Kegelrobben werfen im Wattenmeer

Seit Mitte November hat die Kegelrobben-Wurfzeit zwischen den Nordfriesischen Inseln begonnen. Im Gegensatz zu Seehunden, kommen die hier viel selteneren Kegelrobben im Herbst und Winter zur Welt. Weil das Nordseewasser viel kälter als im Sommer ist, besteht bei den frischgeborenen Jungrobben besonders in den ersten Lebenstagen die Gefahr von Auskühlung. Deshalb wählen Kegelrobben zur Geburt ihres Nachwuchses normalerweise ungestörte, erhöhte Strände und Aussensände. Leider die sind im Wattenmeer sehr rar. Die Inselstrände werden selbst zur ruhigen Jahreszeit zu praktisch 100% von Spaziergängern, oft auch freilaufenden Hunden, genutzt. Der seit Ende der 80iger Jahre traditionelle Rastplatz Jungnamensand südlich von Sylt vor Amrum, ist durch Erosion immer mehr verflacht. Dennoch wird diese Sandbank weiter von den Tieren genutzt. Allerdings mit dem Risiko schon bei leichten Stürmen überflutet zu werden. Dann verdriften die schwimmfähigen Jungrobben häufig an die Inselstrände, wie zum Beispiel an den Strand des Naturschutzgebietes Hörnum Odde an der Sylter Südspitze. Erst kürzlich soll eine Kegelrobbe direkt auf dem Amrumer Weststrand geboren worden sein und auf „der Düne“ von Helgoland, ausserhalb des Wattenmeeres, beläuft sich der diesjährige Wurfrekord der Kegler auf ca. 300 Tiere!

Foto: Kegelrobbe mit Jungtier, Schutzstation Wattenmeer

Foto: Kegelrobbe mit Jungtier, Schutzstation Wattenmeer

diesjähriger Seehund Foto: A.Conrad

diesjähriger Seehund
Foto: A.Conrad

Zusätzlich zu den weissen Kegelrobben-Jungtieren sind momentan auch viele diesjährige Seehunde unterwegs, die nicht wesentlich größer als eine drei-vier Wochen alte Kegelrobbe sind, obwohl sie bereits im Mai/Juni geboren wurden. Diese jungen Seehunde sind zwar unerfahren, aber dennoch keine Heuler. Man könnte sie als Vagabunden bezeichnen, da die Mutter-Kind-Bindung längst gelöst ist und sie bereits selbst nach Nahrung suchen. Aus Unerfahrenheit rasten sie nicht selten am Strand.

Beachten Sie bei den Fotos den Unterschied zwischen Seehund und Kegelrobbe. Der Seehundkopf wirkt runder als der Kopf des Kegelrobbenjungtiers Das wirkt auch heller und wolliger.

In beiden Fällen, bei den Seehunden und bei den Kegelrobben, wäre ein Abtransport in eine Robbenaufzuchtstation völlig falsch. Am besten man hält mindestens 200 m Abstand und lässt die Tiere einfach in Ruhe rasten. Ein Anruf bei der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt oder dem Öömrang Ferian auf Amrum führt zu einer Bewachung der kleinen Robben (Tel. Sylt:04651/881093).

junge Kegelrobbe. Foto  Andreas Trepte, (CC BY-SA 3.0 DE), http://www.photo-natur.de

junge Kegelrobbe. Foto Andreas Trepte, (CC BY-SA 3.0 DE), http://www.photo-natur.de

LOTHAR KOCH

Vergiftete Wildgänse am Sylter Strand?

