Keine Angst vorm Mutterkorn am Watt
Im Mai machte folgende Meldung der Universität Hannover bundesweit Schlagzeilen: Giftiger Parasit an der Küste entdeckt – Mutterkorn befällt große Schlickgras Flächen an der Nordsee
Die Aufregung darüber hat sich bei Küstenbewohnern inzwischen gelegt, bei Küstenexperten war sie nie entstanden. Wattkenner wissen, dass das sperrige Schlickgras an unserer Küste in der Regel in Horsten am äussersten, also dem Wattenwasser zugewandten Bereich der Salzwiese siedelt. Schon aus Gründen des Naturschutzes sind diese Salzwiesenflächen in der Regel nicht zugänglich, ausserdem ist es dort meist ziemlich schlickig. Daß also kleine Kinder dort längere Zeit verweilen ist relativ unwahrscheinlich. Daß sie dann auch noch die schwarzen Fruchtstände des Mutterkorns sammeln und aufessen, dürfte extrem unwahrscheinlich sein. Zumal die vornehmlich im Herbst gebildet werden. Die giftigen Micro-Pilze, die auch Getreide im Binnenland mal befallen, sind nur bei direktem Verzehr giftig.
An den Sandstränden der Inselküsten wächst überhaupt kein Schlickgras. Daß Teile davon aus dem Wattenmeer an die Nordseestrände verdriften kommt kaum vor.
Die Wahrscheinlichkeit, daß sich Menschen an Bärenklau, Eibe, Goldregen, Wildpilzen und ähnlichen Giftpflanzen an Land den Magen verderben, dürfte jedenfalls erheblich größer sein.
Insofern gilt: Bei Spaziergängen am und im Watt Schlickgraswiesen meiden und keine Pflanzenteile essen. Auch beim Sammeln von Muscheln und Bernstein in Watt-Spülsäumen nichts in den Mund nehmen. Damit dürfte die Gefahr gebannt sein.
Weitere Informationen dazu lesen Sie im Mitteilungsblatt des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: Mutterkorn auf dem Schlickgras in der Salzwiese 130529
Lothar Koch
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