Eine Rippenqualle macht noch keinen Frühling
Was dem Binnenländer seine Mehlschwalbe, ist dem Insulaner die Rippenqualle. Kaum haben sich Eis und Schnee etwas verzogen, nehmen im Strandspülsaum die Funde von kleinen, glibberigen „Glasperlen“ wieder zu. Es handelt sich dabei um Rippenquallen, die wegen ihrer Form auch Stachelbeerquallen genannt werden. Die völlig harmlosen Glibber-Geschöpfe entfalten ihre volle Schönheit, wenn man sie in einem Salzwasseraquarium bewundern kann. Das ist meist in der Schutzstation Wattenmeer Hörnum, oder im Zentrum für Naturgewalten List möglich. Rippenquallen nutzen zwei längere Klebtentakeln um Beute zu machen, also keine Nesselfäden, wie ihre eher unbeliebte Verwandtschaft. Die kugelrunden und glasklaren Körper werden von irisierenden Flimmerhäärchenreihen gesäumt, mit denen die Tiere gemächlich als Großplankton durch die Wassersäule schweben. Anders als die viel grösseren Scheibenquallen (Medusen) entwickeln sie sich direkt aus im Wasser schwebenden Eiern und nicht aus Bodenpolypen. Nicht selten verspeisen die eleganten Tiere Microplankton, das über einen Enzymprozess Kaltlicht erzeugen kann (Meeresleuchten). Dieser Prozess funktioniert auch noch eine Weile nach dem Einverleiben der Beute durch den Räuber, sodass Rippenquallen nicht selten Nachts im Aquarium grün-bläulich leuchten.
Weitere Frühlingsboten der Meeresküste, die uns bald in ihren Bann ziehen werden, sind mit dem Paarungsritual und Brutgeschäft der Vögel verbunden: zum Beispiel balzende Silbermöwen, Austernfischer, die laut trillernd ihre Reviere abgrenzen oder Lachmöwen, deren Kopf sich schokoladenbraun färbt. Ein Farbsignal, das später in der dichten Brutkolonie die Aggression der Nachbarn runterfahren soll.
SyltNaturReporter
Lothar Koch
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