Whale and Dolphin Conservation -internationale Schutzorganisation interessiert sich für Sylter Wale

die neuen interaktiven Infopulte

die neuen interaktiven Infopulte

Neulich wurde ich von der WDC (Whale and Dolphins Conservation) zum Sylter Walpfad interviewt. Das Ergebnis könnt ihr hier lesen:

Interview von WDC mit Lothar Koch

Masterplan für Verkehr und Klimaschutz gefordert

Auch wenn mancher schon genervt ist- das Thema Verkehr auf Sylt wird uns noch länger auf der Insel beschäftigen. Seit die Grünen mit etlichen Fraktionen eine Anfrage zur Neuordnung des ÖPNV stellten, ist die Lokalpresse täglich voll mit Themen zum Inselverkehr: Busfahren, Radfahren, Parkraumbewirtschaftung, Parkausbau, Tempo 30 in der Innenstadt, Fußgängerzone frei für Radfahrer…

Die Autolawine nach Sylt rollt ungebremst weiter

Die Autolawine nach Sylt rollt ungebremst weiter

Diese „grüne Welle“ zeigt. Vielen liegt es am Herzen, daß sich schnell etwas an der Verkehrslage und -führung für alle Verkehrsmittel verbessert, daß die Zahl der Autos reduziert wird und Busfahren attraktiver wird. In der Berichterstattung zeigt sich aber auch, daß egal von welcher Seite das Thema einer Veränderung im Inselverkehr angepackt wird, sofort  von irgendeiner Interessengruppe heftiger Widerstand aufflammt:
Die Unternehmer wollen mehr Parkplätze in der Stadt, die Radfahrer, Fußgänger und teilweise auch die Autofahrer selbst wollen weniger Mief (und MIV), zahlreiche Fraktionen sehen die Lösung in einem Projekt „freies Busfahren auf Kurkarte“. Die Manager des insularen Tourismus argumentieren dagegen, daß eine Erhöhung der Kurtaxe um maximal einen Euro das Ende des Sylter Fremdenverkehrs bedeuten könnte. Handfeste Belege aus Umfragen und statistisch belastbaren Untersuchungen legen Sie dafür jedoch nicht auf den Tisch. Aus unerfindlichen Gründen sehen sie offenbar nicht den enormen Imagegewinn für die ersehnte „europäische TOP-Destination Sylt“ den einen solcher Schritt sicher hätte.
Das Argument, eine Busticket-Ermässigung mit Mitteln aus der Kurtaxe würde  langwierige Ausschreibungen des ÖPNV zwingend erforderlich machen ist  falsch: Es gibt durchaus Denkmodelle und gesetzliche Vorgaben, die das ohne weitere Ausschreibung mit der SVG ermöglichen könnten.

Die Radfahrer wollen besser von Ost nach West kommen, aber die Anlieger der Friedrichstrasse sperren sich gegen eine Öffnung ihrer Fussgängerzone für Radler, der Ortsbeirat will sofort Tempo 30 in ganz Westerland, aber die Landesbehörde sagt: „Das geht nicht“. Der Busunternehmer will extra schnelle Busspuren, bessere Ampelschaltungen zur Beschleunigung der Busse -aber auch da scheint es Schwierigkeiten zu geben.
Wir bewegen uns scheinbar im (Teufels-)Kreisverkehr. Ein Masterplan muss her. Die Grundlagen dafür sind ja da: Ein Verkehrsgutachten, ein Klimagutachten, ein Verkehrsleitbild, ein fast fertiges Radfahrkonzept, ein in der Diskussion befindlicher Rahmenvertrag zwischen Landschaftszweckverband und SVG. Ein Busunternehmer der innovativ denkt und eine ganze Reihe von Zukunftstechnologien, die unmittelbar vor der Serienreife stehen (Z.B. autonome Fahrzeuge).
Ein insularer runder Tisch könnte vielleicht helfen. An dem müssten kundige Fraktionsvertreter aller Inselgemeinden, Mobilitätsanbieter, Verwaltung und Verkehrsexperten sitzen, die einen umfassenden Masterplan diskutieren, durchdenken und schliesslich implementieren.
Das wichtigste dabei wäre die Bereitschaft zur wohlwollenden Zusammenarbeit aller mit dem  Ziel, die Insel in Sachen Verkehr klimafreundlicher, lebenswerter und moderner zu machen. Und natürlich auch die Zeit, das zu tun. Ein Vertrag, der den ÖPNV für die nächsten zehn Jahre auf der Insel festschreibt sollte daher nicht überstürzt geschlossen werden und später genug Flexibilität erlauben, um jederzeit Nachbesserungen seitens der Gemeinden zu ermöglichen.