Die Melde-und Sammelaktion von toten Bläßgänsen am Sylter Strand verlief gestern erfolgreich. 30-40 Tiere wurden bei der Schutzstation Wattenmeer registriert. Zu viele, um sie als Zufallsopfer der Herbstzeit oder des Vogelzuges abzutun.
Zur Kollisionstheorie im Nebel, kommt jetzt noch eine Vergiftungstheorie: Ende Oktober wurden in Mecklenburg Vorpommern 150 Wildgänse gefunden, die durch ein Wühlmausgift verendet waren, das offensichtlich unsachgemäß in die Natur verbracht wurde. Möglicherweise wurden auch die am Sylter Strand gefundenen Gänse davon getötet, denn die Bläßgänse wandern gerade von der Ostsee zur Nordseeküste.Weitere Untersuchungen werden Aufschluss geben.
PM der Schutzstation Wattenmeer
Dutzende verendete Blässgänse angespült
 
An den Stränden Nordfrieslands werden seit einigen Tagen Dutzende von toten Blässgänsen angespült. Allein auf Sylt wurden 30 – 40 Exemplare gemeldet. Die Tiere sind möglicherweise Ende Oktober bei einer Zwischenlandung in Mecklenburg vergiftet worden und auf dem Weiterflug über der Nordsee verendet.
 
Der Sylter Meeresbiologe Lothar Koch meldete die ersten Beobachtungen von toten Blässgänsen am 8. und 9. November bei Rantum. Zeitgleich wurde ein Fund aus Westerhever im Strandfund-Portal BeachExplorer.org eingetragen. Die Schutzstation Wattenmeer kontrollierte daraufhin verschiedene Sylter Strandabschnitte und barg eine der toten Gänse zur Untersuchung. „Der sezierte Vogel war etwa zehn Tage tot, stark abgemagert und hatte keine Flugmuskeln mehr. So etwas gibt es hier um diese Jahreszeit normalerweise nicht“, erläutert der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Bei dem überaus milden Herbstwetter queren die Wildgänse die Deutsche Bucht eigentlich problemlos und landen erst am Niederrhein oder weiter westlich in den Niederlanden.
 
Am Salzhaff in der Wismarer Bucht (Mecklenburg-Vorpommern) hat es Ende Oktober ein Massensterben von Wildgänsen gegeben, die mutmaßlich an unsachgemäß ausgebrachten Wühlmaus-Bekämpfungsmitteln gestorben sind. Da dieses mit dem mutmaßlichen Todeszeitpunkt der nun an der Nordsee angespülten Gänse übereinstimmt, vermutet die Schutzstation Wattenmeer einen Zusammenhang.
 
Hierzu Rainer Borcherding: „Blässgänse ziehen von Sibirien westwärts bis nach Norddeutschland, Holland und Belgien. Dieser Herbst war so mild, dass kein natürlicher Grund erkennbar ist, warum hier Hunderte von Gänsen vom Himmel fallen sollten. Wenn wir 50 am Strand haben, ist sicher die zehnfache Zahl auf See gestorben.“
 
Die Blässgans ist eine der knapp zehn nordischen Gänsearten, die in Deutschland zu beobachten sind. Namensgebend ist die Blässe, ein weißer Fleck am Schnabelansatz. Nach einem Bestandstief vor etwa 60 Jahren gibt es mittlerweile wieder etwa eine Million dieser Gänse auf der Welt. Sie rasten und überwintern in Mecklenburg-Vorpommern, am Niederrhein und in den Beneluxstaaten. An der Nordseeküste ist die Art normalerweise kaum anzutreffen, da sie salzfreie Lebensräume bevorzugt.
 
Funde von tot angespülten Gänsen oder andere besondere Beobachtungen können jederzeit über die kostenlose App „BeachExplorer.org“ der Schutzstation Wattenmeer gemeldet werden:
 
Quelle:

http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Umwelt/Vergiftungsverdacht-bei-Wildvoegeln_article1446822051.html

 

 

Aufruf zur Meldung von Gänsefunden am Strand!

Offenbar sind Dutzende von Blässgänsen am sylter Weststrand tot aufgefunden worden. Zur Feststellung der Ursache, bitte Fundort zeitnah an die Schutzstation Wattenmeer melden, oder Fund dort abgeben : hoernum@schutzstation-wattenmeer.de, (04651- 88 62 229) oder via beachexplorer.org. Es wäre denkbar, daß sie vor kurzem, in den Tagen dichten Nebels, auf dem Vogelzug mit etwas kollidiert sind (Offshore-Windkraftanlagen?). Mehr Aufschluß zur Todesursache könnten

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Untersuchungen an Kadavern bringen.

