Hörnum Odde: Eine Frage der Wertschätzung von Naturlandschaft

Wie hätten Sie die Südspitze gern? So?.....

Kommt so ein ähnlicher worst Case auf die Sylter Südspitze zu?  (Fotomontage)

Jeder Sturm, auch der, der dieser Tage wieder über Sylt fegt, läßt das Naturschutzgebiet Hörnum Odde weiter schrumpfen. Die Zeit läuft- wenn der Worst Case, ein Totalverlust des Naturgebietes mit Betonersatz, verhindert werden soll, müssen bald Entscheidungen auf höchster Ebene getroffen werden.

Diese Einschätzung resultiert aus dem vergangene Woche auf Sylt veranstalteten „Odde-Thing“. Erneut war die Kernbotschaft des zuständigen LKN-Chefs Dr. Oelerich: „Wir behalten vorerst unsere Strategie bei. Wir beobachten die Situation und schützen lediglich den Siedlungsbereich solange wir keinen anderslautenden Auftrag haben. Was wir tun, wenn die Dünen weggespült sind, teilen wir öffentlich derzeit nicht mit.“ (sinngemäss zitiert)

Wer aber soll diesen Auftrag, auch das Naturschutzgebiet zu erhalten denn erteilen? Dr. Oelerich ist ja auch für den Nationalpark, also die Naturbelange im Wattenmeer zuständig. Bei näherem Hinschauen wird klar, daß die Nationalparkverwaltung für das Naturschutzgebiet Hörnum Odde jedoch nicht zuständig ist, sonders das Landesamt für Naturschutz (LANU) mit seiner untergeordneten Behörde im Kreis Nordfriesland. Von den zuständigen amtlichen Naturschützern ist zum Thema Hörnum Odde jedoch bislang rein gar nichts zu hören. Der „Küstenschutzdenke“ fehlt also offensichtlich ein starker Gegenpart: die „Naturschutzdenke“.

Letztere konnte noch vor dem Odde-Thing, auch durch die Aktivitäten dieses Blogs, zumindest verbandspolitisch aktiviert werden. Die Schutzstation Wattenmeer (Gebietsbetreuer), der NABU, der WWF, der Verein Jordsand und die Naturschutzgemeinschaft Sylt einigten sich auf eine gemeinsame Stellungnahme, die für den längsmöglichen Erhalt des Naturschutzgebietes plädiert und  Extra-Sandvorspülungen vorschlägt. Derzeit führen Vertreter der Verbände Gespräche dazu mit dem LKN und dem Ministerium für Umwelt …des Landes Schleswig-Holstein (MELUR). Es besteht also noch Hoffnung!

Schlußendlich ist der Grüne Umweltminister Robert Habeck gefragt. Wird er, anders als seine Ämter, den größeren Gesamtschaden sehen, der für die Insel Sylt resultiert, wenn an der Odde nicht naturnah eingegriffen wird? : Verlust von potentiellen Robbenrastplätzen, Verlust von Jahrhunderte alten Heidedünen, Verlust von Landschaftsästhetik, Verlust eines der beliebtesten touristischen Ausflugsziele der Insel, Verlust von Sylter Heimat.

Was ist uns die Natur wert? Eine philosophische Frage, die der Philosoph Robert Habeck gern öffentlich in Bezug auf das Naturschutzgebiet Hörnum Odde beantworten sollte.

Link zum Video über den Odde-Thing von Kai Klint
Gemeinsames Papier der Verbände: Odde-Gedanken_WWF_SW_NSG_VJ_NABU

Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Dünenheide im NSG Hörnum Odde

LOTHAR KOCH

Syltzeit mit Lothar Koch bei SYLT1 TV

Hier gibt es die Syltzeit mit Lothar Koch zu sehen:

Syltzeit http://www.sylt1.tv/mediathek/syltzeit-mit-lothar-koch/

Themen: Biografie, Syltopia, Gastronomie, Bebauung, Verkehr, Hörnum Odde, Zukunft von Sylt

Odde Thing: Hingehen und Naturlandschaft an der Südspitze erhalten!

Dünenheide im NSG Hörnum Odde

Dünenheide im NSG Hörnum Odde (Dez.2015)

Für den 22.1. um 17 Uhr lädt der Sylter Heimatverein Sölring Foriining zum „Odde Thing“ in den Gemeindesaal Hörnum.

