Studie belegt hohe Störempfindlichkeit von Schweinswalen

schweinswal2_w_rolfes-kleinSchweinswale sind aufgrund ihres Energiebedarfes

Kampen 2.6.2015 Gabi Vogt

Foto: Gabi Vogt

besonders störanfällige Meeressäuger. Dies belegt eine Studie, die gemeinsam von Wissenschaftlern verschiedener Universitäten aus UK,DK,GER und AUS durchgeführt wurde. Wiss. Studie von 2016 (Ultra-High Foraging Rates of Harbour Porpoises Make them Vulnarable to Anthrpogenic Disturbance).

Die Studie sollte besonders im Rahmen der Neufassung von Befahrensregeln im Welterbe Wattenmeer und bei der Beurteilung von Bauprojekten in der Nordsee (Offshore-WKA) herangezogen werden. Sie weist nach, daß Schweinswale durch Störungen sehr schnell gefährdet werden, da sie wertvolle Zeit und Energie, die sie zur Erbeutung von Nahrung benötigen in Fluchtverhalten stecken müssen.

Die Wissenschaftler bezeichnen Schweinswale als „aquatische Spitzmäuse“, weil sie wie diese kleinen Landsäuger sehr viel Nahrung im Verhältnis zu Körpergröße und Gewicht aufnehmen müssen, um ihren Energiehaushalt aufrecht zu erhalten. Für Meeressäuger gilt der hohe Aufwand der Thermoregulation  aufgrund der niedrigeren Umwelttemperaturen noch mehr, als für die Landsäuger.

Die Kombination von hohem Nahrungsbedarf pro Stunde und der Spitzenposition im Nahrungsnetz machen Schweinswale besonders besonders störempfindlich im Ökosystem Meer.

Mit Hilfe neuartiger Echolokationstechnik fanden die Forscher heraus, daß Schweinswale fast kontinuierlich Tag und Nacht auf Beutezug sind und dabei bis zu 550 Kleinfische (3-10 cm) pro Stunde fangen. Ihre Erfolgsquote liegt bei 90%.  Damit fischen sie ausserhalb der Klassengröße, die für kommerzielle Fischerei relevant ist. Die Wissenschaftler gehen davon aus, daß Schweinswale rund 10% ihres Körpergewichtes pro Tag als Nahrung aufnehmen müssen, um ihren Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Im Vergleich würde das bei einem Menschen mit 80 kg Gewicht eine Nahrungsaufnahme von täglich 8 kg bedeuten. Schweinswale haben jedoch keinen Supermarkt, in dem sie mal eben einkaufen können. Für den Menschen hiesse das vergleichsweise, 8 kg Krähenbeeren und Brombeeren pro Tag in den sylter Dünen zu sammeln (ohne vorher genau zu wissen, wo die wachsen). Oder besser: 8 kg Singvögel mit der Hand zu erbeuten.

Die Notwendigkeit der ständigen Nahrungsaufnahme zeigt die hohe Empfindlichkeit der Tiere, besonders solcher, die in flachen Gewässen wie vor Sylt leben und ihr Nahrungsbiotop mit menschlichen Aktivitäten teilen (Fischerei, Wassersport, WKA-Bau).

Die Forscher konstatieren dann auch:“Folglich können für diese „aquatischen Spitzmäuse“ schon moderate anthropogene Störlevel in solchen genutzten Meeresgebieten ernsthafte Auswirkungen auf die Fitness von Individuen und der ganzen Population haben“.

Freiheit, solange der Akku reicht!

Freiheit, solange der Akku reicht!

 

Vor dem Hintergrund immer neuer Wassersportgeräte und E-mobiler-Trends, wie neuerdings motorbetriebener Surfbretter, muss dringend über eine diesbezügliche Regelung im Walschutzgebiet des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer nachgedacht werden. Noch stärker dürfte der sogenannte 150-Meter Streifen, der sich vor dem Walschutzgebiet befindet und nicht gesetzlich geschützt ist betroffen sein. Gerade dort im Badegewässer befindet sich dann in Zukunft möglicherweise die „Kampfzone“ zwischen Strandwassersportlern und Schweinswalen, die dort mit ihren Kälbern fischen.