Lothar Koch

Robben im Wattenmeer stabilisieren sich auf hohem Niveau

IMG_1271Wilhelmshaven, den 2. November 2015:

Die Robbenbestände im Wattenmeer sind auch 2015 stabil geblieben. Dies meldet das Internationale Wattenmeersekretariat (CWSS) und das LKN-Schleswig Holsteins.

Seehunde

Trotz einer Anhäufung von Totfunden im Herbst und Winter 2014, ausgelöst durch den Influenza-H10N7-Virus („Grippevirus“), kann der Bestand, bei leichtem Rückgang um weniger als 1% im Vergleich zum Vorjahr, weiterhin als sehr solide bezeichnet werden.

Seit dem letzten großen Seehundsterben im Jahr 2002, dem fast die Hälfte der Population zum Opfer fiel, nahmen die Bestände bis 2013 kontinuierlich zu, die Experten schließen aber nicht aus, dass sich das Populationswachstum seither generell abgeschwächt hat.

Die Zählungen werden traditionell im August, während der Fellwechselperiode und den damit verbundenen häufigeren Landaufenthalten der Tiere, durchgeführt.

Zum Zeitpunkt der Zählungen konnten im dänischen, deutschen und niederländischen Wattenmeer 26.435 Seehunde erfasst werden. Diese verteilen sich wie folgt: 2.849 (bei 686 Jungtieren) Tiere in Dänemark, 8.293 (3.777) in Schleswig-Holstein, 7.627 (1.939) in Niedersachsen und Hamburg und 7.666 (2.082) im niederländischen Wattenmeer. Verglichen mit den Zahlen von 2014 ergab sich also ein minimaler Rückgang der Gesamt-zahlen, bei einem ebenso kleinen Anstieg (weniger als 1%) bei den Jungtieren. Im letzten Jahr war hier bereits eine Rekordzahl ermittelt worden. Regional betrachtet fällt auf, dass die Entwicklung der ermittelten Bestände durchaus unterschiedlich ausfällt. Während in Dänemark eine Abnahme von 15% und in Schleswig-Holstein von 10% zu verzeichnen war, sind die Bestände in Niedersachsen/Hamburg und in den Niederlanden um 9% bzw. 8% gewachsen. Diese Zahlen reflektieren auf den ersten Blick den Verlauf der Grippeinfektionen, genauere Angaben hierzu lassen sich aber erst aufgrund von Beobachtungen über mehrere Jahre treffen.

Weiterhin deuten Verschiebungen in der Population auf die hohe Mobilität der Tiere und der Gesamtpopulation hin, die so vermutlich auf Einflüsse wie verfügbare Nahrung, Fortpflanzungsbedingungen und etwaige Störungen reagieren. „Die Seehundbestände sind ein Indikator für eine erfolgreiche trilaterale Zusammenarbeit zum Schutz des Wattenmeeres, die koordinierten Zählungen über vier Regionen ermöglichen es, ein Gesamtbild der Population für das Wattenmeer zu erstellen.“ ergänzt Sascha Klöpper vom CWSS. Da sich erfahrungsgemäß viele Seehunde während der Zählungen im Wasser aufhalten und somit nicht erfasst werden, korrigiert sich die Gesamtzahl nach wissenschaftlichen Erfahrungswerten rechnerisch auf 38.900 Tiere im Jahr 2015.

Kegelrobben

Die Kegelrobben waren von der Influenzaerkrankung gar nicht betroffen. Folglich ergibt sich ein leicht anderes Bild: Nach einem bemerkenswerten Anstieg der erfassten Kegelrobben im Jahr 2014, konnte 2015 ein Bestand von 4.521Tieren während der Fellwechselperiode ermittelt werden, was einen Anstieg von 5% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die gezählten Jungtiere belaufen sich auf 829, was einen weiteren deutlichen Zuwachs bedeutet. Bemerkenswert ist hierbei, dass zum ersten Mal spezifische Zählungen in Dänemark durchgeführt wurden, wobei auch gleich das erste dokumentierte Jungtier im dänischen Wattenmeer vermeldet werden konnte. Die Kegelrobbenpopulation scheint sich weiter im Wattenmeer zu etablieren und breitet sich nach Norden aus. Die Gesamtpopulation wird weiterhin von Tieren aus den Gewässern Großbritanniens beeinflusst, wie bereits aus früheren Jahren dokumentiert.

