Odde Thing: Hingehen und Naturlandschaft an der Südspitze erhalten!

Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Dünenheide im NSG Hörnum Odde (Dez.2015)

Für den 22.1. um 17 Uhr lädt der Sylter Heimatverein Sölring Foriining zum „Odde Thing“ in den Gemeindesaal Hörnum.

Dort sollen mit Hilfe von Experten auf dem Podium Argumente ausgetauscht werden, wie die Entwicklung des Naturschutzgebietes Hörnum Odde von verschiedenen Seiten gesehen wird. Die Zusammensetzung des Podiums läßt darauf schliessen, daß die Vertreter eines „Küsten-schutzes mit starren Bauwerken“ die Mehrheit haben. Zugegen ist auch Dr. Oelerich, der als Chef des Landesamtes für Meeres-und Küstenschutz…(LKN) verantwortlich für die bisherige Strategie mit Tetrapoden an der Odde ist, die zu starken Abbrüchen des Naturschutzgebietes geführt hat.

Wie hätten Sie die Südspitze gern? So?.....

Wie hätten Sie die Südspitze gern? So ähnlich?…..

Deshalb möge jeder der kann und  dem etwas an der Naturlandschaft Hörnum Odde liegt zum Thing gehen, um seine Betroffenheit zu äußern! Ziel des Naturschutzes muß es sein, eine Vernichtung des NSGs und eine Betonnierung der Südspitze zu verhindern. Möglichkeiten gäbe es (s. andere Beiträge zur Hörnum Odde in diesem Blog)- es ist jedoch eine Frage des politischen Willens, Geld dafür auszugeben.

Stellen Sie doch einige wichtige Fragen an das Podium:

...oder so? (Luftbild Heyse/shz)

…oder so ähnlich? (Luftbild Heyse/shz)

Inwieweit spiel(t)en Belange des Naturschutzes bei der Küstenschutzplanung an der Hörnum Odde eine Rolle?

Wie will der Heimatverein Sölring Foriining den Erhalt der Hörnumer Südspitz-Landschaft sicherstellen (ein Stück liebgewonnene Heimat)?

Sind die Bedenken hinsichtlich des Wellenbrechers von 2014 geprüft worden, wie sie in einer Petition und in Stellungnahmen von Naturschutzverbänden beschrieben werden? Was ist die Begründung, daß ein Umlagern der Tetrapoden in diesem Sinne nicht versucht wird?

Wie beurteilt das LKN den Effekt von stärkeren, bzw vermehrten Sandaufspülungen für das Naturschutzgebiet vor dem Hintergrund der neuen „Strategie Wattenmeer 2100“?

Was genau ist die Planung des LKN in Hinblick auf eine Ortssicherung an der Basis des Naturschutzgebiet, wenn die Reste der Dünen doch weggespült würden. Mit welchen Materialien und Techniken würde hier vorgegangen? Ab welchem Erosionsgrad der Odde würde so eine Maßnahmenplanung beginnen und umgesetzt werden müssen?

Wie teuer kämen Deckwerkmaßnahmen zum Schutz der Südspitze nahe des Leuchtturms in dem Fall? Wie hoch wären die Verluste für die Gemeinde und die Insel, wenn das Ausflugsziel Südspitze wegfallen würde?

Wie lange wollen Sie mit Handeln für das NSG noch warten?

Geben Sie am 22.1. ab 17 Uhr in Hörnum  Ihr starkes Votum pro Naturlandschaft Sylt ab!

LOTHAR KOCH

Robbenschutz im Naturschutzgebiet Hörnum Odde

In letzter Zeit sieht man häufiger junge Robben am Strand des Naturschutzgebietes Hörnum Odde rasten. Grund sind einerseits die wachsenden Robbenbestände, andererseits die ideale Form der Südspitze. Robben rasten bevorzugt an steilen Stränden, wo sie sich schnell ins Wasser begeben können. Im Video wird eine Bestimmungshilfe zur Unterscheidung erklärt.