Lothar Koch

Kai Pflaume, das chinesische Staatsfernsehen und eine ornithologische Sensation am Beckenrand

Foro:Thomas Luther

Foto: Thomas Luther

Sylt/Stanley (Falklands): Der Vogel des Jahres dürfte auf Sylt jetzt schon feststehen: Ein Schwarzbrauen-Albatros (SBA), auch Mollymauk genannt, mutmasslich von den Falkland-Inseln im Südpolarmeer. Dessen beeindruckende Flugmanöver werden auf der Insel schon seit Wochen von Ornis (Vogelfreunden) beobachtet. Viele nennen ihn einfach „Molly“. Biologen bezeichen ihn als Thalassarche melanophris. Naturreporter Sylt sprach mit dem sylter Vogelexperten Dr. Thomas Luther über den seltenen Gast:

Moin Thomas, Du hast den Albatros schon lange im Visier. Aus deinem Dachfenster kannst Du ja sogar per Spektiv von Tinnum aus ins Rantum Becken schauen. Seit wann ist der Albatros jetzt schon auf Sylt?

2

Albatros im Rantumbecken, Foto: T.Luther

 

TL: Als 2014 das erste Mal seit Jahrzehnten wieder ein SBA im Bereich der Nordsee gemeldet wurde, war ich elektrisiert. Als einer der Ersten in Deutschland fand ich damals die Meldung in einem dänischen Internet-Portal aus Skagen. Danach habe ich mir nach ihm auf Sylt die Augen aus dem Kopf geschau. Allerdings wurde er in seinem ersten Jahr in Deutschland nur auf Helgoland gesichtet. Auch im Jahr 2015 war es mit Sylt keine Liebe auf den ersten Blick. Erst im Juli zog er über Amrum  das erste Mal nach Sylt. Gute Freunde von mir konnten ihn an der Kurpromenade Westerlands und am Königshafen jeweils für einige Minuten sehen.  Ab April 2016 wurde er dann endlich „Sylter Stammgast“ und ist derzeit  hier immer noch zu finden. Die Helgoländer Ornithologen sind verständlicherweise nicht so begeistert, dass der SBA dort nur noch sehr selten vorbei schaut.

Gibt es Theorien, woher der kommt und weshalb er sich auf den langen Weg nach Norden gemacht hat?

TL: SBAs sind die häufigsten Albatrosse, die mit über einer halben Millionen Brutpaaren auf den Falklandinseln, Südgeorgien und anderen südpolaren Inseln brüten. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer dieser Vögel bei Stürmen auf die Nordhalbkugel verdriftet, am größten. Das kommt zwar selten, aber immer mal wieder vor. Als ausgesprochen Thermik-„surfende“ Flieger kommen sie über die windarmen Rossbreiten am Äquator offenbar nicht zurück in ihr Brutgebiet. Deshalb sind sie für den Rest ihres (oft sehr langen) Lebens im Norden gefangen. Ihr Jahresrhythmus passt sich dann auch unseren Gegebenheiten an. Er ist jedoch auf ewig ein „Außerirdischer“, denn er wird unter den heimischen Vögeln nie einen Partner finden.

 Wovon ernährt der sich denn hier?

TL: Es wurden schon zweimal Offshore-Beobachtungen von dem Vogel 7 – 30 km vor Sylt gemacht, allerdings immer nur im Streckenflug. Niemand sah ihn bislang bei der Nahrungsaufnahme (Fischer und Segler vor Sylt: Bitte meldet unbedingt Eure Beobachtungen!). Er wird sich aber wahrscheinlich von Fisch oder Tintenfisch ernähren. Offensichtlich kommt er hier bestens zurecht.

2016.06 SBA-3033

Albatros mitten zwischen Hockerschwänen im Rantum Becken,  Foto: T.Luther

 Weshalb wird er meist im Rantum Becken gesichtet?

