Neuester IPCC-Bericht: Dringende Warnung an die Menschheit

Der neueste UN-Bericht des Sachverständigenrates für Klimafolgen warnt vor einem schnelleren Anstieg des Meeresspiegels als bisher für  2100 projiziert

Von Drew Kann, CNN, übersetzt von Lothar Koch

Stand: 25. September 2019

(CNN) Städte von New York über Hamburg, London bis Shanghai könnten regelmäßig überflutet werden, da der Meeresspiegel schneller ansteigt als bisher angenommen.

Gletscher und Eisschilde vom Himalaya bis zur Antarktis schmelzen schnell. Und die Fischereien, die Millionen von Menschen ernähren, schrumpfen.

Dies sind nur einige der Auswirkungen, die Treibhausgasemissionen in den Ozeanen und in den gefrorenen Regionen (Kryosphäre) des Planeten bereits ausgelöst haben. Dies geht aus einem neuen wegweisenden Bericht des „Ausschusses der Vereinten Nationen für Klimawandel (IPCC)“ hervor.

Erderwärmung über drei Jahre. Quelle NOAA

Mehr als 100 Wissenschaftler aus 36 Ländern haben an dem Bericht mit dem Titel „Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre im Klimawandel“ gearbeitet. Es ist der letzte von drei Sonderberichten des IPCC nach dem dringenden Bericht vom letzten Oktober, der zeigt, dass die Welt möglicherweise nur bis 2030 Zeit hat, um die globale Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten.

Der Planet hat nur bis 2030 Zeit, um den katastrophalen Klimawandel einzudämmen, warnen Experten

„Dieser Bericht ist einzigartig, da das IPCC zum ersten Mal einen ausführlichen Katalog erstellt hat, der die entlegensten Winkel der Erde untersucht – von den höchsten Bergen in abgelegenen Polarregionen bis zu den tiefsten Ozeanen„, sagte Ko Barrett, stellvertretender Vorsitzender des IPCC. „Wir haben festgestellt, dass auch und gerade an diesen Orten der vom Menschen verursachte Klimawandel offensichtlich ist.“

Es ist nur der jüngste wissenschaftliche Beweis dafür, dass die vom Menschen verursachte Erwärmung den Planeten schnell auf einen unberechenbaren Weg treibt. Die Wissenschaftler sagen, dass es einige Auswirkungen auf das globale Klima geben könnte – wie einen Anstieg des Meeresspiegels -, die schon nicht mehr gestoppt werden können.

Auch wenn in dem Bericht Ungewissheit darüber besteht, was genau die Zukunft bringt, sind die Autoren diesbezüglich eindeutig: Trotz des entstandenen Schadens hat die Menschheit immer noch die Wahl.

Die Abhängigkeit der Weltwirtschaft von fossilen Brennstoffen durch rasche Maßnahmen zu beenden, könne einige der schlimmsten projizierten Auswirkungen abwehren. Andernfalls setzen wir unseren Weg fort, in eine Welt, die weit weniger angenehm ist als die, in der wir leben.

Eine alarmierende globale Schmelze

Dieser neue Bericht zeichnet ein umfassendes und alarmierendes Bild des schnellen Auftauens in Eis-Regionen auf der ganzen Welt – und wie die Veränderungen die menschliche Zivilisation in den kommenden Jahrzehnten dramatisch verändern werden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Erwärmung des Planeten das Schmelzen von Gletschern und Eisflächen von Grönland bis zur Antarktis beschleunigt und dass der Meeresspiegel voraussichtlich bis zum Ende dieses Jahrhunderts stärker ansteigen wird als bisher prognostiziert.

Von den großen Eisschildern schmilzt das Eis Grönlands am schnellsten.  Das könnte den Meeresspiegel um über 6 Meter anheben. Es hat zwischen 2006 und 2015 durchschnittlich mehr als 275 Gigatonnen Eis pro Jahr verloren . Sein Massenverlust hat sich zwischen 2007 und 2016 im Vergleich zu den letzten zehn Jahren verdreifacht. Aufgrund der wachsenden Beiträge der Antarktisschmelze sagen die Autoren, dass der Anstieg des Meeresspiegels bis 2100 voraussichtlich 92 cm überschreiten wird, wenn die Kohlenstoffemissionen weiter zunehmen. 

