Merret reicht´s- entsteht da eine neue Sylter Bürgerinitiative?
Natürlich sind es wieder die Sylter Frauen, die den notwendigen „Schuss“ abgeben und auf den zu reich gedeckten Sylter Stammtisch hauen. Das zeigt schon das Logo einer neu aufkeimenden Bürgerbewegung: eine Sylterin mit Namen Merret in Sölringer Tracht trägt eine Biike mit der Inselsilhouette und sagt lautstark: Mir reicht´s! In Persona hat die bekannte Sylterin Birte Wieda diesmal den Schuss mit einem Leserbrief ausgelöst, der vor kurzem in der Sylter Rundschau erschien.
Dass Merret nicht allein ist und auch Männer an ihrer Seite hat, zeigte sich gestern im Pastorat der evangelischen Kirche zu Keitum. Hier versammelten sich rund 50 Bürger und BürgerInnen, die gewillt sind STOP nicht nur zu sagen, sondern auch voll in die Bremse zu treten. Aber was soll gebremst werden?
Auf den Punkt gebracht: wohl das stetige Wachstum in Tourismus, Bauwut, Verkehr etc… dem die Insel in immer schnellerer Geschwindigkeit ausgesetzt ist. Der Corona-Shutdown hatte im Frühjahr zu einer Zwangsbremsung geführt, die Viele, so war gestern zu hören, unglaublich genossen haben. So hiess es in der Runde, man sehne sich nach mehr Langsamkeit, Stille, Ruhe , unberührte Natur und Landschaft. Die Vision: ein authentisches, weltoffenes, nachhaltig geführtes Sylt mit Dorf- & Inselcharakter und guter Lebensqualität für Einheimische. Viele waren der Meinung, dass ein „Gesundschrumpfen“ viel mehr bringen könne, als weiter mit der Wachstumsdevise um das goldene Kalb zu tanzen.
Einig waren sich die Sylter im Saal, dass man keine neue Partei, bilden wollen. Um Vernetzung untereinander und insular ging es und es waren aus allen fünf Inselgemeinden Teilnehmer vertreten. Es müsse jetzt eine Bewegung von Vielen entstehen, die den Insel-Verwaltungen und der Wirtschaft und Politik „von der Strasse aus“ Mut zum “ Neinsagen“ machen. Immer unter dem Motto: Wir sind für Lebensqualität, statt gegen alles. Vielmehr wollen die BürgerInnen der Politik durch direkte Demokratie helfen und Neu-Orientierung geben, „den Rücken stärken“ gegen den Investorendruck von Außen und für die Klimaherausforderung der Zukunft. Um jedoch effektiv zu sein, soll es nicht nur plakative Aktionen geben, sondern auch ausgelotet werden, was mit den Instrumenten der Bürgerbeteiligung, Bürgerbegehren und ähnlich rechtlich wirksamen Hebeln gemacht werden kann.
Zuversichtlich war die motivierte Runde, dass noch viel mehr SylterInnen die gute Gelegenheit und das Momentum für eine neues Kapitel der Inselgeschichte nach Corona wahrnehmen werden und mitmachen.
Wer etwas beitragen will, melde sich bitte bei Birte Wieda: Email merret-reichts@hotmailcom
Lothar Koch