TL: Die bislang dokumentierten längeren Aufenthalte von SBAs gab es nur in Kolonien von Basstölpeln in England und Norwegen, die er in Ermangelung an echten Albatros-Partnern als Ersatz auswählt. Es ist das erste Mal, dass er sich offensichtlich zu anderen großen weißen Vögeln mehr hingezogen fühlt – die Höckerschwäne des Rantum Beckens. Alljährlich sammeln sich hier ca. 100 nichtbrütende Tiere, die seinem Verhalten nach zu urteilen, sehr anziehend auf ihn wirken. Selten „versucht“ er es auch mal bei den Gänsen im Nössekoog „zu landen“. Es ist also die Kombination der hohen Zahl der Schwäne mit der Nähe zur Hohen See, die Sylt für ihn interessant macht.

Weiß man etwas über sein tägliches Flug verhalten?

TL: Es gibt hier keine Regelmäßigkeit. Er scheint im Becken, aber auch vor der Kurpromenade Westerlands zu übernachten. Aber dann gibt es auch Tage, wo er mal Kilometerweit weg schiesst: Ausgerechnet als ich im Mai eine vogelkundliche Führung anbot, um ihn zu beobachten, war er nachweislich gerade mal kurz nach Ostengland gezischt! Auch hat man ihn dieses Jahr für eine Stippvisite schon in Norwegen gesehen. Letztes Jahr ist er die Strecke Sylt – Fair Isle (NO Schottlands, 790 km) in 21 Stunden geflogen. Das Bewegungsmuster deutet immer auf den selben Vogel. Teils am gleichen Tag konnte man ihn auf Helgoland und auf Sylt sehen. Nach solchen längeren Erkundungsflügen hat ihn sein  Bruttrieb aber immer wieder nach Sylt zurück gebracht.

Wie verträgt er sich mit anderen Vogelarten?

TL: Obwohl er von uns Menschen durchaus mit einer besonders dick geratenen Mantelmöwe verwechselt werden kann, scheint er für alle bei uns heimischen Vogelarten sehr exotisch zu wirken. Er wird von allen Möwen attackiert. Wenn er über den Koog fliegt gibt es ein Heidenspektakel unter den Wiesenvögeln. Auch ein Seeadler hat ihn schon angegriffen. Eine Theorie besagt, dass ein Angriff von zwei Seeadlern in Dänemark, der beinahe sein Leben gekostet hätte, ihn bis auf Weiteres dort nicht mehr  nach Partnern suchen lässt.

Wird sich der Albatros hier dauerhaft ansiedeln und vielleicht sogar einen Partner finden um hier zu brüten?

TL: Ich möchte meinen Enkeln den Albatros noch im Rantum Becken zeigen! Er kann (man schätzt ihn als „Teenager“ ein) noch gut und gern 40 Jahre hier auf Partnersuche gehen. Er wird aber wohl immer Single bleiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei SBAs aufeinander treffen ist so verschwindend niedrig, dass dieses Ereignis wohl von Kai Pflaume und dem Chinesischen Staatsfernsehen gleichzeitig übertragen werden würde.

Wo ist der Albatros jetzt gerade?

TL: Gerade in diesen ersten Julitagen bricht er zu seiner eigentlichen Bestimmung auf: Hinaus auf die Weltmeere um zu fliegen, fliegen , fliegen. Niemand weiss, wohin genau. Als perfekter Segler, der den Aufwind jeder Welle ausnutzt wird er nun Zehntausende Kilometer zurücklegen, um im nächsten April wieder auf unserem kleinen Sylt zum Brutgeschäft aufzutauchen. Das geben ihm nun die Hormone vor.

 Fliegt der nie nach Hause zum Südpol?

TL: Er bleibt wahrscheinlich auf der Nordhalbkugel. Vogelforschern auf Helgoland, die gerade Basstölpel mit GPS-Loggern ausrüsten juckte es in den Fingern, den SBA auch zu besendern. Der Albatros hätte dort mit dem Schmetterlingsnetz gefangen werden können, so nahe kam er den Menschen dort am Lummenfelsen. Man hat sich allerdings dagegen entschieden. So werden seine Törns wohl inkognito bleiben.