 

Gesunde Robben nutzen den West-und Oststrand des Naturschutzgebietes vermutlich überwiegend Nachts wenn kein Spaziergängerverkehr herrscht. Tagsüber rastende Tiere sind eher erschöpft oder verletzt, suchen trotz der Störungen Zuflucht und sind deswegen nicht fluchtbereit- oder fähig. In dem Fall richtet die Schutzstation eine flexible, kurzfristige Ruhezone ein, um dem rastenden Tier etwas Freiraum und Ruhe zu geben. Bitte bei Sichtungen die Schutzstation anrufen: Tel:04651/881093.

 

LOTHAR KOCH

 

Die Irrfahrt der Pottwale

In den vergangenen Tagen, seit dem 8. Januar, sind mindestens 12 Pottwale an der internationalen Wattenmeerküste verendet, oder tot angetrieben. 5 auf Texel, 2 auf Wangerooge, 1 in der Wesermündung, 2 vor Helgoland, 1 vor Büsum, 1 vor Trischen.

Das ist kein neues Phänomen. Grundsätzlich werden Pottwalstrandungen in diesem Seegebiet seit 1572 amtlich registriert. Allein seit 1990 sind es 81 gewesen. Die aktuellen Strandungen erinnern an zwei Massenstrandungen in den Wintern 1996/97 und 1997/98. Das besondere daran war, das die Meeresriesen vor ihrer Strandung der Insel Sylt einen kurzen Besuch abstatteten. Das dürfte seit Menschengedenken ein einmaliges Bild vor Rantum gewesen sein. Dazu habe ich meinen Augenzeugenbericht in meinem Buch

„Natürlich Sylt-der Naturerlebnisführer“ niedergeschrieben. Hier eine Leseprobe:syltbuchTitel

RÜCKBLICK

In den Wintern 1996/97 und 1997/98 strandeten insgesamt 26 Pottwale an den Stränden der Wattenmeerküsten Hollands, Deutschlands und Dänemarks. Drei der Meeresgiganten konnten in einer dramatischen Rettungsaktion bei St. Peter-Ording mit Booten in tieferes Wasser abgedrängt werden- alle anderen verendeten kläglich.

Tod und Rettung der Riesen

Es war ein Bild, wie man es von Kupferstichen aus alten Walfängerzeiten kennt: Zwei Pottwale liegen unbeweglich in den Brandungswellen am Sylter Strand „Samoa“. Im Hintergrund, über eine weite Seefläche verteilt, stoßen dreizehn der Meeresriesen unregelmäßig ihren typischen Blas schräg nach vorne aus.

Die noch schwimmenden Pottwale warten auf ihre festsitzenden „Brüder“ und geben offensichtlich Lautsignale, nach denen sich die Gestrandeten immer wieder ausrichten. Endlich, nach Stunden des Wartens, kommt die Flut und beide Vierzig- Tonner können aus eigener Kraft wieder Fahrt aufnehmen. Die Walschule von fünfzehn Tieren entschwindet am Horizont. Ein historischer Tag für die Inselchronik: es war wohl seit Menschengedenken der erste Besuch einer ganze Pottwalschule am Sylter Strand. Leider stranden alle fünfzehn Pottwale am folgenden Tag erneut. Zwei an der Niedersächsischen Wattenmeerküste und dreizehn am Strand der Dänischen Nachbarinsel Römö.

Sieben Wochen später: Das Patrouillenboot der Küstenwache, die „Sylt“, meldet der Schutzstation Wattenmeer die Sichtung einer „desorientiert umherschwimmenden“ sechsköpfigen Pottwalschule, etwa sieben Seemeilen westlich von Büsum. Dort hat die Nordsee noch rund 15 Meter Wassertiefe zwar nur eine Pfütze für die sonst in Tausenden von Metern tiefen Gewässern vorkommenden Pottwale, aber im Vergleich zur nahegelegenen, flachen Wattenmeerküste noch halbwegs sicheres Terrain für die Kolosse. Die Schutzstation Wattenmeer drängt darauf, dass die Patrouille der Wasserschutzpolizei ihre geplante Route zunächst nicht fortsetzt, sondern die Walschule im Auge behält und das Schiff zwischen Wale und Wattenmeerküste manövriert, um eine Strandung zu verhindern. Außerdem mobilisiert die Naturschutzgesellschaft  Kollegen von Greenpeace, die über das notwendige Equipment verfügen, um die Wasserschutzpolizei zu unterstützen. Am nächsten Morgen kommt dann doch die Hiobsbotschaft: Mindestens ein Pottwal ist auf dem Rochelsand vor St. Peter-Ording gestrandet, die anderen Wale befinden sich noch schwimmend in unmittelbarer Nähe ihres sterbenden Gefährtens.

