Stoppt den Beton-Reflex!

NSG Hörnum Odde, 11.12.2015

NSG Hörnum Odde, 11.12.2015

Rapide frisst sich das Meer von Westen her in das Naturschutzgebiet Hörnum Odde. Es besteht wohl kein Zweifel daran, dass die seit 1968 längs und quer liegenden Tetrapoden die Sandbilanz an der Südspitze negativ beeinflusst haben und die 2012 gesetzte Längswerkverlängerung mit den Beton-Vierfüsslern alles noch schlimmer für das NSG macht. Das ist vergangene Woche offenbar auch dem Gemeinderat in Hörnum klar geworden. Völlig zu Recht fürchtet man um ökonomische Nachteile, wenn das beliebte Ausflugsziel Hörnum Odde in wenigen Jahren komplett fortgeschwemmt ist und der Wanderweg direkt am Hörnumer Leuchtturm endet. Der wird dann wohl samt den restlichen Gebäuden auf dieser Linie, mittels einer hässlichen „Igelpackung“ aus Beton gesichert werden müssen.

Trickfilm zu Tetrapoden-Problem-    von Kai Klint

Graphik shz Sylter Rundschau

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Die Gemeinde hofft nun den Teufel mit Beelzebub auszutreiben und fordert vom Land noch mehr Tetrapoden, die das bestehende Längswerk bis zum aktuellen Südende der Odde fortsetzen sollen. Das Landesamt LKN tut sich aus Kostengründen schwer mit der Anfrage.Tetrapoden

Statt dem üblichen „Beton-Reflex“ nachzugeben, wenn es um schnellen Küstenschutz geht, täte die Gemeinde gut daran, sich sanftere Lösungen auszudenken, die die Landschaft nicht zusätzlich verschandeln. Wie wäre es denn mit der Forderung nach Sandvorspülungen für das Naturschutzgebiet? Das ist bislang die ökologischste, ästhetischte und wirksamste Lösung bei negativer Sandbilanz, wie man ja an den übrigen Stränden der Insel sieht.

LOTHAR KOCH

Südspitze: von allen guten Geistern verlassen?

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Foto: Thomas Heyse/shz

Das Naturschutzgebiet Hörnum Odde von Süden her durch eine Drohne gefilmt
(© Thomas Heyse/shz, Ende November 2015).

Das NSG Hörnum Odde ist sowohl vom Naturschutzamt, als auch vom Küstenschutzamt offenbar aufgegeben worden. Johnannes Oelerich, der Chef des Landesamtes für Küstenschutz, Meeresschutz und  Nationalpark sagt im Interview des NDR, daß eine Stabilisierung des Naturschutzgebietes Hörnum Odde, also der Dünenlandschaft auf der Südspitze Sylts, derzeit nicht geplant ist.

Zum Radiobeitrag des NDRinfo von Sebastian Parzanny (27.11.2015):

oder in der NDR-Mediathek

Hintergrund können Sparmassnahmen sein, sowie die Haltung, dass ja nur eine natürliche Sandumlagerung stattfinden würde. Letzteres hält einer genaueren Betrachtung jedoch nicht stand: Erstens ist die natürliche Dynamik hier durch menschliche Bauwerke stark beeinflusst (Tetrapoden, Hindenburgdamm) und zweitens driftet der Sand ins Hörnum Tief und ist für immer verloren. Es kommt also nicht zu einer Umformung der Südspitze, sondern zu einem Totalverlust des Naturschutzgebietes.

Luftbild_Sylter Rundschau Strömung Süd aus Südwest_2015_11_26

Foto: Thomas Heyse/shz

Der Sylter Kai Klint hat eine Petition zum erhalt der Odde auf den Weg gebracht, die hier unterzeichnet werden kann

 

NSG-Odde-Verlust: Küstenschutz versus Naturschutz?

IMG_2566Ein Kommentar von Lothar Koch

Hat sich der Naturschutz beim Management des Naturschutzgebietes Hörnum Odde vom Küstenschutz vorführen lassen? Mir scheint es so: Hinter dem Plan, nur die Ortslage Hörnum vor dem „Blanken Hans“ zu schützen, nicht aber das NSG, scheint der alte Streit von Küstenschutz versus Naturschutz im Wattenmeer zu stehen. Die Naturschützer plädierten immer dafür, möglichst die natürlichen Abläufe gewähren zu lassen. So floss diese Forderung dann auch in § 2 des Nationalparkgesetzes ein. Der Küstenschutz war meist dagegen und setzte in der Regel auf ein Eingreifen gegen das „Gesetz der Wildnis“ durch.

Nach der Zusammenlegung von Küstenschutz und Nationalpark unter das Dach eines Landesamtes (LKN) rückten beide Positionen verwaltungstechnisch zusammen. Ich vermute, der Küstenschutzbereich hat dem Nationalparkbereich vermittelt: OK- ihr bekommt bei der Odde, was ihr euch immer gewünscht habt-Natur Natur sein lassen (das ist ja auch kostengünstiger). Aber nur, wenn wir unsere Tetrapoden-Quer-und Längswerke weiter oben setzen dürfen. Dass genau dieser Eingriff aber den natürlichen Ablauf soweit stört, daß in wenigen Jahren das ganze Naturschutzgebiet weggespült wird, sagten sie  der Bevölkerung offenbar nicht.