Welchen Stellenwert hat so eine Sichtung für die Ornis in Deutschland, bzw. an der Küste?

TL: Es ist eine absolute Sensation! Fragt man Ornis von Norwegen bis Israel nach der Seltenheit, die sie in ihrem Leben einmal sehen wollen, so hört man sehr häufig: ALBATROS! Allein in diesem Jahr haben wir Birder aus England, Norwegen, Schweden, Belgien und Holland für den SBA anreisen sehen – teils auch ohne Erfolg. Es gibt Twitcher (Artensammler), die sieben Mal vergeblich nach Helgoland gefahren sind! Natürlich ist es wissenschaftlich gesehen kein weltbewegendes Ereignis, allerdings rührt doch viele Menschen das Schicksal dieses Tieres – 14000 Kilometer von zu Hause, ganz allein. Er ist uns ans Herz gewachsen und es ist so tragisch zu sehen, wie er sein Leben lang scheitern wird, nur um es immer und immer wieder zu versuchen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Dr. Thomas Luther (TL) lebt als Augenarzt auf Sylt und ist ausgewiesener Vogelexperte.

Das Interview führte Naturreporter Lothar Koch

Umweltverbände: Angriff auf den Meeresschutz abgewehrt

schweinswal_w_rolfes-kleinErfolg für Naturschutzverbände: Bundestag stoppt gefährliches Vetorecht im Bundesnaturschutzgesetz
Berlin: Nord- und Ostsee können auch in Zukunft durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt werden. Mit einem Änderungsantrag der Abgeordneten der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD stoppte der Bundestag am 22. Juni mit großer Mehrheit den Plan der Bundesministerien für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Forschung per Vetorecht zukünftig effektive Meeresschutzmaßnahmen verhindern zu können. Die Umweltverbände NABU, BUND, DNR, DUH, Greenpeace, Schutzstation Wattenmeer, WWF und Whale & Dolphin Conservation hatten sich intensiv für den Antrag eingesetzt und begrüßten die Entscheidung.
„Das Parlament hat den Ausverkauf der Meere noch einmal verhindert. Die Abgeordneten haben verstanden, dass die Änderung einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen hätte. Der Schutz der Meere und vielleicht sogar der gesamte Naturschutz in Deutschland hätten dauerhaft geschwächt werden können“, erklärten die Verbände in einer gemeinsamen Stellungnahme.

 Seit ihrer Veröffentlichung Ende 2016 hatten die Verbände die Gesetzesnovelle kritisiert, sprachen mit Bundestagsabgeordneten und schrieben einen Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Anlass der Kritik: Paragraph 57. Dieser sollte den Bundesministerien – statt wie bisher eine Beteiligung – künftig ein sogenanntes Einvernehmen zusichern. Damit hätte jedes einzelne Ministerium Verordnungen und überfällige Maßnahmen zum Schutz der Meere blockieren können. 
Dabei stehen die Meere schon jetzt erheblich unter Druck. „Selbst in den Schutzgebieten in Nord- und Ostsee wird intensiv gefischt, Rohstoffe werden abgebaut und auch die Schifffahrt ist enorm. Ein Vetorecht der Nutzerressorts hätte den Naturschutz hier endgültig ausgehöhlt“, so die Verbände. Mit der heutigen Entscheidung habe der Naturschutz einen wichtigen Etappensieg erzielt. Doch nun müsse es weitergehen. Aktuell stehen weitere entscheidende Verhandlungen zu den Schutzgebietsverordnungen und zur Regulierung der Fischerei an. „Deutschland muss endlich den Hebel umlegen und konkrete Schutzmaßnahmen erlassen. Sonst bleiben Schutzgebiete Papiertiger und der Meeresschutz vor der eigenen Haustür ein trauriges Lippenbekenntnis“, so die Verbände weiter.
 
