Naturschützer warten auf Brut-und Rastvögel
Osterzeit ist Eierzeit- auch für Sylter Naturschützer. Denen geht es jedoch weniger um Ostereier, die ja bekanntlich vom Osterhasen gebracht werden, sondern um den vorsorglichen Schutz der insularen Vogel – Brut- und Rastgebiete. Während Vermieter die Steppdecken Ihrer Appartements ausschütteln und alles für die Saison aufklaren, bereiten die Gebietsbetreuer der Sylter Schutzstationen und Naturzentren in den Wochen zuvor alles für die Ankunft unserer gefiederten Gäste vor. Normalerweise! Dieses Jahr ist jedoch wegen der langen Kälteperiode die Ankunft der Vögel ziemlich verspätet.
Die Schutzstation Wattenmeer berichtet, daß durch den lang anhaltenden Winter ein großer Teil der etwa 65.000 im schleswig-holsteinischen Wattenmeer rastenden Ringelgänse noch nicht zurückgekehrt ist. Viele warten an der britischen Küste und der Bretagne auf wärmeres Wetter, um mit dem Zug zu beginnen. „Derzeit sind gerade mal 3.500 Gänse auf Hallig Hooge“, sagt deren Hooger Stationsleiter Michael Klisch. Im letzten Jahr konnte er Anfang April bereits 15.000 der schwarz-weißen Gänse mit dem weißen Halsring auf der Hallig vermelden.
In Sylt Ost steuern zwar bereits Kiebitze binnendeichs bereits ihre Nistplätze auf wenig bewirtschafteten Feuchtwiesen an. Außendeichs auf Salzwiesen und Sandnehrungen des Nationalparkes Wattenmeer beginnt das Brutgeschehen erst dieses Jahr jedoch erst deutlich später.
Die bereits im März aus den afrikanischen und atlantischen Winterquartieren eingereisten Zugvögel, sind zum grossen Teil mit der erneuten Kälteperiode wieder ein gutes Stück zurück, an die wärmeren Küsten Frankreichs geflogen. Sobald hier der Frühling durchbricht werden sie in Scharen erneut einfallen. Nur ein geringer Teil davon wird jedoch jedoch bei uns am Wattenmeer brüten. Alpenstrandläufer, Knutts, Pfuhlschnepfen und andere Watvogelarten nutzen die nahrungsreichen Schlickflächen lediglich als „Tankstelle“ auf dem Langstreckenflug. Die grösseren, dunkelbäuchigen Ringelgänse kehren von der französischen Atlantikküste und aus Südengland zurück. Für sie wird die Zeit dann schon knapp: Gut acht Wochen bräuchten sie ungestörte Rastplätze, um sich für die Weiterreise in die sibirischen Brutgebiete ausreichend „Treibstoff“ im Watt und auf den Salzwiesen anzufuttern. Nur mit genug Fett auf den Rippen ist die rund 5000 km Etappe bis zur sibirischen Taimyrhalbinsel und das anschließende Brutgeschäft in der Tundra zu schaffen.
Die bei uns brütenden Extrem-Langstreckenflieger, wie zum Beispiel verschiedene Seeschwalbenarten werden ab Mitte April am Weststrand erwartet. Die zierlichen Vögel haben den Winter an den warmen Küsten Südafrikas verbracht und legen über 10.000 km Strecke zurück, um dann hier in gut geschützten Revieren ihre Jungvögel großzuziehen. Dies gelingt leider nur, wenn die wenigen geeigneten Brutplätze ausreichend vor Störungen abgeschirmt werden.Für die Mitarbeiter der Schutzstationen bedeutet das jetzt „Knochenarbeit“ im Gelände. Alle Seevögel sind Bodenbrüter und ohne den Schutz durch Brutzäune und Hinweisschilder leicht Opfer der ab Ostern einsetzenden Urlauberwelle.
Das Erneuern fehlender Pfähle und Schilder ist harte Arbeit. Stundenlang sind die MitarbeiterInnen der Naturschutzverbände mit Handwagen, Spaten und Vorschlaghammer draußen unterwegs. Hier setzen sie nach Absprache mit Behörden und Gemeinden an notwendigen Punkten „Besucherlenkungsmaßnahmen“ in Form von Pfählen, Draht und Informationsschildern, z.B. mit der Aufschrift „Achtung- Brut- und Rastgebiet“.
Bitte nehmen Sie ihre Hunde nun wieder an die Leine! Wir Sylter freuen uns über Ihr Verständnis für diese Vorsorgemassnahmen und sagen vielen Dank!
Lothar Koch
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