Dort sollen mit Hilfe von Experten auf dem Podium Argumente ausgetauscht werden, wie die Entwicklung des Naturschutzgebietes Hörnum Odde von verschiedenen Seiten gesehen wird. Die Zusammensetzung des Podiums läßt darauf schliessen, daß die Vertreter eines „Küsten-schutzes mit starren Bauwerken“ die Mehrheit haben. Zugegen ist auch Dr. Oelerich, der als Chef des Landesamtes für Meeres-und Küstenschutz…(LKN) verantwortlich für die bisherige Strategie mit Tetrapoden an der Odde ist, die zu starken Abbrüchen des Naturschutzgebietes geführt hat.

Wie hätten Sie die Südspitze gern? So?.....

Wie hätten Sie die Südspitze gern? So ähnlich?…..

Deshalb möge jeder der kann und  dem etwas an der Naturlandschaft Hörnum Odde liegt zum Thing gehen, um seine Betroffenheit zu äußern! Ziel des Naturschutzes muß es sein, eine Vernichtung des NSGs und eine Betonnierung der Südspitze zu verhindern. Möglichkeiten gäbe es (s. andere Beiträge zur Hörnum Odde in diesem Blog)- es ist jedoch eine Frage des politischen Willens, Geld dafür auszugeben.

Stellen Sie doch einige wichtige Fragen an das Podium:

...oder so? (Luftbild Heyse/shz)

…oder so ähnlich? (Luftbild Heyse/shz)

Inwieweit spiel(t)en Belange des Naturschutzes bei der Küstenschutzplanung an der Hörnum Odde eine Rolle?

Wie will der Heimatverein Sölring Foriining den Erhalt der Hörnumer Südspitz-Landschaft sicherstellen (ein Stück liebgewonnene Heimat)?

Sind die Bedenken hinsichtlich des Wellenbrechers von 2014 geprüft worden, wie sie in einer Petition und in Stellungnahmen von Naturschutzverbänden beschrieben werden? Was ist die Begründung, daß ein Umlagern der Tetrapoden in diesem Sinne nicht versucht wird?

Wie beurteilt das LKN den Effekt von stärkeren, bzw vermehrten Sandaufspülungen für das Naturschutzgebiet vor dem Hintergrund der neuen „Strategie Wattenmeer 2100“?

Was genau ist die Planung des LKN in Hinblick auf eine Ortssicherung an der Basis des Naturschutzgebiet, wenn die Reste der Dünen doch weggespült würden. Mit welchen Materialien und Techniken würde hier vorgegangen? Ab welchem Erosionsgrad der Odde würde so eine Maßnahmenplanung beginnen und umgesetzt werden müssen?

Wie teuer kämen Deckwerkmaßnahmen zum Schutz der Südspitze nahe des Leuchtturms in dem Fall? Wie hoch wären die Verluste für die Gemeinde und die Insel, wenn das Ausflugsziel Südspitze wegfallen würde?

Wie lange wollen Sie mit Handeln für das NSG noch warten?

Geben Sie am 22.1. ab 17 Uhr in Hörnum  Ihr starkes Votum pro Naturlandschaft Sylt ab!

LOTHAR KOCH

Robbenschutz im Naturschutzgebiet Hörnum Odde

In letzter Zeit sieht man häufiger junge Robben am Strand des Naturschutzgebietes Hörnum Odde rasten. Grund sind einerseits die wachsenden Robbenbestände, andererseits die ideale Form der Südspitze. Robben rasten bevorzugt an steilen Stränden, wo sie sich schnell ins Wasser begeben können. Im Video wird eine Bestimmungshilfe zur Unterscheidung erklärt.

 

Gesunde Robben nutzen den West-und Oststrand des Naturschutzgebietes vermutlich überwiegend Nachts wenn kein Spaziergängerverkehr herrscht. Tagsüber rastende Tiere sind eher erschöpft oder verletzt, suchen trotz der Störungen Zuflucht und sind deswegen nicht fluchtbereit- oder fähig. In dem Fall richtet die Schutzstation eine flexible, kurzfristige Ruhezone ein, um dem rastenden Tier etwas Freiraum und Ruhe zu geben. Bitte bei Sichtungen die Schutzstation anrufen: Tel:04651/881093.

 

LOTHAR KOCH

 

Die Irrfahrt der Pottwale

In den vergangenen Tagen, seit dem 8. Januar, sind mindestens 12 Pottwale an der internationalen Wattenmeerküste verendet, oder tot angetrieben. 5 auf Texel, 2 auf Wangerooge, 1 in der Wesermündung, 2 vor Helgoland, 1 vor Büsum, 1 vor Trischen.