Nach dieser Nachricht bewegen sich alle verfügbaren Schiffe sofort Richtung Strandungsort. Zuerst ist die „Sylt“ vor Ort. Mittlerweile sind zwei weitere Wale auf den flachen Sand aufgelaufen. Nun muss alles sehr schnell gehen, um Schlimmeres zu verhindern. Inzwischen sind auch die Greenpeace – Zodiaks angekommen und zu Wasser gelassen, um die „Sylt“ bei den Versuchen zu unterstützen, die Pottwale in tieferes Wasser abzudrängen. Langsam aber sicher gelingt das Unterfangen: Bei Sonnenuntergang sind drei der sechs Wale mit viel Fingerspitzengefühl und mehreren Booten auf acht Seemeilen in  fast  20 Meter tiefes Wasser hinausgetrieben worden. Die anderen drei verenden leider auf der Sandbank am Leuchtturm Westerhever.

Warum wählten die Tiere den falschen Weg?test0007

Die Pottwale verheddern sich am Wattenmeer im Labyrinth der Untiefen. Ihr sonst so präzises Sonarsystem versagt im sandigen Flachwasser. Das Echo auf die vom Pottwal ausgestoßen Schallsignale wird zu schwach und verwaschen vom feinen Nordseesand reflektiert, sodass kein klares Bild der Umgebung entsteht. Die Pottwale, sonst in Wassertiefen von über 3000 Metern zu Hause, tappen am flachen Wattenmeer also quasi im Dunkeln- und das mit leerem Magen, denn ihre Hauptnahrung, den Tiefseetintenfisch, finden die Wale in der durchschnittlich 80 Meter flachen Nordsee nicht.

Warum halten sich die Leviathane also überhaupt  in unserem Flachmeer auf?

Ein Herz vom Pottwal

Ein Herz vom Pottwal

Eine Frage, über die auch Wissenschaftler mangels klärender Forschungsprojekte nur spekulieren können.

So viel ist sicher: die nördlich von Norwegen lebenden, männlichen Meeresriesen waren auf dem Weg zu ihren Weibchen, die sich ganzjährig bei Madeira und den Azoren aufhalten. Offenbar kamen sie jedoch von ihrem direkten Kurs zwischen Nordmeer und Atlantik ab und gerieten bei Schottland in die „Sackgasse Nordsee“.

Fest steht auch, dass solche Fehlentscheidungen in den vergangenen Jahrhunderten immer schon vorkamen, allerdings liegt das 20. Jahrhundert mit knapp 100 in der Nordsee gesichteten Pottwalen an der Spitze der Statistik. Spekulationen, die einer zunehmenden Industrialisierung durch Öl- und Gasplattformen und damit der Unterwasser- Verlärmung der nördlichen Nordseegewässer die Schuld für das zunehmende Ablenken der Wale geben, sind daher nicht von der Hand zu weisen. Vor allem, vor dem Hintergrund, daß rund 80 der fast 100 registrierten Pottwalstrandungen an der internationalen Nordseeküste in den letzten sechs Jahren des vorigen Jahrhunderts passierten. Neben der Unterwasserverlärmung von Öl- und Gasplattformen werden neuerdings auch militärische  Eingriffe diskutiert. So betreibt die NATO ein tieffrequentes Schallwellennetz unter Wasser, das für die Navigation von U-Booten gebraucht wird. Es ist ja allgemein bekannt, dass Wale über Schallwellen miteinander kommunizieren und zahlreiche Beobachtungen bezeugen, dass Pottwale durch ungewohnte Geräusche abgeschreckt werden können. So wird auch vermutet, dass der Lärm des dichten Schiffsverkehrs im Englischen Kanal den Pottwalen den südwestlichen „Notausgang“ der Nordsee versperrt.

