Mein Herzenswunsch für Sylt zum Neuen Jahr: Rettet die Hörnum Odde!

OK, ich höre schon viele sagen: Träum weiter! Aber wenn ihr mich fragt, was ich mir für Sylt im kommenden Jahr wünsche, dann steht für mich der Erhalt des Naturschutzgebietes Hörnum Odde ganz oben auf meinem Zettel.
Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Wer in diesen Wochen um die Sylter Südspitze wandert, wird das nachvollziehen können: Rapide frisst sich das Meer von Westen her immer weiter in das Naturschutzgebiet hinein. Es besteht wohl kein Zweifel daran, dass die seit 1968 längs und quer liegenden Tetrapoden die Sandbilanz an der Südspitze negativ beeinflusst haben und die 2012 gesetzte Längswerkverlängerung mit den Beton-Vierfüsslern alles noch schlimmer machte. Die Erosion ist also nur bedingt ein natürlicher Vorgang, sondern vor allem „menschengemacht“.

Seit Jahren fordern verschiedene Sylter Experten den Abbau bzw die Umlegung der Tetrapoden. Aber das Amt für Küstenschutz (LKN) bleibt hart wie Beton und die Abteilungen für Naturschutz ordnen sich unter. Das „Totschlag-Argument“ von der Sicherung der Hörnummer Kersigsiedlung steht im Raum. Natürlich geht Menschenschutz vor Naturschutz- aber das heisst doch nicht, daß man keine Lösungen für beides-Mensch und Natur finden kann! Eine Korrektur der Tetrapodenlage könnte eventuell schon die aggressive Strömung vom Inselkern weglenken. Oder, wie wäre es denn zum Beispiel mit einer massiven Sandvorspülung nördlich des Gebietes. Das könnte den Ort sichern und der Sand würde sich langsam nach Süden verteilen und das Naturschutzgebiet nähren- ein Prinzip , das zum Erhalt der Badestrände am ganzen Inselstrand praktiziert wird, aber nicht billig ist. Es kommt der Verdacht auf, daß in der Südspitzfrage Betonkopfdenken mit Sparwut gepaart ist. Aber wer bestimmt denn, was uns das Naturschutzgebiet Hörnum Odde wert ist?

Für die Hörnummer wäre ein Verlust des Gebietes auch ökonomisch eine Katastrophe. Schließlich gehört ein Ausflug zur Südspitze zu den wichtigsten Zielen eines jeden Sylturlaubes und lockt Gäste in den kleinen Hafenort.

Wenn nicht schnell gehandelt wird ist die Odde in wenigen Jahren komplett fortgeschwemmt  und der Wanderweg wird direkt am Hörnumer Leuchtturm enden. Dort wird dann wohl eine hässlichen “Igelpackung” aus Beton und Asphalt das Inselende absichern müssen.
Was ist uns die Natur wert? Die ist wohl unbezahlbar! Noch existiert ein Stück altes gewachsenes Braundünengebiet südlich des Leuchtturms, das allein wegen seiner atlantischen Krähenbeerenheide schützenswert ist. Für Kegelrobben und Seehunde hätte der Strand des Naturschutzgebiets ein hohes Potential als Wurf-und Rastplatz-wenn da nicht der permanente Strom von Spaziergängern und freilaufenden Hunden wäre, der eine Ansiedlung der scheuen Meeressäugern verhindert.

Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Also zurück zu meinem Wunschzettel: Ich wünsche mir eine zügige, optimale Lösung des Südspitz-Problems für Natur und Mensch: Beton raus aus dem Gebiet, Sicherung der Siedlung und des NSG durch Sandvorspülungen und eine Besucherlenkung, die  dem Sinn des Naturschutzgebietes wieder gerecht wird: ein  sicherer Lebensraum für Pflanzen und Wildtiere zu sein.
Wie ist deine/ Ihre Meinung dazu? Ich freue mich über Zuschriften zu dem Thema!: Mails bitte an Lothar Koch, info@syltopia.de
LOTHAR KOCH