Syltopia- besprochen in der taz-Ausgabe 1.9.17

Ach, Sylt!

Die bis 20150 stets aktuelle Insellektüre wird von der taz gelobt!

Die bis 2050 stets aktuelle Insellektüre wird von der taz gelobt!

Zu viele Touristen mit zu vielen Autos verbrauchen zu viele der knappen Ressourcen. Sylt geht es gar nicht gut. In der Doku-Fantasy „Syltopia“ gipfelt das in einer Revolution und endet versöhnlich. Der Autor ist optimistisch, dass auch in der Realität sich alles zum Guten wendet

zum taz ArtikelLink

Ein Inselkind der 1960iger erlebt Sylt heute und schreibt…

 

viele "Kleinigkeiten" verändern das Sylt-Flair (hier:BOS-Sendemast in Naturlandschaft)

viele „Kleinigkeiten“ verändern das Sylt-Flair (hier:BOS-Sendemast in Naturlandschaft)

Stefanie Wilke wurde 1964 auf Sylt geboren und verbrachte Kindheit und Jugend auf der Insel.
Heute lebt die  freie Journalistin in Hamburg und schreibt für alle namhaften Magazine (Stern, Amica, Emotion u.a.).
Derzeit arbeitet sie an einem Roman.
Ihre Eindrücke beim Inselbesuch im August 2017 schildert der folgende Auszug, den sie NaturreporterSylt zur Verfügung stellt:

Auszug aus dem Manuskript von „Die Frau mit dem grauen Zopf“,

June war dabei ihre Reisetasche zu packen, nach fünf Tagen auf der Insel war es für sie Zeit, mit der NOB zurück nach Hamburg zu fahren.

„Ich weiß genau wie sich das anfühlt“, antwortete sie. „Mit diesem Gefühl bin ich aufgewachsen, den anderen beim Geld ausgeben zusehen, luxuriöse Autos und Häuser zu bewundern und selbst jobben müssen, den Gästen den Kaffee zu servieren oder ihre Klos zu putzen.“

„Ich trage seit Jahren die abgelegten Klamotten meiner Freunde“, sagte ihre Tochter wahrheitsgetreu.

„Und ich die Kaschmirpullover von Sue in Farben, die sie doppelt hatte“, antwortete June.

Tochter und Mutter lachten. Es goss draußen, es würde ein Aufbruch in Eile werden, beide waren nicht gut im Abschied nehmen, Hektik war ihr Mittel, den Schmerz, der die bevorstehende Umarmung auslösen würde, nicht fühlen zu müssen.

„Heute ist Abreisetag, es wird wieder Stau in Westerland sein“, beschleunigte Greta.

