Beiträge

Liegt im Ruhe die Kraft um Sylt aus der Misere zu holen?

Der Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein Claus Ruhe Madsen kam nach eigenem Bekunden als „Grillgut“ auf die Insel.  Eingeladen wurde er vom Bürgernetzwerk Merret reicht, dass sich gegen den „Ausverkauf“ der Insel stark macht (www.merret-sylt.de).
Doch die Insulaner hatten offenbar nicht den Willen, den Minister zu grillen. Vielmehr setzten sich einige Spasseinlagen, wie diese, sowohl von ministerieller Seite, als auch von Seiten der Moderatorin eine Zeitlang fort, sodass sich eher eine launige Atmosphäre à la 3Nach9-Talkshow , statt einer scharfen Podiumsdiskussion entwickelte. Natürlich ging Moderatorin Susanne Matthiesen auch gleich zum „Du“ gegenüber dem Minister über:“Dänen lassen sich gern duzen“, meinte sie und der Minister C.Ruhe nickte.
Bemerkenswert seine mit einem Augenzwinkern versehene Aussage: „Wenn ihr eine Königin hättet, wie wir Dänen, hättet ihr wohl nicht diese Probleme“. Ob diese subtile Anspielung mit dem Anspruch der Bürgerbeteiligung von Merret dauerhaft zu vereinbaren ist, bleibt abzuwarten, die noch durch die ministerielle Aussage unterfüttert wurde (sinngemäss): Wenn 10 Personen zu einer Besprechung zusammenkommen, hat man am Ende meist 11 Probleme.

Dennoch wurde es zu einem gewinnenden Abend für alle Seiten.

Es wurde gelacht, sogar gesungen, gestritten, diskutiert und viel zugehört. Auf der Bühne des Friesensaals zeigte sich eine tiefenentspannt-fröhliche Moderatorin, ein ähnlich entspannter Minister, eine erstklassig argumentierende Merret Vertreterin (Birte Wieda), einen beschlagenen Herrn Mantik (Gutachter Beherbergungskonzept) und ein erfahrenes Mitglied des politisch-wirtschaftlichen Establishments der Insel (Dehoga Vorsitzer Dirk Erdmann).

Der grösste Erfolg des Abends war wohl, dass es gelang, überhaupt so viele Sylter (der Friesensaal war mit knapp 250 Gäste proppenvoll) unterschiedlichster Couleur zusammenzuholen, um über die Zukunft Sylts zu reden.

Und wenn auch vieles offenblieb, eines ist nach diesem Abend klar: Das sogenannte Beherbergungskonzept, das Nein zu weiteren Ferienwohnungen, muss kommen. Wenn die Politik der Gemeinde Sylt (die nur den Anfang machen kann) hier ihren Worten keine konsequente Handlung folgen lässt, wird unser „System Sylt“ an die Wand gefahren.
Man darf gespannt sein!

Leider hatte der lustige Minister keine ernsthaften Gaben aus Kiel für die Sylter im Gepäck. Nun hofft das Bürgernetzwerk Merret, dass sich in Kürze weitere Gespräche zwischen Merret und Minister aus dieser Diskussion ergeben werden, die zu konkreten Lösungen führen.

Ausschnitt Foto: Sylter Rundschau
Text: L.Koch/S.v.Bremen

Unerwünschte Baustile sollen nicht über Generationen erhalten werden

Hässliches zieht Hässliches nach sich- Stoppt den Teufelskreis

Hotel Westerland

Die Appartementburgen an der Promenade in Westerland sind hinlänglich berüchtigt. Das als Kurzentrum euphemistisch bezeichnete Hochhaus-Areal entstand in den 70iger Jahre. Unter dem Slogan „Atlantis“ wurden 1969 die Pläne für einen gigantischen Hochbau aus drei Blöcken bekannt, deren größter 100 m hoch werden sollte. Daß eine der ersten Bürgerinitiativen der Republik, die aus Sylter Bürgen bestand, das Projekt in seiner Ursprungsplanung verhinderte ist bekannt. Die Minimalversion sehen wir heute und fast jeder, der nicht gerade ein Appartement dort gekauft oder gemietet hat und von dort aus den wunderbaren Nordseeblick geniesst, regt sich über die Bauweise auf. Bei den älteren Häusern im Bäderstil der Jahrhundertwende sagen alle: „Oh wie schön!“  Ist das wirklich nur eine Geschmacksfrage, oder gibt es einen Konsens, daß solch ein Baustil nicht an unseren Strand, auf unsere Insel paßt?
Rund um das hohe Appartementhaus entstanden weitere Blöcke, wenn auch niedriger, so doch in ähnlicher Architektur. Eines davon ist das Hotel Westerland, das noch bis vor kurzem der BASF als Hotel für Mitarbeiter diente und und seit einem Jahr mit der Arcona-Gruppe aus Rostock einen neuen Besitzer hat. Diese Investoren wollen nun ihren Parkplatz mit einem weiteren Appartement/Hotelbau „verschönern“. Der Gemeinderat hat sich mit großer Mehrheit gegen die Bewilligung des Bauplanes ausgesprochen. Nun schreibt das Kreisbauamt zurück, daß der Gemeinderat gar nicht das Recht habe, den Plan der Bauherren zu verhindern. Das Grundstück sei Bestandteil eines Bebauungsplanes und würde sich der bereits vorhandenen Archiktektur anpassen. Doch gerade die wollen wir ja auf Sylt nicht mehr haben!
Offenbar ist an der Promenade Westerland die Idee „Atlantis“ immer noch nicht endgültig untergegangen.
Wenn die Sylter Bürger(-Vertreter) alle legalen Mittel ausschöpfen, um weitere hässliche Bettenburgen in Westerland zu verhindern, finde ich durchaus legitim. Schließlich müssen wir Sylter täglich (und wahrscheinlich für die kommenden 100 Jahre, wenn der Klimawandel es zulässt) mit Anblick und Folgen solcher Hochhäuser leben-, nicht die Bosse der Arcona-Gruppe.
Die Logik des Kreisbauamtes mag rechtlich zutreffen, aber sie verstärkt den für unsere Insel so problematischen Negativ-Kreislauf hin zu mehr baulicher und touristischer Verdichtung: Steht einmal ein hässlicher Baukomplex, müssen sich künftige Bauprojekte diesem Stil anpassen. So helfen sie mit, unerwünschte Baustile über Generationen zu erhalten. Diesen Teufelskreis müssen Gemeinde und Kreis endlich gemeinsam  stoppen- die Folgen sehen wir an vielen Punkten der Insel, wo auch gegenwärtig immer wieder Chancen vertan oder blockiert werden die Insel zu verschönern. Das Votum der Gemeindevertreter ist eindeutig: Betonburgen sind hier unerwünscht! Diese Botschaft sollte auch die Arcona Gruppe hören und darüber nachdenken, wie sie Westerlands Stadtbild bereichern könnte, wenn sie dann schon von ihrem Baurecht Gebrauch machen muß. Warum müssen die sich denn nicht beispielsweise dem Gründerstil eines Hotels Mirarmar anpassen? Beim Kurhaus in Wenningstedt ist das ja auch gelungen.
In dieser Frage ist insulare Geschlossenheit nötig, damit Investoren künftig gar nicht mehr auf die Idee kommen hier Hochhäuser bauen zu wollen- dazu gehört auch ein starkes und klares Votum der Sylter Unternehmer, des ISTS und der SMG. Die Gemeinde selbst muss bei eigenen Bauwerken mit gutem Beispiel vorangehen- das sollte auch für den sozialen Wohnungsbau gelten.
Ein Kommentar von Lothar Koch