbeiter präsentierte sich als ruhiger Verwalter ohne grosses Charisma und eigene Vision. Die Visionssuche will er den Bürgern überlassen. Erfahrung im Führen einer grossen Mitarbeiter-Schaar bringt er nicht mit, dafür aber seinen Fanclub aus der CDU, die ihm dann später sicher „helfen“ werden. Wenn er in Zukunft seinen Senf dazu gibt, wird der allenfalls mittelscharf sein. Grosse Skandale wird es mit ihm nicht geben- aber wahrscheinlich auch keine grossen Würfe.

Mein Fazit: Als Zuhörer hatte ich plötzlich folgende Vision: Karsten Kock macht mit seinem Sender eine vorweihnachtliche Spenden-Aktion unter dem Motto: „10 Millionen für Sylt“.
Mit diesem Geld kaufen wir uns locker alle Kandidaten der Vorstellungs-Runde für die nächsten 18 Jahre zusammen ein. Sie bilden dann ein Bürgermeister-Konsortium aus den unterschiedlichsten Typen. Die müssen sich stets einigen und es kommt am Ende  für alle ein guter Kompromiss dabei heraus.

Leider nur eine Vision.

Wenn ich alles, was ich bisher von den KandidatInnen so wahrgenommen habe zusammenlege, hat zur Zeit Robert Wagner leicht die Nase vorn. Er ist hoch engagiert und bürgernah und wahrhaftig. Alt genug, Verantwortung übernehmen zu wollen, jung genug um frischen Wind in die Sylter Politik zu bringen, hat Erfahrung in Verwaltung und Politik gesammelt und bringt Humor mit. Ob er an seiner Aufgabe wachsen würde und bei Zeiten die notwendige Gelassenheit und Würde für das Amt entwickeln könnte, kann nur die Zukunft zeigen.

Lothar Koch

 

Bürgermeister-Kandidatin Pauli überzeugte auch nicht bei 3nach9

Auch beim zweiten PR-Anlauf zur Eröffnung ihres Wahlkampfes um das Sylter Bürgermeisteramt konnte Dr. Gabriele Pauli gestern Abend in der bekannten Talkshow 3nach9 von N3 nicht wirklich überzeugen. Von dem ihr nachgesagten Image als „Medien-Profi“, war jedenfalls nichts zu bemerken. Brav und bieder antwortete sie auf die flachen Fragen der Moderatorin Judith Rakers zu ihrer Bewerbung auf das Sylter Amt, anstatt wie ein Medienprofi der Fragestellerin das Gespräch aus der Hand zu nehmen, und eigene Inhalte zu vermitteln. Sie sagte fast nichts, was inhaltlich über eine Bunte-Lektüre oder einen einfachen Reiseführer zur Insel hinausgehen würde. Keine Positionierungen, keine guten Ideen und Lösungsvorschläge für die insulare Politik, keine überzeugende Beispiele aus ihrer bisherigen Schaffensperiode, mit der sie auftrumpfte. Schliesslich scheiterte sie noch am Öffnen einer Auster- wenn das das keine Symbolik für den Sylter Wahlkampf hat 🙂 Hier zum Fensehbeitrag.
Auch im weiteren Verlauf des Abends mischte sie sich fast nicht mehr in Gespräche ein, sondern hatte eher die Ausstrahlung einer Marionette aus der Augsburger Puppenkiste.

Apropos Marionette: Wer oder welche Gruppe hat denn die EX-CSU Politikerin eigentlich animiert auf Sylt zu kandidieren. Diese Leute halten sich bisher auffällig bedeckt. Wir hoffen auf mehr  investigativen Journalismus bei der Sylter Rundschau zur Klärung dieser Frage.

Totentanz im Friesensaal mit Dr. Gabriele Pauli

Foto:Sylter Rundschau

Foto:Sylter Rundschau

Keitum Friesensaal, gestern um 19:30 Uhr. Eine Traube von Menschen wartet vor den Türen des Heimattreffpunktes bei strömenden Regen auf Einlass. Alle wollen Dr. Pauli sehen. Dr. Gabriele Pauli, die Ex- CSU-Vorstandsfrau aus Bayern, die die den Ministerpräsidenten Stoiber vor 8 Jahren gekippt hat. Heute abend will die „rote Rebellin“ hier aus ihrem gleichnamigen Buch lesen und Fragen über eine mögliche Kanditatur als Bürgermeisterin von Sylt beantworten.

Im Schlepptau hat sie Manfred Otzelberger, Redakteur von der „Bunten“. Otzelberger ist ihr Ghostwriter. Offenbar hat er das Buch in weiten Teilen nach ihren Angaben formuliert und soll sie jetzt hier im Friesensaal dazu interviewen. Durch die Veranstaltung moderiert Michael Stitz, Chefredakteur der Sylter Rundschau. Das Publikum: eine Mischung aus Buntelesern, Syltern und Urlaubern mittleren bis hohen Alters, der Saal gut gefüllt, Eintritt 12 Euro- ganz schön happig für eine Wahlveranstaltung. Der Moderator beruhigt, es geht heute um eine Bücherlesung und nicht um Wahlkampf. Frau Pauli habe sich noch nicht entschieden zu kandidieren. Dabei läuft die Bewerbungsfrist für das Bürgermeisteramt bereits in zwei Monaten ab und es müssen knapp 140 Bürgerunterschriften zur Zulassung vorgelegt werden.

Diese 140 Unterschriften hätte Frau Dr. Pauli an diesem Abend locker einsammeln können, wenn sie denn überzeugt hätte. Leider glich die Veranstaltung jedoch eher einem Totentanz als einer Vor-Wahlparty. Die als schillernder Paradiesvogel angekündigte Ex-CSU-Landrätin präsentierte sich sowohl äusserlich als auch argumentativ eher als graue Maus. Ihr mitgereister Interviewpartner spulte seine eingeübten Fragen ab, während er ständig an seinem Handy rumspielte und Michael Stitz gelang es nicht, die angebliche Rebellin auf konkrete Aussagen zur Sylter Politik festzunageln. Sie wich ständig aus, wenn es um ihre Kanditatur oder Inhaltliches zum Thema Sylt ging. Sie habe noch nicht entschieden, weil..ihre Mutter, ihre Tochter, ihre Heimat..aber wenn sie kommt, dann kommt sie richtig. Sie weiss es dann im September. Ihre Unsicherheit und schlechte Vorbereitung wurde dann besonders bei den Fragen aus dem Publikum deutlich. Auf die Frage, was sie denn in Ihrem Landkreis Fürth so Fortschrittliches in Sachen Energiewende, Verkehr, Natur -und Umwelt geleistet habe, schwafelte sie etwas von Müllentsorgung und gelben Säcken. Auf die Frage, mit wem sie denn auf Sylt noch reden wolle, oder schon geredet habe, kam die Antwort: das geschieht eher zufällig, wer mit ihr reden wolle, könne sich gern melden. Einige „Gesprächspartner“ hätten sie jedoch besonders beeindruckt: Die Toten von St. Severin- man könne ja so viel von Friedhöfen lernen.

Gott bewahre Sylts Bürgermeisteramt vor Lame Ducks und  Geistern aus den Reihen der CSU- selbst wenn die in Bayerns Lieblingspartei schon längst Karteileichen sind.