 

Starker Rückgang der Kreuzkröten auf Sylt

Die Schutzstation Wattenmeer e.V. sorgt sich um Amphibienbestände auf Sylt und

Kröten und Frösche: direkte Naturerfahrung für sylter Kinder

Kröten und Frösche: direkte Naturerfahrung für sylter Kinder

Amrum

In den Dünentümpel von Sylt und Amrum lebte bislang eine der größten Populationen der in Deutschland stark gefährdeten Kreuzkröte. Nun zeigen Untersuchungen der Sylter Naturschutzverbände und eines biologischen Gutachters, dass die Kreuzkröten kaum noch Nachwuchs und im Bestand stark abgenommen haben. Hierzu der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer: „Wir haben in der Balzzeit Anfang Mai nur noch einige Hundert rufende Krötenmännchen in den Dünentälern festgestellt. Nach dem feuchten Frühjahr müssten dort Tausende von Babykröten sein – aber es sind fast keine da.“ Auch auf Amrum sind kaum noch Kreuzkröten zu finden, auf Föhr ist die Art bereits ausgestorben.
Ursache für den Rückgang der Kreuzkröte ist nach Ansicht des Gutachters Florian Biebelriether von Amphi Consult eine Überalterung der Dünen und möglicherweise bereits die einsetzende Klimaerwärmung. „Die meisten untersuchten Dünentäler sind sehr trocken und wachsen mit Heidekraut zu. Gerade junge Kröten brauchen aber offene feuchte Sandböden, wo sie genug kleine Insekten finden“, erläutert Biebelriether.
Der langsame Anstieg der Jahrestemperatur führt zu höherer Verdunstung und mittelfristig wahrscheinlich auch zu einer Abnahme der Niederschläge. Margit Ludwig von der Naturschutzgemeinschaft Sylt erklärt die Veränderung der Dünenvegetation: „Wenn die Dünentümpel austrocknen, breitet sich die Glockenheide aus. Sie blüht zwar hübsch, unterdrückt aber seltene Pflanzen wie den Sonnentau. Und sie behindert die Babykröten bei der Nahrungssuche, so dass kaum welche heranwachsen.“
Der extrem nasse Winter und das kühle Frühjahr 2015 hatten zudem in vielen Dünentümpeln einen ungünstigen Effekt: Über Monate wuchsen schwimmende Torfmoos- und Algenteppiche heran, die sich nun beim Austrocknen der Dünentümpel wie eine Filzmatte auf dem Sand absetzen. Hierzu Rainer Borcherding: „Diese Pflanzendecke hat auf den Flächen, wo es für die Glockenheide noch zu nass ist, denselben ungünstigen Effekt für Jungkröten und seltene Pflanzen. Es gibt keine offenen Sandflecken mehr. Besonders in den Lister Dünen, wo bisher das „Gelobte Land“ für viele biologische Raritäten war, sieht es mittlerweile traurig aus.“
Da keine natürliche Verbesserung der Situation zu erwarten ist, halten die Naturschutzverbände Ausschau nach Fördermitteln für ein Biotopprojekt zur Klimaanpassung der Dünentäler. „Wir haben in Nordfriesland und besonders auf Sylt eine herausragende Verantwortung für die biologische Vielfalt der Dünen“, betont Sven Lappoen von der Sölring Foriining. „Bislang sah alles prima aus. Aber nun müssen sich Landeigentümer und Naturschutz zusammensetzen und Ideen entwickeln. Wir brauchen Kröten für die Kröten!“
Rückfragen: 
Dipl.-Biol. Rainer Borcherding, Schutzstation Wattenmeer 0173 242 01 04
Schutzstation Wattenmeer