Kegelrobben werfen im Wattenmeer

Seit Mitte November hat die Kegelrobben-Wurfzeit zwischen den Nordfriesischen Inseln begonnen. Im Gegensatz zu Seehunden, kommen die hier viel selteneren Kegelrobben im Herbst und Winter zur Welt. Weil das Nordseewasser viel kälter als im Sommer ist, besteht bei den frischgeborenen Jungrobben besonders in den ersten Lebenstagen die Gefahr von Auskühlung. Deshalb wählen Kegelrobben zur Geburt ihres Nachwuchses normalerweise ungestörte, erhöhte Strände und Aussensände. Leider die sind im Wattenmeer sehr rar. Die Inselstrände werden selbst zur ruhigen Jahreszeit zu praktisch 100% von Spaziergängern, oft auch freilaufenden Hunden, genutzt. Der seit Ende der 80iger Jahre traditionelle Rastplatz Jungnamensand südlich von Sylt vor Amrum, ist durch Erosion immer mehr verflacht. Dennoch wird diese Sandbank weiter von den Tieren genutzt. Allerdings mit dem Risiko schon bei leichten Stürmen überflutet zu werden. Dann verdriften die schwimmfähigen Jungrobben häufig an die Inselstrände, wie zum Beispiel an den Strand des Naturschutzgebietes Hörnum Odde an der Sylter Südspitze. Erst kürzlich soll eine Kegelrobbe direkt auf dem Amrumer Weststrand geboren worden sein und auf „der Düne“ von Helgoland, ausserhalb des Wattenmeeres, beläuft sich der diesjährige Wurfrekord der Kegler auf ca. 300 Tiere!

Foto: Kegelrobbe mit Jungtier, Schutzstation Wattenmeer

Foto: Kegelrobbe mit Jungtier, Schutzstation Wattenmeer

diesjähriger Seehund Foto: A.Conrad

diesjähriger Seehund
Foto: A.Conrad

Zusätzlich zu den weissen Kegelrobben-Jungtieren sind momentan auch viele diesjährige Seehunde unterwegs, die nicht wesentlich größer als eine drei-vier Wochen alte Kegelrobbe sind, obwohl sie bereits im Mai/Juni geboren wurden. Diese jungen Seehunde sind zwar unerfahren, aber dennoch keine Heuler. Man könnte sie als Vagabunden bezeichnen, da die Mutter-Kind-Bindung längst gelöst ist und sie bereits selbst nach Nahrung suchen. Aus Unerfahrenheit rasten sie nicht selten am Strand.

Beachten Sie bei den Fotos den Unterschied zwischen Seehund und Kegelrobbe. Der Seehundkopf wirkt runder als der Kopf des Kegelrobbenjungtiers Das wirkt auch heller und wolliger.

In beiden Fällen, bei den Seehunden und bei den Kegelrobben, wäre ein Abtransport in eine Robbenaufzuchtstation völlig falsch. Am besten man hält mindestens 200 m Abstand und lässt die Tiere einfach in Ruhe rasten. Ein Anruf bei der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt oder dem Öömrang Ferian auf Amrum führt zu einer Bewachung der kleinen Robben (Tel. Sylt:04651/881093).

junge Kegelrobbe. Foto  Andreas Trepte, (CC BY-SA 3.0 DE), http://www.photo-natur.de

junge Kegelrobbe. Foto Andreas Trepte, (CC BY-SA 3.0 DE), http://www.photo-natur.de

LOTHAR KOCH

Stoppt den Beton-Reflex!

NSG Hörnum Odde, 11.12.2015

NSG Hörnum Odde, 11.12.2015

Rapide frisst sich das Meer von Westen her in das Naturschutzgebiet Hörnum Odde. Es besteht wohl kein Zweifel daran, dass die seit 1968 längs und quer liegenden Tetrapoden die Sandbilanz an der Südspitze negativ beeinflusst haben und die 2012 gesetzte Längswerkverlängerung mit den Beton-Vierfüsslern alles noch schlimmer für das NSG macht. Das ist vergangene Woche offenbar auch dem Gemeinderat in Hörnum klar geworden. Völlig zu Recht fürchtet man um ökonomische Nachteile, wenn das beliebte Ausflugsziel Hörnum Odde in wenigen Jahren komplett fortgeschwemmt ist und der Wanderweg direkt am Hörnumer Leuchtturm endet. Der wird dann wohl samt den restlichen Gebäuden auf dieser Linie, mittels einer hässlichen „Igelpackung“ aus Beton gesichert werden müssen.

Trickfilm zu Tetrapoden-Problem-    von Kai Klint

Graphik shz Sylter Rundschau

Graphik shz Sylter Rundschau211qq

Die Gemeinde hofft nun den Teufel mit Beelzebub auszutreiben und fordert vom Land noch mehr Tetrapoden, die das bestehende Längswerk bis zum aktuellen Südende der Odde fortsetzen sollen. Das Landesamt LKN tut sich aus Kostengründen schwer mit der Anfrage.Tetrapoden

Statt dem üblichen „Beton-Reflex“ nachzugeben, wenn es um schnellen Küstenschutz geht, täte die Gemeinde gut daran, sich sanftere Lösungen auszudenken, die die Landschaft nicht zusätzlich verschandeln. Wie wäre es denn mit der Forderung nach Sandvorspülungen für das Naturschutzgebiet? Das ist bislang die ökologischste, ästhetischte und wirksamste Lösung bei negativer Sandbilanz, wie man ja an den übrigen Stränden der Insel sieht.

LOTHAR KOCH

Südspitze: von allen guten Geistern verlassen?

