Wurfsaison der Seehunde läuft auf Hochtouren


Erste Heuler in der Aufzuchtstion Friedrichskoog gelandet

In den nächsten Wochen ist mit zahlreichen Heulern an den Stränden der Nationalparke Wattenmeer zu rechnen. Jedes Jahr bringen hier zwischen Ende Mai und Juli die Seehunde ihre Jungtiere zur Welt. Die traditionellen „Mutterbänke“ liegen fast alle in den besonders geschützten Ruhezonen des Nationalparkes und dürfen nicht von Ausflugsdampfern angefahren werden. Junge Seehunde werden in einer sekundenschnellen Sturzgeburt bei Ebbe geboren. Wenige Stunden später, wenn die Flut kommt, sind sie bereits schwimmtauglich. Auf Mutter- und Rastbänken säugen die Seehundweibchen in den kommenden Wochen ihren Nachwuchs mit fettreicher Muttermilch. Einige dieser Sandbänke liegen in unmittelbarer Umgebung von Sylt.

Leider kommt es trotz der Schutzzonen immer wieder zu Störungen dieses lebenswichtigen Prozesses. Zu tief fliegende Privatflugzeuge und Hubschrauber, militärische Aktivitäten, unbedachte Sportbootfahrer und Surfer, sowie unkundige Wattwanderer sind typische Störquellen im Nationalpark Wattenmeer, die immer wieder für Unruhe unter den Seehunden sorgen. Dabei ist bekannt, daß eine drastische Störung zur Entstehung von Seehundwaisen, sogenannten Heulern führt. Um dies von vornherein zu vermeiden, appellieren Naturschutzverbände wie die Schutzstation Wattenmeer auch an alle Wattenskipper und Surfer,  Seehundliegeplätze weiträumig zu umfahren und richtet die dringende Bitte an Piloten 2000 Fuß (600 Meter)  Höhe über dem Nationalpark einzuhalten.

Vor allem Sturmtage können dazu führen, daß die Jungtiere von den Mutterbänken vertrieben werden und dann irgendwo anlanden. So geschehen am Pfingstmontag. Da wurde auf Nordstrand der erste Wattenmeer-Heuler der diesjährigen Saison gesichtet und, weil es eine unterernährte Frühgeburt war, gleich in die Aufzuchtstation nach Friedrichskoog gebracht.

Passanten, die junge Seehunde entdecken, sollten sofort weiträumig Abstand halten, die Jungtiere auf keinen Fall berühren und freilaufende Hunde an die Leine nehmen. Dann sollte zügig eine der Schutzstationen (auf Sylt: 04651/881093), eine Polizeidienststelle, oder ein Seehundjäger informiert werden. Ein Abtransport in die Aufzuchtstation ist immer nur die zweitbeste Lösung. Erste Maßnahmen sollten darauf abzielen, dass die jungen Seehunde weiter in ihrem natürlichen Nordseebiotop bleiben und der Kontakt zum Muttertier bestehen bleibt. Das kann zum Beispiel eine zeitweise organisierte, großräumige Ruhezone mit Öffnung zum Meer sein, um dem Alttier die Möglichkeit zu geben, sein Junges ungestört abzuholen.

Lothar Koch

Sylt hat gewählt! Aktuelle Ergebnisse der Kommunalwahl.

Die Sylter haben gestern ihre Gemeinderäte und Kreisabgeordneten gewählt. Trotz vieler heisser Themen auf der Insel lag die Wahlbeteiligung bei nur 47,6 %. Während die CDU als stärkste Kraft in allen Gemeinden aus der Wahl ging, mussten SPD und SSW leichte Verluste hinnehmen. Die Sylter Wählergemeinschaft (SWG), erlebte sogar erdrutschartige Verluste und verlor in der Hauptgemeinde den Posten des Bürgervorstehers. Die Grünen konnten in der Gemeinde Sylt leicht zulegen. Neu kommen dort die Piraten und die Insel – Liste Zukunft Sylt ins Parlament.

Den Grafiken können Sie weitere Ergebnisse entnehmen, auch aus den Gemeinden, die nicht zur Fusion gehören (Amt Landschaft Sylt). Weiter Einzelheiten gibt es hier.