Das ist kein neues Phänomen. Grundsätzlich werden Pottwalstrandungen in diesem Seegebiet seit 1572 amtlich registriert. Allein seit 1990 sind es 81 gewesen. Die aktuellen Strandungen erinnern an zwei Massenstrandungen in den Wintern 1996/97 und 1997/98. Das besondere daran war, das die Meeresriesen vor ihrer Strandung der Insel Sylt einen kurzen Besuch abstatteten. Das dürfte seit Menschengedenken ein einmaliges Bild vor Rantum gewesen sein. Dazu habe ich meinen Augenzeugenbericht in meinem Buch

„Natürlich Sylt-der Naturerlebnisführer“ niedergeschrieben. Hier eine Leseprobe:syltbuchTitel

RÜCKBLICK

In den Wintern 1996/97 und 1997/98 strandeten insgesamt 26 Pottwale an den Stränden der Wattenmeerküsten Hollands, Deutschlands und Dänemarks. Drei der Meeresgiganten konnten in einer dramatischen Rettungsaktion bei St. Peter-Ording mit Booten in tieferes Wasser abgedrängt werden- alle anderen verendeten kläglich.

Tod und Rettung der Riesen

Es war ein Bild, wie man es von Kupferstichen aus alten Walfängerzeiten kennt: Zwei Pottwale liegen unbeweglich in den Brandungswellen am Sylter Strand „Samoa“. Im Hintergrund, über eine weite Seefläche verteilt, stoßen dreizehn der Meeresriesen unregelmäßig ihren typischen Blas schräg nach vorne aus.

Die noch schwimmenden Pottwale warten auf ihre festsitzenden „Brüder“ und geben offensichtlich Lautsignale, nach denen sich die Gestrandeten immer wieder ausrichten. Endlich, nach Stunden des Wartens, kommt die Flut und beide Vierzig- Tonner können aus eigener Kraft wieder Fahrt aufnehmen. Die Walschule von fünfzehn Tieren entschwindet am Horizont. Ein historischer Tag für die Inselchronik: es war wohl seit Menschengedenken der erste Besuch einer ganze Pottwalschule am Sylter Strand. Leider stranden alle fünfzehn Pottwale am folgenden Tag erneut. Zwei an der Niedersächsischen Wattenmeerküste und dreizehn am Strand der Dänischen Nachbarinsel Römö.

Sieben Wochen später: Das Patrouillenboot der Küstenwache, die „Sylt“, meldet der Schutzstation Wattenmeer die Sichtung einer „desorientiert umherschwimmenden“ sechsköpfigen Pottwalschule, etwa sieben Seemeilen westlich von Büsum. Dort hat die Nordsee noch rund 15 Meter Wassertiefe zwar nur eine Pfütze für die sonst in Tausenden von Metern tiefen Gewässern vorkommenden Pottwale, aber im Vergleich zur nahegelegenen, flachen Wattenmeerküste noch halbwegs sicheres Terrain für die Kolosse. Die Schutzstation Wattenmeer drängt darauf, dass die Patrouille der Wasserschutzpolizei ihre geplante Route zunächst nicht fortsetzt, sondern die Walschule im Auge behält und das Schiff zwischen Wale und Wattenmeerküste manövriert, um eine Strandung zu verhindern. Außerdem mobilisiert die Naturschutzgesellschaft  Kollegen von Greenpeace, die über das notwendige Equipment verfügen, um die Wasserschutzpolizei zu unterstützen. Am nächsten Morgen kommt dann doch die Hiobsbotschaft: Mindestens ein Pottwal ist auf dem Rochelsand vor St. Peter-Ording gestrandet, die anderen Wale befinden sich noch schwimmend in unmittelbarer Nähe ihres sterbenden Gefährtens.

Nach dieser Nachricht bewegen sich alle verfügbaren Schiffe sofort Richtung Strandungsort. Zuerst ist die „Sylt“ vor Ort. Mittlerweile sind zwei weitere Wale auf den flachen Sand aufgelaufen. Nun muss alles sehr schnell gehen, um Schlimmeres zu verhindern. Inzwischen sind auch die Greenpeace – Zodiaks angekommen und zu Wasser gelassen, um die „Sylt“ bei den Versuchen zu unterstützen, die Pottwale in tieferes Wasser abzudrängen. Langsam aber sicher gelingt das Unterfangen: Bei Sonnenuntergang sind drei der sechs Wale mit viel Fingerspitzengefühl und mehreren Booten auf acht Seemeilen in  fast  20 Meter tiefes Wasser hinausgetrieben worden. Die anderen drei verenden leider auf der Sandbank am Leuchtturm Westerhever.

