Nationalparkverwaltung: Das Seehundsterben dauert an!
TÖNNING. In Schleswig-Holstein werden nach wie vor tote und schwerstkranke Seehunde an die Nordseeküste gespült. Seit Anfang Oktober waren es insgesamt rund 1400 Tiere. Die Erkrankungswelle dauert an, scheint sich aber nicht zu verstärken. Auf Sylt, Helgoland, Amrum und Föhr haben die Seehundjäger 910 Tiere von den Stränden geborgen. Aus diesen Gebieten wurden die ersten Auffälligkeiten zu Beginn des Seehundsterbens gemeldet und seitdem täglich dokumentiert. Sie dienen als Referenzgebiete zur Abschätzung der weiteren Entwicklung des Seehundsterbens. In den übrigen Bereichen der schleswig-holsteinischen Westküste wurden bisher 460 Seehunde gefunden.
Als Ursache der erhöhten Seehundsterblichkeit hatten Wissenschaftler des Institutes für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover den Influenzavirus H10N7 identifiziert. Nach Angaben dänischer und schwedischer Wissenschaftler wurde der Influenzavirus bereits im Frühjahr vor der schwedischen Küste nachgewiesen. Auf welchem Weg und mit welchen Überträgern der Erreger ins Wattenmeer gelangte, ist noch unklar.
Seehundjäger, Behörden und Wissenschaftler arbeiten nach einem von der Nationalparkverwaltung in Tönning entwickelten Aktionsplan mit dem Ampelsystem „Grün – Gelb – Rot“. Unverändert steht hier das Signal auf Grün, erläutert der Leiter der Nationalparkverwaltung Dr. Detlef Hansen am Donnerstag. „Das heißt, dass alles mit der üblichen Logistik zu bewältigen ist. Die Hauptarbeit leisten dabei die speziell ausgebildeten, ehrenamtlich tätigen Seehundjäger.“
Der Bestand der Seehunde in 2014 ist nach Erkenntnissen der Seehundexpertengruppe des Internationalen Wattenmeersekretariats in Wilhelmshaven gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben. Sie geben 39.100 Tiere für das dänisch-deutsch-niederländischen Wattenmeer und 13.000 Tiere für das schleswig-holsteinische Wattenmeer an. Die Zählungen werden alljährlich im August durchgeführt. Das in Schleswig-Holstein seit Anfang Oktober beobachtete Seehundsterben ist darum nicht in die Auswertung eingeflossen. Die Seehundexperten gehen davon aus, dass die Erkrankung für den Bestand des Seehunds im Wattenmeer keine Gefahr darstellt.
Seehunde können ebenso wie andere Wildtiere regelmäßig verschiedene Erreger beherbergen, die auch auf den Menschen übertragbar sind. Spaziergänger sollten daher immer Abstand zu kranken und toten Seehunden oder anderen Wildtieren halten. Man soll die Tiere nicht berühren und Hunde angeleint fernhalten. So kann einer möglichen Übertragung von Krankheitserregern vorgebeugt werden.
Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Foto und Graphik: LKN)
Anmerkung der Redaktion: Inzwischen ist das Seehundsterben auch im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer angekommen.
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