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Archäologische Wanderung mit Dr. Martin Segschneider auf der Nösse

Die Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. und die Söl’ring Foriining laden am
Samstag den 06. Juli 2019 um 14 Uhr zu einer archäologischen Wanderung mit
Dr. Martin Segschneider vom Niedersächsischen Institut für Historische
Küstenforschung ein.

Während der Wanderung sollen die Denkmäler des Morsum-Kliffs erkundet und
erklärt und zudem eine Übersicht über die Entwicklung der Insel von der
Steinzeit bis zum Mittelalter gegeben werden. 

Die Insel Sylt ist reich an Zeugnissen einer vielfältigen Vor- und
Frühgeschichte. Somit haben archäologische Ausgrabungen der letzten Jahre
viele neue Erkenntnisse zum Wandel der Insel erbracht. Doch nicht nur anhand
der Funde bei Ausgrabungen kann die Geschichte Sylts erforscht werden,
sondern auch die Landschaft, besonders auf der Nösse-Halbinsel, beinhaltet
viele Denkmäler wie zum Beispiel Grabhügel und Altäcker, die noch gut
erhalten und sichtbar sind. 

Somit bildet das Gebiet am Morsum-Kliff, das mit seiner außergewöhnlich
hohen Grabhügeldichte eine der besterhaltenen Rituallandschaft Deutschlands
ist, den Ort für die Archäologische Wanderung, da hier anhand der vielen
Grabhügel die mehrere Jahrtausende andauernde Besiedlung der Insel sichtbar
wird. 

Zudem fällt das Morsum-Kliff nicht nur aufgrund der archäologischen
Besonderheiten, sondern auch durch die einzigartigen Gesteinsschichten auf.
Gerade deswegen trägt das Morsum-Kliff mit 77 anderen Geotopen den Titel
„Nationales Geotop, den die Geo-Akademie Hannover verleiht. Durch die
Auszeichnung soll eine Vielzahl von Besuchern auf die Naturschätze
Deutschlands aufmerksam gemacht und ein Bewusstsein für die geologische
Natur geschaffen werden. Während unserer Wanderung entlang des Kliffs
passiert man in gerademal zehn Minuten zehn Millionen Jahre Erdgeschichte.
Dieser schöne Ausblick sei Ihnen Gewiss, während Sie spannende Informationen
über die Archäologie Sylts vermittelt bekommen.

Der Treffpunkt für die archäologische Wanderung ist der Parkplatz Morsum
Nösse, von wo die ca. zwei Stunden dauernde Wanderung startet. Um eine
Anmeldung unter 04651-44421 oder info@naturschutz-sylt.de
<mailto:info@naturschutz-sylt.de> . Um eine Spende wird gebeten.

Jahrtausende alte Sylter Kulturstätte in Gefahr

die Tinnumer Biike im Schnee Foto: L.Koch

Tinnumer haben offensicht keinen Sinn für die Bedeutung der eigene Geschichte.

Das mindestens 2000 Jahre alte, archäologisch bedeutende Insel-Wahrzeichen  „Tinnum Burg“ droht in seiner Gesamtwirkung beschädigt zu werden.


Hintergrund ist die Notwendigkeit, die alte Tinnumer Feuerwache, die nicht mehr ausreicht, um im Brandfall rechtzeitig alle Gebäude des Ortes zu erreichen, durch eine neue Feuerwache südlich des Bahndammes zu ergänzen. Auf der Suche nach möglichen Bauplätzen hat sich der Ortsbeirat Tinnum auf eine Naturfläche versteift, die bislang eine wichtige Blickachse auf die Tinnum Burg freilässt.

Es gehört zum Schutz prähistorischer Bauwerke, dass nicht nur die Substanz des Denkmals, sondern auch das zugehörige Umfeld erhalten bleibt. (Man stelle sich vor, die Pyramiden von Gizeh stünden inmitten von Wohnblocks-dort ist es bereits bald soweit gekommen!). Da spielen Blickachsen und Freiräume eine wichtige Rolle. Genau diese drohen jetzt durch die neue Feuerwache zugebaut zu werden. Besonders pikant dabei ist die Tatsache, dass diese Fläche bereits als Baugrundstück für Wohnungen seitens des Landes freigegeben war, dann aber die Genehmigung aus Naturschutzgründen zurückgezogen werden musste. Eine notwendige Feuerwache, für die es keinen Alternativstandort gibt, könnte hier  jedoch das Naturschutzrecht aushebeln. Die Gemeinde hat nun neun mögliche Alternativ-Grundstücke geprüft. Aus verschiedenen Gründen (meist hohe Ankaufskosten) fallen sieben Flächen aus. Damit bleibt als Ausweichstandort für den Bau der Feuerwache nur ein Grundstück übrig: der Flaggenplatz nahe des Bahnüberganges Königskamp. Dort stehen auf einer grünen, gemähten Wiese zahlreiche Fahnenmasten zur Flaggenparade.