IMG4_0022

Abtransport der Unterkiefer

Diskutiert werden allerdings auch natürliche Ursachen:  So wird immer wieder die Theorie britischer Forscher bemüht, die festgestellt haben, dass es weltweit eine Häufung von Walstrandungen an Küsten gibt, an denen die Erdmagnetfeldlinien eine besonders geringe Feldstärke aufweisen. Da Wale sich an Magnetfeldlinien orientieren können, wäre ein Zusammenhang möglich. In dem Zusammenhang wird sogar der Einfluß von Sonnenflecken diskutiert.

Nicht auszuschließen ist auch schlichtweg Missgeschick und Unerfahrenheit in der Navigation jüngerer Bullen. Es wäre beispielsweise möglich, dass die Pottwale, abgelenkt durch die Jagd auf nach Süden ziehenden Tintenfischen, in die falsche Richtung schwammen. Dagegen spricht jedoch, dass die Tintenfischarten, die von Pottwalen bevorzugt werden, noch nie in nennenswerten Mengen in der Nordsee nachgewiesen wurden.

Auch das Argument, es gäbe seit Aufgabe der Großwaljagd bereits wieder so viele Pottwale in den Weltmeeren, dass daher eine erhöhte Strandungsrate an Nordseeküsten natürlich wäre, steht auf tönernen Füßen: erstens gibt es überhaupt keine verlässlichen Bestandszahlen und zweitens weisen die recht genauen Statistiken aus Jahrhunderten vor der intensiven Bejagung der Pottwale keine ähnlich hohen Strandungsraten auf, wie Ende des 20. Jahrhunderts.

LOTHAR KOCH

„Natürlich Sylt“ – den Naturerlebnisführer gibt es portofrei hier syltopia.de oder in jeder Buchhandlung

Konkurrenzkampf der Sylt-Autozüge verpestet die Umwelt

Westerland
Es scheint verrückt: Obwohl die Nachfrage für Autotransporte hin und her über den Hindenburgdamm zwischen Sylt und Niebüll sich seit Jahren bei ca. 960 000 Fahrzeugen eingependelt hat und eher weniger als mehr wird, erhöht die DB Sylt Shuttle die Anzahl ihrer Zugfahrten drastisch. Die Frequenz soll in 2016 von 14 000 Touren auf 20 000 jährliche Abfahrten erhöht werden. Die DB Fernverkehr AG  hat extra neue Loks eingekauft. Dennoch läßt sich der Dieselverbrauch  auf der Strecke auf 3 Millionen Liter hochrechnen. Diese wirtschaftlich nicht leicht zu durchschauende „Qualitätsoffensive“ dürfte ein Verdrängungstrick im Konkurrenzkampf mit dem neuen Mitbewerber RDC sein.

Der neue Konkurrent RDC wird zusätzlich ca. 5000 Fahrten jährlich mit seinem Autozug bestreiten. Wie groß der Dieselverbrauch des amerikanischen Anbieters ist, ist nicht bekannt, aber geschätzt dürfte er bei 800 000 Liter Diesel im Jahr auf der 39 km langen Strecke  liegen. Die führt geradewegs durch den für seine gute Luft berühmten Nationalpark Wattenmeer und entlang von Wohngebieten in Niebüll, Klanxbüll, Morsum, Keitum, Tinnum und Westerland. Mit deutlich vermehrten Rangierfahrten im Bereich Westerland/Tinnum muss gerechnet werden. Derzeit fährt RDC sogar seine Dieselloks ohne Autotransport mehrmals täglich über die Strecke. „Das sollen Testfahrten sein, bis RDC bereit ist mit dem Geschäft zu starten, dienen aber wahrscheinlich auch der Auflage, daß die Firma, die den Zuschlag der Netzagentur für eine Strecke erhält, diese auch benutzen muss.So verpesten sie die Umwelt für Nix und wieder nix“, sagt ein Schalterbeamter der Bahn in Niebüll.