June hatte eine Handvoll ihrer Jugend-Freunde gesehen, zu teuer gegessen, hatte in Westerland auf dem Friedhof an der Dorfkirche die Grabstelle ihres Vaters besucht, ihrer Ziehmutter Elke zum Tod des kürzlich verstorbenen Ehemanns kondoliert, und nur ein mal in der Nordsee gebadet. Sie war wasserscheu geworden. Sie trug den frischen Grundton der Sylter Bräune, die mit noch weiteren drei Sonnen-Tagen ins karibische gewechselt hätte. Wenn hier die Sonne schien und die Temperaturen über 20 Grad anstiegen, gab es keinen schöneren Ort in Europa. Sie lief dann durch das weitläufige Dünental in Richtung Strand und sog die vertraute Melange aus Holzsteg und Heidekraut ein; den Blick an den Horizont geheftet, in naher Ferne die Farbe der Nordsee und den Wellengang prüfend.

Trotzdem, June spürte es in diesem August ganz deutlich – die Insel war dabei, ihren Mythos zu verspielen. Jedes noch so kleine Haus schien in Appartements eingeteilt; die unzähligen Schilder auf den Friesen-Wällen trugen alberne Namen wie White-Sand-Suite, Sea-Shore-Apart-Hotel oder Dünen-Landhaus: alles stand zur Vermietung bereit,  nicht aber für die wenigen verbliebenden Einheimischen.

June sah sie nicht mehr auf ihren Fahrrädern, ein lieb gewonnener und vertrauter Anblick aus der Vergangenheit, sie sah Flotten von Mietfahrrädern oder, viel verstörender, kilometerlange Blechlawinen. Auf dem Weg nach Kampen hatte June eine Stunde im Stau gestanden und beobachtet, wie die Urlaubs-Insassen genervt auf ihre iPhones starrten.

Es gab für Insulaner nicht mal mehr eine Geburtsstation, abgeschafft von der Asklepios-Klinik, dafür aber auf vierzig Kilometer Insellänge eine hoch gerüstete Infrastruktur für den reibungslosen Gästebetrieb, jeder Toilettendeckel ikonografiert mit den Umrissen der „Königin der Nordsee“, deren Natur zwar immer noch der Lockstoff war, deren Potential jedoch von Marketingstrategen zur Glamour-Queen hoch gejazzt worden war. Sylt war jetzt eine Marke, kein Mythos mehr. Ein Mythos, der vor mehr als 60 Jahren begründet worden und jetzt passé war. Ein Künstler- und Individualisten-Mekka, umringt von Heckenrosen, in deren Nischen der Jetset und das alte Geld hockte, ihr lässiges Savoir-vivre im Reizklima zelebrierte und sich weltgewandt anschmiegte an die Gepflogenheiten der Insulaner, die ihnen charmant das Geld aus der Tasche zogen.

Noch während Junes Jugend hatte sich die Waage gehalten zwischen Insulanern, Saison-Arbeitern, Zugereisten mit Immobilienbesitz und den Kurgästen. Am Ende des Tages sprangen sie alle nackt in die Wellen, feierten den Frischluft-Rausch, der sich meist am zweiten Tag einstellte, der hungrig und durstig machte und der für viele rastlose Städter mit süßem Schlaf gekrönt wurde, weit vor der Zeit der Wortschöpfung Wellness. Einatmen, ausatmen, detox-retox, war für die feiernden Gäste ein natürlicher Jungbrunnen – nachts Champagner und Sex, tagsüber Rosé und Flirts. Die Geldbündel wurden zusammen gerollt in der Jeans aufbewahrt oder es wurde angeschrieben, man kannte sich in den einschlägigen Bars, Clubs und Restaurants. Die Zeche wurde, ohne nachzurechnen, bezahlt, ein fettes Trinkgeld obendrauf war Ehrensache, „Bargeld lacht“ war bis zur Jahrtausendwende die Devise der als Gastwirte getarnte Piraten. Und dann kaperten Markenstrategen und Immobilienmakler die Insel und übernahmen das Ruder.