Gemeinde Sylt:

Amt Landschaft Sylt:

 

 

alle Graphiken: Gemeinde Sylt

„Happy Bird Beach“ könnte neue Attraktion in List werden

Direkt vor dem Eingang des Zentrums für Naturgewalten am Lister Hafen entsteht gerade ein neuer Strand. Vor ein paar Wochen lagen dort nur alte Betonplatten, spitze Deckwerksteine, schmutziger Sand und Schlick. Nun erstreckt sich direkt hinter der Hafenmauer ein feiner, heller Sandstrand, der zusätzlich mit Sandfangzäunen besteckt ist, um im Laufe der Zeit kleine Sanddünen entstehen zu lassen. Im Herbst, wenn der Regen den frisch aufgespülten Seesand entsalzt hat, soll dann auch Strandhafer gesetzt werden. Das Ergebnis in ein /zwei Jahren könnte ein kleines Küstenbiotop sein, das auch Seevögel zum Brüten anlocken würde. Damit hätte das Zentrum für Naturgewalten quasi einen neuen, „open-air“ Ausstellungsteil. Einen „Happy Bird Beach*“, der die interessanten Wattenmeer- Informationen im Inneren des Gebäudes um eine wirklich lebendige Erfahrungsmöglichkeit bereichern würde. So könnte man aus der Vogelperspektive vom Dach der „Naturgewalten“ in Ruhe mit Ferngläsern das Brutgeschehen vor der Haustür beobachten- eventuell sogar direkt von der Hafenmauer aus. Vorher (Foto: A.C.Wright) Nachher (Foto: L.Koch) Voraussetzung ist jedoch, dass jetzt im Zuge der aktuellen Küstenschutzmaßnahme, dem eigentlichen Grund der Aufspülung, und auch nach deren Abschluß, der ca 150 m lange Sandstrand nicht betreten wird. Nur dann kann sich im Laufe der Zeit ein naturnahes Biotop entwickeln, das auch für Seevögel interessant ist. Wer jetzt befürchtet, dass Naturschützer hier den Menschen aussperren wollen, liegt jedoch ganz falsch. Das Ganze soll eine interessante, pädagogisch wertvoll aufbereitete Möglichkeit sein, Naturvorgänge hautnah besser zu verstehen und entspricht so ganz dem Konzept des Zentrums für Naturgewalten, das ja gerade dafür gebaut wurde, Natur an den Menschen heran zu bringen. Außerdem soll wenige Meter weiter, beim Strandhotel der dort entstandene Sandstrand für den Publikumsverkehr frei gegeben werden. Alles in allem also eine Küstenschutzmaßnahme, die mal so geplant wurde, dass neben dem Küstenschutz auch der Tourismus und der Naturschutz etwas davon haben! Nun wird sich zeigen, wie groß die Akzeptanz bei Listern und Touristen sein wird, das Betretungsverbot, welches übrigens in erster Linie  aus Küstenschutzgründen ausgesprochen wird, zu respektieren. Die Sandvorspülung war nötig geworden, weil die vor wenigen Jahren gebaute Hafenmauer, die Strömung so verändert hatte, dass im Norden des AWI-Geländes immer stärkere Landabbrüche erfolgten. * Der Begrifff „Happy Bird Beach“ wurde von der Studentin Anna Christin Wright geprägt, die als  Teilnehmerin an dem internationalen Studiengang Environmental Management beim Alfred Wegener Institut  ein Konzept für die Umsetzung als Master Arbeit schreiben will. Lothar Koch

Kommunalwahl naht auf Sylt- Grüne stellen Programm vor

Am 26. Mai gibt es auf Sylt Kommunalwahlen. Für die Gemeinde Sylt haben die Grünen kürzlich ihr Programm veröffentlicht. Sie haben, wie zu erwarten, von allen Parteien die meisten Punkte in Sachen Natur-und Umweltschutz auf der Liste und stellen aber auch Forderung zum Thema „Wohnraum für Sylter“ auf. Dabei wollen sie sicherstellen, dass Natur nicht auf Kosten der Wohnraumproblematik geopfert wird. Hier der Programmflyer der Sylter Grünen im Wortlaut (Auszug):