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Foto: Thomas Heyse/shz

Das Naturschutzgebiet Hörnum Odde von Süden her durch eine Drohne gefilmt
(© Thomas Heyse/shz, Ende November 2015).

Das NSG Hörnum Odde ist sowohl vom Naturschutzamt, als auch vom Küstenschutzamt offenbar aufgegeben worden. Johnannes Oelerich, der Chef des Landesamtes für Küstenschutz, Meeresschutz und  Nationalpark sagt im Interview des NDR, daß eine Stabilisierung des Naturschutzgebietes Hörnum Odde, also der Dünenlandschaft auf der Südspitze Sylts, derzeit nicht geplant ist.

Zum Radiobeitrag des NDRinfo von Sebastian Parzanny (27.11.2015):

oder in der NDR-Mediathek

Hintergrund können Sparmassnahmen sein, sowie die Haltung, dass ja nur eine natürliche Sandumlagerung stattfinden würde. Letzteres hält einer genaueren Betrachtung jedoch nicht stand: Erstens ist die natürliche Dynamik hier durch menschliche Bauwerke stark beeinflusst (Tetrapoden, Hindenburgdamm) und zweitens driftet der Sand ins Hörnum Tief und ist für immer verloren. Es kommt also nicht zu einer Umformung der Südspitze, sondern zu einem Totalverlust des Naturschutzgebietes.

Luftbild_Sylter Rundschau Strömung Süd aus Südwest_2015_11_26

Foto: Thomas Heyse/shz

Der Sylter Kai Klint hat eine Petition zum erhalt der Odde auf den Weg gebracht, die hier unterzeichnet werden kann

 

NSG-Odde-Verlust: Küstenschutz versus Naturschutz?

IMG_2566Ein Kommentar von Lothar Koch

Hat sich der Naturschutz beim Management des Naturschutzgebietes Hörnum Odde vom Küstenschutz vorführen lassen? Mir scheint es so: Hinter dem Plan, nur die Ortslage Hörnum vor dem „Blanken Hans“ zu schützen, nicht aber das NSG, scheint der alte Streit von Küstenschutz versus Naturschutz im Wattenmeer zu stehen. Die Naturschützer plädierten immer dafür, möglichst die natürlichen Abläufe gewähren zu lassen. So floss diese Forderung dann auch in § 2 des Nationalparkgesetzes ein. Der Küstenschutz war meist dagegen und setzte in der Regel auf ein Eingreifen gegen das „Gesetz der Wildnis“ durch.

Nach der Zusammenlegung von Küstenschutz und Nationalpark unter das Dach eines Landesamtes (LKN) rückten beide Positionen verwaltungstechnisch zusammen. Ich vermute, der Küstenschutzbereich hat dem Nationalparkbereich vermittelt: OK- ihr bekommt bei der Odde, was ihr euch immer gewünscht habt-Natur Natur sein lassen (das ist ja auch kostengünstiger). Aber nur, wenn wir unsere Tetrapoden-Quer-und Längswerke weiter oben setzen dürfen. Dass genau dieser Eingriff aber den natürlichen Ablauf soweit stört, daß in wenigen Jahren das ganze Naturschutzgebiet weggespült wird, sagten sie  der Bevölkerung offenbar nicht.

Nun wird man vermutlich bald hören und lesen, der Naturschutz sei für den Verlust der Odde verantwortlich, weil die Wattenschützer  ja Natur Natur sein lassen wollten. Das wäre wieder Wasser auf die Mühlen des Küstenschutzes, nach dem Motto: da habt ihrs, was passiert, wenn wir die Natur gewähren lassen!

Schliesslich wird das Amt dann einen schönen Asphaltdeich oder eine Kunstdüne kreiern um die Ortslage nach Süden abzuschliessen-natürlich mit Fahrradweg oben drauf.

Auffällig ist bei der ganzen Sachlage, das nichts vom Naturschutzamt des Kreises NF und auch vom Sylter Landschaftszweckverband zu hören ist. Die sind eigentlich für das NSG Hörnum Odde zuständig und kämpfen sonst um jeden Quadratmeter Heidefläche. Hätten diese Institutionen nicht das Management vom LKN rechtzeitig in Frage stellen müssen?

Auch von der Schutzstation Wattenmeer und der Gemeinde Hörnum hätte ich mehr Widerstand gegen die erosionsfördernden Tetrapoden erwartet.

Ich bin pro Natur in Wildnisbereichen, aber nur, wenn auch tatsächlich natürliche Abläufe geschützt werden und nicht wenn künstliche Elemente falsche Rahmenbedingungen setzen. Im Fall der Odde, hätte man Ortslage und NSG gleichermassen schützen müssen. Nicht nur wegen des Wertes der Naturflächen, sondern auch, weil die Südspitze als Wanderweg eine wichtiges, Naturerlebnisziel für Urlauber und Einheimische war.

Lothar Koch