Schuld an der Luftverpestung sind aber nicht nur die Autozugbetreiber. Es ist auch ein Versäumnis der Politik, daß die Strecke Hamburg – Westerland nicht längst elektrifiziert ist. Dabei wirft Schleswig-Holstein pro Jahr Windstrom im Wert von 200 Millionen Euro weg, weil er nicht verbraucht werden kann. Zusätzlich führt die Eingleisigkeit der Strecke an mehreren Abschnitten zu erheblichen Problemen, die sich durch die Konkurrenzsituation im Jahr 2016 deutlich verschärfen werden. Hier wurde diesbezüglich auf der profitabelsten Strecke der Bahn (bundesweit auf den Kilometer gerechnet) bislang nicht investiert, möglicherweise auch, um sich in den vergangen Jahrzehnten Konkurrenten vom Hals zu halten. Mit dem Monopol ist nun aber Schluß.

Alle Experten prophezeihen ein großes Chaos für Westerland ab Ostern 2016 und vermuten, daß es zu noch längeren Autorückstaus auf Sylt kommen wird, die wiederum lokal das Klima des Nordseeheilbades verpesten. Auch für die normalen Personenzüge soll es durch die Vorfahrtsituation der beiden Autozuganbieter zur erheblichen Problemen kommen. Das wird bei vielen Reisenden, die durch Verspätungen der Züge frustriert werden auf der Strecke Hamburg-Niebüll möglicherweise zum Umstieg auf´s Auto führen und so die Umweltbelastung erhöhen.

LOTHAR KOCH

 

 

Für mehr NATURSCHUTZ AM ENDE? der Insel Sylt !

Es muß ein Aktionsplan „Odde“ her
Gastbeitrag von Lothar Koch in der Sylter Rundschau vom 9.1.2016
Foto: Ralf Meyer, 2015

Foto: Ralf Meyer, 2015. Der 2014 erbaute Wellenbrecher(rects im Bild) macht Naturschützern Sorgen

Ist der Naturschutz am Südende Sylts mit seinem Latein am Ende?
Ein Aktionsplan für das Naturschutzgebiet Hörnum Odde muss her. Sonst droht bald ein Totalverlust der Dünenlandschaft. Viel Zeit zum Handeln bleibt nicht mehr. Eine Win-Win Situation für Sylt und das Welterbe wäre machbar, ganz im Sinne der „Strategie Wattenmeer 2100“ wie sie im Juni 2015 vom Landtag beschlossen wurde. Dazu müssten Gemeinde Hörnum, Landschaftszweck-verband, Touristiker, Küstenschützer und Naturschützer  an einem Strang ziehen, um Ämter und Politik zu raschem Handeln zu bringen.
44 Jahre nach der Unterschutzstellung ist die 157 Hektar Fläche des Naturschutzgebietes an der Südspitze um über 80  Prozent geschrumpft. Wir reden über den Verlust von uralten Heidedünen, die über Jahrhunderte brauchten, um den in Deutschland seltenen tannengrünen Überzug von Krähenbeeren, Silbergräsern und Flechtensteppen zu produzieren.
Die Erosion ist nur teilweise auf den natürlichen Küstenabtrag zurückzuführen. Einen erheblichen Anteil an den Verlusten haben die 1968 eingeführten  betonharten Küstenschutzmaßnahmen für die Kersigsiedlung.
Sicher, der Schutz der Ortslage hat Vorrang, aber muss das auf Kosten des Naturschutzgebietes geschehen?
Abbrüche an der Odde seit Gründung des Naturschutzgebietes in 1972

Graphik: LKN. Abbrüche an der Odde seit Gründung des Naturschutzgebietes in 1972

Ab 2005 begann der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) mit dem Tetrapodenbauwerk zu experimentieren und baute einzelne Bauteile um. Offenbar war dessen Schutzwirkung keine Erfolgsgeschichte. Ganz verabschieden will man sich von den Betonblöcken aber bis heute nicht, wohl weil schon zu viel Geld in diese zweifelhafte Technologie geflossen ist. Statt ganz auf dynamischen Küstenschutz mit Sandvorspülungen umzusatteln, wurde ein neuer Wellenbrecher geplant. Ziel: Besserer Schutz der Kersigsiedlung. Das sollte auch gelingen, aber auf Kosten des Naturschutzgebietes.