Von Stefanie Wilke, 19. August 2017

Busfahren auf Kurtaxe scheitert an ÖPNV-Vergabekriterien

IMG_1180Gerade noch rechtzeitig vor entscheidenen Abstimmungen zur Neustrukturierung und Vergabe der Buslizenz für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) auf der Insel  schuf eine Anfrage der Grünen, die mit den Fraktionen SPD, SSW, SWG und Piraten gemeinsam auf den Weg gebracht wurde, Öffentlichkeit, Transparenz und Diskussion rund um das Thema „Inselverkehr“.

Seit über einem Jahr liefen bereits hinter den Kulissen Verhandlungen zwischen dem Landschaftszweckverband (LZV),  dem Kreis Nordfriesland und dem privaten Sylter Bus-Unternehmen (SVG) zu den komplizierten Vergabeverfahren für ÖPNV im Kreis und auf der Insel. Durch die Anfrage der Fraktionen wurden diese nun öffentlich.  Erst dadurch ist es der Öffentlichkeit möglich sich ein Meinungsbild zu machen. Antworten der Gemeinde Sylt auf die Anfrage können jetzt hier eingesehen werden.

Folgende Punkte sind nun geklärt:
1. Eine europaweite Ausschreibung der Buslizenz 2019 (10 Jahre gültig), wie es im Festlandsbereich des Kreises NF stattfindet, wird es für Sylt nicht geben.  Das liegt daran, daß auf Sylt die SVG als privater Busunternehmer agieren will, ohne öffentliche Fördergelder in Anspruch zu nehmen. In dem Fall muss dieser Anbieter zwingend die Lizenz erhalten.

2. Daraus ergibt sich, daß es ein durch die Kurtaxe subventioniertes oder kostenloses Busfahren auf der Insel in den kommenden 12 Jahren nicht geben wird, da eben auch diese Finanzierung ein EU-Auschreibung zur Folge hätte.

Eine Ausschreibung will der LZV jedoch vermeiden, da diese langwierig und nur vom Kreis durchführbar wäre.

Aktuell soll jedoch die ÖPNV-Planung vom Kreis auf den sylter LZV übertragen werden, eben weil ja keine Gelder fliessen. Der LZV verspricht sich davon mehr Einflussnahme auf den Vertrag mit der SVG (Motto: wir regeln das auf Sylt unter uns).

Fazit: Das Projekt Busfahren auf Kurtaxe, das ja eigentlich dem Klimaschutz dienen soll, scheitert an bürokratischen Rahmenbedingungen, die durch Gesetz, Verwaltung und lokale Begehrlichkeiten vorgegeben werden.

Nun bleibt zu hoffen, daß in den vertraglichen Verhandlungen zwischen LZV und SVG die für Mensch und Umwelt bestmöglichen Bedingungen herausgehandelt werden.

Letztendlich müssen noch alle Sylter Gemeinden und schliesslich der Kreis darüber abstimmen. Dieses Verfahren wird sich bis Ende September ziehen. Bis dahin kann noch in den Gemeinderäten diskutiert werden.

3. Seitens der Verantwortlichen für den Tourismus auf der Insel war und ist ein Projekt „kostenloses Busfahren auf Kurtaxe“ offensichtlich auch gar nicht gewünscht. Anders ist es kaum zu erklären, daß trotz jahrzehntelanger Diskussion zu diesem Thema immer noch keine handfesten Berechnungen und Statistiken vorliegen, die aus der wirtschaftlichen Sicht das Thema objektiv beleuchten würden und den Bedarf bei Urlaubern geklärt hätten. Auch auf der letzten Sitzung des LZV wurde von Seiten des Tourismus-Vertreters „aus dem Bauch“ argumentiert, daß die vom Kreis-Justiziar genannte erforderliche Erhöhung der Kurtaxe von 70 Cent bis 1 Euro für diesen Zweck Gäste abschrecken würde und auch nicht ausreichen würde.

Dies wirft ein Licht darauf, wie weit das Thema „Klimaschutz“ bereits bei den Insel-Managern im Kopf angekommen ist.

Lothar Koch