Da ich in dem Artikel der Sylter Rundschau vom 23.10.2014 etwas vereinfacht zitiert
BILD 24.10.2014
werde hier meine Klarstellung dazu:
In dem Artikel heisst es:
der Sylter Biologe Lothar Koch fordert eine bessere Aufklärungsarbeit vom Land: „Eine wissenschaftliche Sonderkommission Seehundsterben sollte klären, wie es zu den Todesfällen kam und die Ergebnisse der Öffentlichkeit transparent zugänglich machen“, sagte Koch gegenüber unserer Zeitung.
Gemeint habe ich, dass in der Berichterstattung der Medien beim aktuellen und auch bei den vergangenen Seehundsterben überwiegend die Statistik der Totfunde thematisiert wird. Dies wird durch die Verlautbarungen der amtlichen Stellen, die im Wesentlichen darüber handeln, wo, wann, wieviele tote Seehunde geborgen werden, verstärkt. Diese Zahlen sind sicherlich notwendig und wichtig. Zuwenig wird jedoch darüber gesprochen, weshalb es überhaupt zu den mehrfachen Seuchenzügen unter Seehunden kam und weshalb der Beginn jedesmal bei der Insel Anholt im Kattegat gemeldet wurde und wie das Sterben im ökologischen Kontext der Hausmeere Nord- und Ostsee gesehen werden muss.
Es gibt m.E. also folgende offene Fragen:
Seehundbank vor Kohlestaubkraftwerk in Esbjerg, Foto: L.Koch
– Warum beginnen die Seuchenzüge unter Seehunden so oft im Kattegat?
– Wie kommen die Viren in die Population und wie verbreiten sie sich?
– Was sind die wesentlichen Faktoren, die zu einer Anfälligkeit des Seehundsbestandes gegenüber Viren führen? Welche Gründe kommen potentiell in Frage:
Überpopulation (=Nahrungsmangel,Platzmangel), Immunsystemschwäche, Schadstoffbelastung, Stress durch Störungen im Habitat, Naivität gegenüber neu eingeführten Virenarten?
– Welche Rolle spielen andere Arten bei der Verbreitung der Viren?-Sattelrobben, Kegelrobben, Nerze, (Zug-)Vögel.
– Wie gefährlich sind die Viren für andere Arten, besonders für Haustiere und Menschen?
– Gibt es Möglichkeiten den Seehundsbestand in Zukunft vor Seuchenzügen zu bewahren? Soll das geschehen?
Aktiv, durch gezielte Maßnahmen?
Passiv durch Vermeidung von Schadstoffeinleitungen und Stress für die Populationen?
Um diese Fragen zu klären hatten Ämter und Wissenschaftler bereits 26 Jahre Zeit (seit dem ersten Seehundsterben 1988). Bislang ist an Antworten jedoch wenig in die Öffentlichkeit gedrungen. Man muss schon Spezialist sein, um gekonnt wissenschaftliche Veröffentlichungen auszuwerten, die einige dieser Fragen klären können, oder es zumindest versuchen.
Hier sehe ich also das Informationsdefizit. Eine SOKO Seehundsterben, also eine eigens zusammengestellte und finanzierte Gruppe von Fachleuten aus betroffenen Staaten und unterschiedlichen Disziplinen (z.B.: Veterinäre, Wildbiologen, Meeresbiologen, Virologen, Ornithologen, Meeressäugerspezialisten) könnte sicher offene Fragen optimal klären und dann auch für eine interessierte Öffentlichkeit aufarbeiten.
Vieles ist in zahlreichen Studien, Diplom-und Doktorarbeiten in den vergangenen
Möwen picken Kadaver auf. Tragen sie die Viren dann weiter? Können Mensch und Hund bei Spaziergängen an solchen Kadavern anstecken?
Foto: L.Koch
Jahrzehnten diesbezüglich schon anhand der mühsam eingesammelten toten Seehunde an Auswertung entstanden. Das sollte schnellstens einmal zusammengetragen und öffentlich kommuniziert werden.
Das würde nicht nur den Seehunden, sondern den ganzen Ökosystemen Nord-und Ostsee dienen, da Seehunde als Endglieder der marinen Nahrungsketten Bioindikatoren sind, also stellvertretend für das ganze Meer Aussagen zu dessen Stabilität liefern können.
Auch müsste eine vorsorglich orientierte Forschung im Sinne des Steuerzahlers und der Tourismuswirtschaft sein, da jeder Seuchenzug immense Kosten verursacht.
Werbung des Nordseebäderverbandes SH
Lothar Koch
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