Warum wählten die Tiere den falschen Weg?test0007

Die Pottwale verheddern sich am Wattenmeer im Labyrinth der Untiefen. Ihr sonst so präzises Sonarsystem versagt im sandigen Flachwasser. Das Echo auf die vom Pottwal ausgestoßen Schallsignale wird zu schwach und verwaschen vom feinen Nordseesand reflektiert, sodass kein klares Bild der Umgebung entsteht. Die Pottwale, sonst in Wassertiefen von über 3000 Metern zu Hause, tappen am flachen Wattenmeer also quasi im Dunkeln- und das mit leerem Magen, denn ihre Hauptnahrung, den Tiefseetintenfisch, finden die Wale in der durchschnittlich 80 Meter flachen Nordsee nicht.

Warum halten sich die Leviathane also überhaupt  in unserem Flachmeer auf?

Ein Herz vom Pottwal

Ein Herz vom Pottwal

Eine Frage, über die auch Wissenschaftler mangels klärender Forschungsprojekte nur spekulieren können.

So viel ist sicher: die nördlich von Norwegen lebenden, männlichen Meeresriesen waren auf dem Weg zu ihren Weibchen, die sich ganzjährig bei Madeira und den Azoren aufhalten. Offenbar kamen sie jedoch von ihrem direkten Kurs zwischen Nordmeer und Atlantik ab und gerieten bei Schottland in die „Sackgasse Nordsee“.

Fest steht auch, dass solche Fehlentscheidungen in den vergangenen Jahrhunderten immer schon vorkamen, allerdings liegt das 20. Jahrhundert mit knapp 100 in der Nordsee gesichteten Pottwalen an der Spitze der Statistik. Spekulationen, die einer zunehmenden Industrialisierung durch Öl- und Gasplattformen und damit der Unterwasser- Verlärmung der nördlichen Nordseegewässer die Schuld für das zunehmende Ablenken der Wale geben, sind daher nicht von der Hand zu weisen. Vor allem, vor dem Hintergrund, daß rund 80 der fast 100 registrierten Pottwalstrandungen an der internationalen Nordseeküste in den letzten sechs Jahren des vorigen Jahrhunderts passierten. Neben der Unterwasserverlärmung von Öl- und Gasplattformen werden neuerdings auch militärische  Eingriffe diskutiert. So betreibt die NATO ein tieffrequentes Schallwellennetz unter Wasser, das für die Navigation von U-Booten gebraucht wird. Es ist ja allgemein bekannt, dass Wale über Schallwellen miteinander kommunizieren und zahlreiche Beobachtungen bezeugen, dass Pottwale durch ungewohnte Geräusche abgeschreckt werden können. So wird auch vermutet, dass der Lärm des dichten Schiffsverkehrs im Englischen Kanal den Pottwalen den südwestlichen „Notausgang“ der Nordsee versperrt.

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Abtransport der Unterkiefer

Diskutiert werden allerdings auch natürliche Ursachen:  So wird immer wieder die Theorie britischer Forscher bemüht, die festgestellt haben, dass es weltweit eine Häufung von Walstrandungen an Küsten gibt, an denen die Erdmagnetfeldlinien eine besonders geringe Feldstärke aufweisen. Da Wale sich an Magnetfeldlinien orientieren können, wäre ein Zusammenhang möglich. In dem Zusammenhang wird sogar der Einfluß von Sonnenflecken diskutiert.

Nicht auszuschließen ist auch schlichtweg Missgeschick und Unerfahrenheit in der Navigation jüngerer Bullen. Es wäre beispielsweise möglich, dass die Pottwale, abgelenkt durch die Jagd auf nach Süden ziehenden Tintenfischen, in die falsche Richtung schwammen. Dagegen spricht jedoch, dass die Tintenfischarten, die von Pottwalen bevorzugt werden, noch nie in nennenswerten Mengen in der Nordsee nachgewiesen wurden.

Auch das Argument, es gäbe seit Aufgabe der Großwaljagd bereits wieder so viele Pottwale in den Weltmeeren, dass daher eine erhöhte Strandungsrate an Nordseeküsten natürlich wäre, steht auf tönernen Füßen: erstens gibt es überhaupt keine verlässlichen Bestandszahlen und zweitens weisen die recht genauen Statistiken aus Jahrhunderten vor der intensiven Bejagung der Pottwale keine ähnlich hohen Strandungsraten auf, wie Ende des 20. Jahrhunderts.

LOTHAR KOCH

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