Ozeane sind das Wärmegedächtnis des Erdölzeitalters
NaturReporter Sylt weicht in Sachen Klima-Notstand von seiner Linie ab, nur über Sylter Probleme in Natur und Landschaft zu berichten. Angesichts der alarmierenden Entwicklung des Weltklimas, sehen wir die Dringlichkeit, wichtige Meldungen hier zu verbreiten. Diese sammeln wir aus weltweiten Nachrichtenportalen und veröffentlichen hier sporadisch Auszüge.
Ozeane sind das Wärmegedächtnis des Erdölzeitalters. Die Ausdehnung des Meerwassers durch höhere Temperaturen ist der grösste Motor des Meeresspiegelanstieges.
Die Ozeane erzählen die Geschichte eines Planeten, der sich erwärmt, wenn fossile Brennstoffe verbrannt werden. Hurrikan-Prognostiker beobachten die Meerestemperaturen genau. Meeresoberflächentemperaturen über 25,5 °Celsius, die hier in Gelb, Orange und Rot angezeigt werden, sind ausreichend warm, um Hurrikane anzuheizen.
Die Temperatur der Erde steigt nicht nur in der Atmosphäre. Mehr als 90 Prozent der überschüssigen Wärme, die durch Treibhausgasemissionen bereits zur Erde zurück gespiegelt wurde, wird in den Ozeanen gespeichert, die zwei Drittel der Erdoberfläche bedecken. Deren Temperatur steigt und sie erzählen die Geschichte, wie Menschen den Planeten verändern.
„Die in Ozeanen gespeicherte Wärme ist das Gedächtnis eines vergangenen Klimawandels“, sagte Kevin Trenberth, Leiter der Klimaanalyse am Nationalen Zentrum für Atmosphärenforschung und Mitautor eines neuen Papiers über die Erwärmung der Ozeane. Nicht nur das Ausmaß der Erwärmung ist von Bedeutung, sondern auch das Tempo. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Ozeane erwärmen, hat sich seit 1992 fast verdoppelt, und die Wärme erreicht laut einer aktuellen Studie immer tiefere Gewässer. Gleichzeitig sind die Konzentrationen von Kohlendioxid in der Atmosphäre gestiegen.
Die Diagramme zeigen, wie sich die Ozeane verändern und was sie uns als Thermometer der globalen Erwärmung sagen.
Wissenschaftler sagen, dass der Wärmestau in den Ozeanen der stärkste Beweis dafür ist, wie schnell sich die Erde erwärmt. Ozeane haben eine enorme Wärmespeicherkapazität. Daher schwanken die Meerestemperaturen im Gegensatz zu den Temperaturen an Land nur langsam, meist aufgrund von Naturkräften wie El Niño oder Vulkanausbrüchen. Das macht es einfacher, den Einfluss des vom Menschen verursachten Klimawandels von anderen möglichen Ursachen für die Erwärmung des Ozeans zu unterscheiden.
Über wie viel zusätzliche Wärme sprechen wir? Und wie wirken sich diese auf das Klimasystem aus? „Von Tag zu Tag betrachtet, ist wirkt das wirklich recht wenig“, sagte Trenberth, „aber die kumulativen Auswirkungen sind massiv“.
Nach Untersuchungen von Trenberth und Lijing Cheng vom Institut für Atmosphärenphysik in Peking betrug der Wärmeanstieg in den Ozeanen 2015 und 2016 30,4 x 1022 Joule an Energie. Und sie bringen ein plastisches Beispiel: Die seit 1992 in den Ozeanen angehäufte überschüssige Energie entspricht in etwa der 2000-fachen US-Stromerzeugung im letzten Jahrzehnt. Die Überlastung trägt zur Störung der Energiebilanz der Erde bei, die für ein relativ stabiles Klima erforderlich ist.
Die Meerestemperaturen sind in den letzten 50 Jahren durchschnittlich um 0,12 Grad Celsius pro Jahrzehnt gestiegen. Die höheren Temperaturen treiben Meeresbewohner auf der Suche nach Nahrung und optimalen Lebensräumen an die Pole, bleichen Korallenriffe aus und verursachen schwerwiegende Auswirkungen auf die Fischerei und die Aquakultur. Sie tragen auch zu häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen bei. In den drei aufeinanderfolgenden tödlichen Wirbelstürmen von 2017 – Harvey, Irma und Maria – spielten wärmere Gewässer eine Rolle bei der Verschärfung der Stürme.
Obwohl die Meerestemperatur einen deutlichen Indikator für den Klimawandel darstellt, besteht eine Herausforderung für die Forscher darin, dass die Aufzeichnungen der Oberflächentemperatur von Ozeanen nicht weit zurückreicht. Erst seit Anfang der 2000er Jahre hat eine internationale Initiative namens Argo fast 4.000 hochseetaugliche Sensoren auf den Markt gebracht, die wichtige Daten über die Ozeane, einschließlich der Temperatur, erfassen.
Während sich die Ozeane erwärmen, führt die thermische Ausdehnung dazu, dass der Meeresspiegel, der bereits durch das Abschmelzen des Landeises (ausgelöst durch höhere Luft- und Meerestemperaturen) genährt wird, noch höher steigt. Ein Großteil stammt aus dem Schmelzeis der Antarktis und Grönlands. In Grönland schmolzen im Juli 2019 innerhalb von 24 Stunden 1 Milliarde Tonnen Eis.
Fast 50 Prozent des Meeresspiegelanstiegs sind nach neuen Arbeiten von Cheng und Trenberth auf die Wasserausdehnung durch Erwärmung des Ozeans zurückzuführen.
Die Erwärmung des Ozeans kann sich auch auf andere Weise auf den Anstieg des Meeresspiegels auswirken. In diesem Jahr kam es zu erheblichen Verlusten in den Eisdepots der Antarktis. „Die wurden durch wärmere ozeanische Strömungen unter dem Eis ausgelöst. All das führt zur Ausdünnung des Eises und zur Schwächung des Schelfs“, sagte Trenberth. Die Schelfeisplatten selbst schwimmen bereits, sind jedoch entscheidende Puffer bei der Verlangsamung des ozeanischen Eisflusses auf die massiven Eisplatten hinter dem Schelf. Wissenschaftler sagen, dass die Eisdecke der Westantarktis allein genug Eis enthält, um den globalen Meeresspiegel um ungefähr 3 Meter anzuheben.
von By Sabrina Shankman and Paul Horn, Inside Climate News. Übersetzung NaturReporterSylt.
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