Die Grünen treten für eine zukunftsweisende, gemeinsame Inselpolitik ein und wollen die Gemeinde Sylt politisch mitgestalten, bürgernah und transparent.
Die Natur und die umgebende Nordsee ist die Lebens- und Wirtschaftsgrundlage unserer Insel.
Über viele Jahre hat die Inselpolitik unser Kapital – die Natur – nicht ausreichend gegen Begehrlichkeiten geschützt, so dass die Grenze der Belastbarkeit sowohl ökologisch als auch sozial längst erreicht ist.
Die Grünen fanden während der vergangenen 4 Jahre Mehrheiten für:
- Die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes Nordfriesland
- Die Einrichtung des Umweltamtes Sylt
- Die Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes Nössekoog
- Die Stärkung der Ortsbeiräte
- Die Renaturierung des Fliegerhorstes
- Die Einstellung der kommunalen Subventionierung des Flughafen
- Zustimmung zum Widerstand gegen ein CO² Endlager im Wattenmeer und Fracking in NF
Und wir wollen mehr !
darum verfolgen wir altbekannte und weitere Ziele:
Wohnen:
- keine Ausweitung des bestehenden Siedlungsraumes.
- Umsetzung von Wohnraumkonzepten
- Schaffung von bezahlbarem und gesichertem Dauerwohnraum in allen Ortsteilen
- Sicherung der Infrastruktur durch finanzielle Einbindung der zahlreichen Zweitwohnungsbesitzer
Wirtschaft und Verkehr
- Planungsrechtliche Sicherung der Nordseeklinik
- Keine kommunale Subventionierung des Flughafen, keine Ausweitung und indirekte Förderung des Flugverkehres
- Absage an p.p.p. (public private partnership)-Projekte
- Förderung des Fahrradwegekonzeptes für Sylt
- Verkehrsberuhigung durch Tempolimit ausserorts auf 70 km/h
- kostenlose Nutzung des ÖPNV auf Sylt
Bildung & Sport
- Schaffung eines insularen Schulverbandes und Erhalt der bestehenden Grundschulen
- Ausweitung der offenen Kinder- und Jugendarbeit (z.B. Fun-Sport-Halle usw.)
- Förderung der Sport- und Schwimmvereine
- Unterstützung der Sölring Foriining bezügl. der Sylter Geschichte (NS-Zeit - Nachkriegszeit – Bauboom)
- Einbindung der Menschen mit jeglicher sozialer Benachteiligung ins gesellschaftliche Leben
Umwelt und Energie:
- Sicherung der Wasserschutzgebiete und des Grundwasserschutzes
- KEINE Privatisierung des Wassers
- Keine Strandversorgung in Naturschutzgebieten
- Definitive Ausweisung des Nössekoog als Landschaftsschutzgebiet
- Weiterhin Anbau und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse von und auf Sylt, auch zur Erhaltung einer intakten Kulturlandschaft mit dörflichem Charakter.
Gutes Leben auf Sylt – jetzt und später

Böse BOS-Falle entzweit Bürger.

Im heutigen Leit-Artikel der Sylter Rundschau  „Lister Funkmast Dilemma“ heisst es, die Gemeinde List favorisiere nun für das BOS- Funkmast-Monstrum einen Standort inmitten des Wanderdünengebietes. Es macht wirklich traurig zu lesen, daß Sylter Gemeindevertreter bereit sind, eines der schönsten und bundesweit hochbedeutenden Naturdenkmäler- die Lister Wanderdüne-,  für so eine Verschandelung überhaupt in Erwägung ziehen.

Das Bewusstsein für die Schönheit (und Werbewirksamkeit) der Sylter Naturlandschaft  scheint in List ebenso wenig präsent zu sein, wie in Hörnum, wo ja bereits ein BOS-Mast den Ortseingang verschandelt.

Natürlich sind die Belange der Anwohner unbedingt nachvollziehbar, die so einen, möglicherweise gesundheitsschädlichen Bau nicht in ihrer Nähe haben wollen. Aber sich von einer technokratischen  Bundesbehörde, die unsensibel an Natur und Mensch vorbeiplant, so in die Enge treiben zu lassen, ist armselig. Sehenden Auges eine Front zwischen „Naturschutz und Menschenschutz“ unter den Bürgern zu provozieren ist mehr als unfair. Wo bleibt hier der entschlossene Kampfgeist der Inselvertreter  für Bürger und Inselnatur gleichermassen einzutreten und einfach mal, wie ein kleines gallisches Dorf NEIN zum 160. Mast zu sagen? Nein, zu dieser für Menschen und Landschaft mit Welterbe-Rang völlig unpassenden technischen Umsetzung, die einfach von „oben“ aufgedrückt werden soll? Ich habe die Hoffnung, dass  bei ausreichendem Druck und hoher Geschlossenheit  von „unten“ (ggf auch mit natur- und gesundheitsbewussten Sylt-Urlaubern zusammen) letztendlich eine verträgliche Lösung gefunden werden könnte, um das Ziel einer verbesserten Sicherheit für Notfalleinsätze in List zu erreichen.

Lothar Koch