Seitdem das Bauwerk steht (2014) sind weitere 25 000 qm Dünen unterge-gangen.  In wenigen Jahren wird das Gebiet vermutlich bis kurz vor den Leuchtturm aufgerieben sein und von einem Betondeckwerk ersetzt werden. Schon jetzt ist klar: der Imageverlust Sylts könnte größer sein, als die eingesparten Landesmittel bei  einseitigem Küstenschutz. Der ökonomische Schaden für Hörnum und ganz Sylt wird folgen.
Was eine natur- und menschenfreundliche Lösung des Problems sein könnte, müssen Ingenieure vorschlagen. Bisher haben die ihr Augenmerk aber nur auf den Siedlungsschutz gerichtet, weil das Land ihnen wegen Sparmaßnahmen auch keinen anderen Auftrag erteilt hat. Um die Erosionsgeschwindigkeit am NSG zu drosseln müsste wohl ein Sandzufluss von Norden her in Richtung Odde wiederhergestellt werden. Könnte das durch Veränderungen in der Form des Wellenbrechers und mit Sandvorspülungen geschehen? Oder durch ein sehr großes Verschleiß-Sanddepot, ähnlich dem „Zandmotor“, der sich in Holland bewährt hat und die Tetrapoden ganz ersetzen würde?
Mit viel, viel Sand würde Hörnum einen breiteren Strand bekommen und die Lebensdauer des Naturschutzgebietes verlängert. Im NSG wäre eine Landschaft mit kleinen Wanderdünen und Strand-Biotoptypen die Folge. Das würde Robben und Vögel im Naturschutzgebiet begünstigen. Ungestörte Bereiche an der äussersten Spitze würde sehr schnell von Robben genutzt werden. Eine intelligente Besucherlenkung mit flexiblen Unterständen zum störfreien Beobachten der Wildtiere könnte den Sinn und Erlebnis-Charakter des Naturschutzgebietes stark aufwerten.
Mit diesem Konzept wäre dann auch ein Paket zu schnüren, dessen Finanzierung aus zusätzlichen Naturschutzmitteln gerechtfertigt wäre. Immerhin fallen jährlich Millionen an Ausgleichsgeldern aus den Sandentnahmemaßnahmen vor Sylt an, die bislang zum Ankauf von Naturflächen am Festland verwendet werden. Auch Ausgleichsmittel aus Windparks stehen zur Verfügung. Da sollten doch ein paar Extra-Aufspülungen für das Naturschutzgebiet an der Sylter Südspitze drin sein!
Es stimmt, der „Patient Hörnum Odde“ würde am „Sand-Tropf“ hängen. Die Natur würde weiter für ein gewisses Maß an Erosion sorgen und ständiger Nachschub wäre notwendig. Die Befürchtung, daß der Sand irgendwo im Watt versinkt ist aber kein Argument mehr. Die vom Landtag verabschiedete Strategie Wattenmeer 2100 fordert sogar künstlichen Sedimenteintrag ins Welterbe. Experten haben berechnet, daß die wichtigen Schlickflächen sonst wegen des Meeresspiegelanstieges für immer „absaufen“ und keinen ökologischen Nutzen mehr haben werden.
Fangen wir doch in 2016 mit dieser Strategie zur Rettung des Wattenmeeres am prominenten Südende Sylts an! Das dient allen: Wattenschutz, Artenschutz, Küstenschutz, Tourismus und der Sylter Heimat.
LOTHAR KOCH