Nun wird man vermutlich bald hören und lesen, der Naturschutz sei für den Verlust der Odde verantwortlich, weil die Wattenschützer  ja Natur Natur sein lassen wollten. Das wäre wieder Wasser auf die Mühlen des Küstenschutzes, nach dem Motto: da habt ihrs, was passiert, wenn wir die Natur gewähren lassen!

Schliesslich wird das Amt dann einen schönen Asphaltdeich oder eine Kunstdüne kreiern um die Ortslage nach Süden abzuschliessen-natürlich mit Fahrradweg oben drauf.

Auffällig ist bei der ganzen Sachlage, das nichts vom Naturschutzamt des Kreises NF und auch vom Sylter Landschaftszweckverband zu hören ist. Die sind eigentlich für das NSG Hörnum Odde zuständig und kämpfen sonst um jeden Quadratmeter Heidefläche. Hätten diese Institutionen nicht das Management vom LKN rechtzeitig in Frage stellen müssen?

Auch von der Schutzstation Wattenmeer und der Gemeinde Hörnum hätte ich mehr Widerstand gegen die erosionsfördernden Tetrapoden erwartet.

Ich bin pro Natur in Wildnisbereichen, aber nur, wenn auch tatsächlich natürliche Abläufe geschützt werden und nicht wenn künstliche Elemente falsche Rahmenbedingungen setzen. Im Fall der Odde, hätte man Ortslage und NSG gleichermassen schützen müssen. Nicht nur wegen des Wertes der Naturflächen, sondern auch, weil die Südspitze als Wanderweg eine wichtiges, Naturerlebnisziel für Urlauber und Einheimische war.

Lothar Koch

Sylter Südspitze: Das Ende ist nah!

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Blick auf die südlichste Restdüne der Inselspitze

Hörnum, 14.11.2015

Das südliche Ende von Sylt rückt leider immer näher an den Ort Hörnum heran. Nicht nur

 

Ostseite des NSG Odde

Ostseite des NSG Odde

für Naturliebhaber  ist es ein trauriger Anblick mit anzuschauen, wie täglich Wellen gegen den ungeschützten, westlichen Dünenfuß spülen und von Oben der Sand und Heidepflanzen nachrutschen.

An dem heutigen Starkwindtag (von Sturm konnte noch keine Rede sein) hat der äusserste Inselzipfel wieder stark gelitten. Die knapp 200 m Strecke zwischen der äussersten Spitze mit der südlichsten Düne und der noch zusammenhängenden Braun-und Graudünenfläche des Naturschutzgebietes wurde zeitweise vom Wasser komplett

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Odde, Westseite

überspült. Der Restinselzipfel wurde abgeschnitten und weiter zermahlen. „Mehr als zwei, drei Stürme gebe ich der äußersten Odde-Düne nicht mehr“, so Biologe Lothar Koch, der das Gebiet seit 1987 beobachtet. Damals verlief der Strand geschätzt Hundert Meter weiter westlich und die Odde war sicher einen guten Kilometer länger. Wir brauchten zwei Stunden, um sie vom Ort Hörnum aus zu umrunden. Heute ist das ein Spaziergang von maximal einer knappen Stunde geworden“.

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Wassereinbruch von Westen her

Von Westen her spülen die Brecher Holz, Pflanzenmaterial und jede Menge Plastikmüll ins Naturschutzgebiet. Der Salzwassereinbruch lässt die Heide absterben und die nächsten Hochwassermassen haben noch leichteres Spiel.

Das zuständige Küstenschutzamt scheint das Naturschutzgebiet aufgegeben zu haben. Auch von einer Besucherlenkung durch den ansässigen Naturschutzverband ist ausser ein paar hilflos aufgestellter Schilder nichts zu sehen. Gegen die Naturgewalten sind alle machtlos. Es gibt wohl keine angemessen bezahlbare Methode mehr, um das Naturschutzgebiet in der Fläche zu erhalten. Mit den voriges Jahr ausgebrachten Beton-Tetrapoden soll lediglich die Siedlung Hörnum geschützt werden. Leider, so sind sich viele Sylter einig, scheint die Tetrapodenkette den Abtrag des Naturschutzgebietes durch Wirbelbildung noch zu beschleunigen.

Für Sylt wird in den kommenden Jahren ein Gang um die Südspitze, eines der beliebtesten Wanderziele von Einheimischen und Touristen, leider immer unattraktiver werden. Es bleibt spannend, wie die Gemeinde und der Landes-Küstenschutz am Ende die südlichste Inselspitze Sylts befestigen wird. Hoffentlich bleibt uns der Einsatz von Beton und Asphalt erspart, wie es bei einigen anderen Nordseeinseln zu sehen ist (zum Beispiel auf der Nordseeinsel Norderney schon vor Jahrzehnten geschehen.).

Lothar Koch

Videos zur Odde-Entwicklung von Kai Klint

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