Hintergrund 
Formal sind rund 45 Prozent der deutschen Meeresflächen durch das Natura-2000-Netzwerk geschützt. Darunter sind die Schutzgebiete nach EU-Vogelschutzrichtlinie und FFH-Richtlinie zusammengefasst. Zehn Jahre nach ihrer Anerkennung durch die EU sollen die Natura-2000-Gebiete in der Ausschließlichen Wirtschaftszone endlich den rechtlichen Status von Naturschutzgebieten erhalten. Deutschland hatte bereits 2013 die EU-Frist zur Verankerung von konkreten Maßnahmen zum Schutz der Meere verpasst. Dieses Versäumnis ist Bestandteil eines Vertragsverletzungsverfahrens der EU-Kommission gegen Deutschland.
 

Kite-Surfer riskieren den Nationalparkfrieden

In der heutigen Ausgabe der Sylter Rundschau wird berichtet, daß die Grünen in den Koalitionsverhandlungen mit FDP und CDU ursprünglich vereinbarte Befahrensregelungen im Nationalpark hinsichtlich des Kite-Sports wieder zur Disposition stellen. Um das noch weiter zu zementieren, greift der Branchenverband der Kitesurfer diese Kompromiss -Regelungen  mit dem Naturschutz erneut an.

IMG_0100

Kommentar:

Vorletztes Jahr feierte der Nationalpark sein 30jähriges Bestehen, vor acht Jahren wurde er zum Unesco Welterbe erklärt. Warum? Weil der Schutz der Wattenmeer-Natur von globaler Bedeutung ist. Naturschutz ist eben nicht ein „Nutzer“, der gleichberechtigte Kompromisse mit andern Nutzerinteressen zu schliessen hat. Natur-und Umweltschutz (und nach Gesetz bei uns auch der Küstenschutz), sind  vielmehr die

Hörnumer Sandnehrung

Hörnumer Sandnehrung

„Geschäftsgrundlage“ der sich Hobbies in einem Schutzgebiet dieser Bedeutung nachordnen müssen. Dass sich der Branchenverband einer Sportart, die erst nach Einrichtung des Nationalparkes kam,  nun wie ein traditioneller Nutzer gebiert, ist dreist. Dass er die Expertisen zahlloser Fachleute anzweifelt, die eine Scheuchwirkung der großen Drachen auf die Wat- und Wasservögel des Wattenmeeres gemessen haben, ist oberdreist. Dies zeigt, daß deren Funktionäre in rücksichtsloser  „Trump-Manier“ unterwegs sind und einfach lautstark Behauptungen aufstellen, die jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehren.

Die Störwirkung, die bei sensiblen Zugvögeln klar erwiesen ist, kann niemand in Hinsicht auf Schweinswale und Seehunde abschätzen. Inwieweit die schnellen Kiter eine Gefahr für neugeborene Meeressäuger im Walschutzgebiet darstellen ist völlig unbekannt, weil bislang gar nicht erforscht. Trotz dieser Forschungslücke und trotz der herausragenden Bedeutung des Seegebietes für Hochseevögel, ist in wachsweichen Kompromissverhandlungen den sylter Kitern die gesamte offene Nordsee und sogar ein sensibler Bereich im Watt (Hörnumer Nehrung) zugestanden worden. Deswegen beschweren sich die „Locals“ nun offenbar ja auch nicht. Dass nun sogar dieser flaue Kite-Kompromiss einer der ersten Punkte ist, die  „Jamaika“ zum Opfer fallen ist peinlich für die mit Natur-Image werbende Küstenregion und gibt einen Vorgeschmack darauf, wie unsicher die über Jahrzehnte verhandelten Naturschutzbestimmungen in einer Politik mit Kubicki und Co sind. Wo bleiben die Stimmen der zahlreichen Nationalparkpartner aus Tourismus, Schifffahrt und Handel die sich eindeutig für „Natur-Vorrang-im Schutzgebiet“ aussprechen? Will die Tourismus-Region es sich wirklich leisten, einen Streit um den Nationalpark mit den Verbänden erneut vom Zaun zu brechen?

 

Lothar Koch