Trotz eines ApellTinnum Burg Kartes des Sylter Heimatvereines an den Tinnumer Ortsbeirat und Statements von ausgewiesenen Experten der Sylter Geschichte, wie der Gästeführerin und Autorin Silke von Bremen, will der Ortsbeirat den Flaggenplatz nicht zu Gunsten der „Burgfläche“ für den Bau der Feuerwache hergeben.

Nun sollte man meinen, das archäologische Landesamt würde einschreiten und dem Possenspiel ein Ende bereiten-leider weit gefehlt: das Land hat die Möglichkeiten der Gemeinde Sylt zusätzlich geschwächt, die Blickachse freizuhalten. Das Amt bezieht sich auf eine vor Jahren erteilte, fehlerhafte Genehmigung, die in dem Bereich zu einem Bauwerk führte und argumentiert nun, man müsse aus Gründen der Gleichbehandlung nun erneut ein ungeeignetes Grundstück genehmigen.

Der Bürgermeister der Gemeinde Sylt verweist auf seine Pflicht, den Brandschutz sicher zu stellen und gleichzeitig auf die Massgabe, den Ortsbeiräten größtmöglich entgegen zu kommen. Fazit: sollten die Tinnumer selbst ihr wichtigstes historische Bauwerk einer billigen Flaggenparade opfern wollen, wird die Gemeindeverwaltung dem nicht im Wege stehen. Entscheiden muss jedoch der Gemeinderat, der sich erst Ende des Monats neu konstituiert. Es bleibt zu hoffen, dass bis dahin alle Kräfte auf den Tinnumer Ortsbeirat einwirken, denen etwas an der kulturhistorischen Bedeutung der Tinnum Burg liegt.

Kommentar vom Naturreporter

Fusion ein Flop?

Es ist verflixt: Vor zehn Jahren wurde die Fusion zahlreicher Ortsteile beschlossen, weil die Bürger den ehrenamtlichen Gemeinderäten der kleinen Orte nicht mehr zutrauten, die richtigen Entscheidung im Sinne der ganzen Insel zu treffen. Auslöser waren Entscheidungen einzelner Kleingremien, die bspw. zum Thermendesaster in Keitum und zum Dorfhotel in Rantum führten. Nun haben wir eine professionelle Gemeindeverwaltung und stehen erneut vor einem Dilemma. Man sieht die Unvernunft, aber traut sich sich nicht gegen das Votum eines Ortsbeirates zu entscheiden, auch weil die Fusion generell unter einem schlechten Ruf leidet.

Hünengräber haben kaum eine Lobby

der Ringwall der Tinnum Burg wird zunehmend überwuchert

der Ringwall der Tinnum Burg wird zunehmend überwuchert

Meines Erachtens konnte es mit der Tinnum Burg nur deshalb soweit kommen, weil die Gemeinden zu wenig für den Erhalt und die Präsentation der alten historischen Stätten auf der Insel tun. Bei der Tinnum Burg ist es für alle sichtbar, die dort spazieren gehen: Der Wall wird von Bäumen und Sträuchern bereits überwuchert. Bis auf einen Gedenkstein und ein lieblos aufgestelltes Blechschild deutet nichts auf die Bedeutung des Bauwerkes hin. Selbst viele Sylter wissen nicht, was es mit diesem Ringwall auf sich hat. Ähnlich ist es auch um zahlreiche Hünengräber der Stein- und Bronzezeit bestellt. Dabei haben die Gemeinden die gesetzliche Pflicht, sich um die Pflege dieser Stätten zu kümmern. Ganz nebenbei wäre die professionelle Präsentation auch hilfreich für einen nachhaltigen Tourismus, der sich ebenfalls nicht um das Thema kümmert und stattdessen zunehmend auf Grossevents setzt, die alles andere als nachhaltig sind.

Lothar Koch