Kröten- und Heideschutz – eine komplexe Problematik
Seit 2015 war eine Managementmassnahme für den Kreuzkrötenschutz in Dünentälern in Arbeit, die von den Naturschutzbehörden, dem LZV und der Schutzstation Wattenmeer vorbereitet und vergangenes Jahr bei der Sansibar in den Rantumer Dünen umgesetzt wurde. Ein Bagger vertiefte unter der Anleitung ausgebildeter Biologen gezielt eine Heidetalfläche um das Feuchtbiotop wieder auf einen Zustand zurückzuversetzen, der dieser gefährdeten Art den Bestand sichern könnte. Die Massnahme zeigt bereits in diesem Jahr erste Erfolge. Dennoch gibt es nun Widerstand gegen die Massnahme, der durch Leserbriefe in der SR geäussert wurden.
Hier meine Antwort, Leserbrief an die SR:
In Bezug auf die Kröten/Heideproblematik der beiden Leserbriefschreiber wird klar, dass sie durch eine uninformierte sehr kleinteilige Brille auf die Sylter Natur schauen.Das grössere Bild sieht so aus: Deutschland/Europa-weit ist Heide, insbesondere Krähenbeeren-Dünenheide, ein ausgesprochen seltenes Biotop, welches auf unserer Insel noch grossflächig vorkommt. Besonders schützenswerte Arten befinden sich in den feuchten Dünentälern. Ähnliches gilt für die Kreuzkröte. Letztere steht sogar unter besonderer europäischer Schutzrichtlinie- das bedeutet, Deutschland ist verpflichtet nach EU Recht dieser Art ein Schutzmanagement angedeihen zu lassen, wenn ihr Bestand abnimmt (was auf Sylt leider seit 2000 dramatisch der Fall ist). Sonst drohen dem Staat Strafen. Die Dünenheide ist aber nicht wegen des Klimawandels immer unbelebter, sondern weil sie zu statisch geworden ist. Früher sorgten Windanrisse, wandernden Sande etc. für mehr Dynamik in der Heide. Dünentäler wurden bis auf den Stand der Süsswasserlinse ausgeblasen. Dadurch war die Vielfalt von Tieren dort höher. Heute wird jeder Quadratmeter weisse Fläche sofort aus Inselschutzgründen mit Strandhafer zugepflanzt- keine gute Idee. Dazu kommt eventuell noch die Schwankung der Süsswasserlinse, was ja unmittelbar an das Urlauberaufkommen gekoppelt ist. Bei den Geestheideflächen ist die Problematik noch etwas anders gelagert. Im Gegensatz zu den Dünenheiden, würden hier Büsche und Bäume die Heide bald überwuchern, wenn nicht durch den Mensch gemanagt würde (Haidschnucken, Brandrodung sind übliche Verfahren). Das liegt auch am starken Nährstoffeintrag, der durch den Autoverkehr und der Industrialisierung (saurer Regen) der in den letzten Hundert Jahren die Heide düngt, verursacht wurde. Von Natur aus hat Heideboden kaum Nährstoffe. Das heisst , der Mensch gleicht hier durch Management ein Problem aus, das er auf andere Weise verursacht hat. Sylt stellt rund 50% der Geestheide im Land SH und hat eine besondere Verantwortung diese Kulturlandschaft zu erhalten. Wäldchen und Buschbereiche gibt es hingegen im Lande zu Hauf. Mit den Heiden werden auch ganz seltene Pflanzen und Tiere (Insekten) geschützt, die anderswo wegen der Flurbereinigung zur Argrarsteppe nicht mehr zu finden sind . Sylt kann stolz auf seine seltene Heidelandschaft sein und sollte alles tun, sie samt ihrem Artenbestand zu erhalten. Dazu ist das Wissen über die ökologischen Zusammenhänge erforderlich.