Am besorgniserregendsten ist vielleicht, was mit der Eisdecke der Antarktis passiert, die das Potenzial hat, den Meeresspiegel wesentlich stärker zu erhöhen. Die Wissenschaftler warnen, dass weitere Studien erforderlich sind, sagen jedoch, dass Veränderungen in Teilen der Antarktis die ersten Anzeichen dafür sein könnten, dass der Eisschild einen Kipp-Punkt erreicht hat. (Point of no return).

„Wenn dies zutrifft, besteht die Möglichkeit eines Anstiegs des Meeresspiegels um mehrere Meter innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahrhunderte“, sagte Regine Hock, Professorin an der University of Alaska Fairbanks und koordinierende Leitautorin zu Kapitel zwei IPCC-Bericht. „Das ist sehr substanziell.“

Auch wenn der Zusammenbruch der Eisdecke der Antarktis nicht unmittelbar bevorsteht, wird dem Bericht zufolge bis 2050 bei vielen der 680 Millionen Menschen auf der ganzen Welt, die in niedrig gelegenen Küstengebieten leben, ein jährliches Hochwasserereignis auftreten, das früher nur einmal pro Jahrhundert stattfand.

Am anderen Pol wissen Wissenschaftler seit langem, dass sich die Arktis viel schneller erwärmt als der Rest des Planeten. In den letzten 40 Jahren, so der Bericht, schrumpft das arktische Meereis sehr wahrscheinlich nicht nur im Sommer, sondern in allen Monaten des Jahres, was zu einer weiteren Erwärmung führt. Der Rückgang des Meereises im September ist besonders signifikant und seit mindestens 1000 Jahren wahrscheinlich beispiellos.

Auch der Permafrost-Boden, der das ganze Jahr über gefroren bleibt und Gigatonnen potenziell planetarisch erwärmenden Kohlenstoffs und Methans enthält, hat sich bereits um Rekordzahlen erwärmt. 

Erwärmung der Ozeane und beschädigte Ökosysteme

Wissenschaftler sagen, dass die Ozeane, die 71 Prozent der Erdoberfläche bedecken, bislang die Hauptlast der vom Menschen verursachten Erwärmung geschluckt haben. Der Bericht warnt jedoch davor, dass sie jetzt nicht mehr mithalten können. Deren Puffereigenschaften sind erschöpft.

Es ist „praktisch sicher“, dass sich die Weltmeere seit 1970 ununterbrochen erwärmt haben und 90 Prozent der überschüssigen Wärme des Planeten absorbierten, heißt es in dem Bericht.

Marine Hitzewellen, die weite Teile der Korallenriffe der Erde abgetötet haben, haben sich sehr wahrscheinlich verdoppelt und dürften häufiger und intensiver werden, so der Bericht.

Die Ozeane absorbieren auf natürliche Weise auch Kohlendioxid aus der Luft und haben wahrscheinlich 20 bis 30 Prozent dessen gespeichert, was der Mensch seit 1980 in die Atmosphäre freigesetzt hat, heißt es in dem Bericht. Die Aufnahme großer Mengen Kohlenstoff hat den Ozean jedoch saurer und für Korallen unwirtlicher gemacht, von denen das Überleben Millionen anderer Arten  abhängt. Infolgedessen sind Verschiebungen in den geografischen Bereichen vieler Arten aufgetreten und die maximalen Fischfangerträge sind gesunken, so die Wissenschaftler. In einigen Regionen wie der Arktis könnte die Fischpopulation zunehmen. Aber in den Tropen der Welt werden Fisch und andere Meeresfrüchte wahrscheinlich schwerer zu finden sein. Für die Millionen von Menschen auf der ganzen Welt, die vom Ozean als Hauptnahrungsquelle abhängig sind, sind die Ergebnisse beunruhigend.

„Zusammengenommen zeigen diese Veränderungen, dass der Ozean und die Kryosphäre der Welt seit Jahrzehnten die Wärme des Klimawandels auf sich nehmen“, sagte Barrett. „Die Folgen für Natur und Mensch sind weitreichend und gravierend.“


Wir haben noch die Wahl, unsere Zukunft zu gestalten
Dem Bericht zufolge, sind einige zukünftige Auswirkungen auf die Ozeane und das Eis schon nicht mehr  zu vermeiden.
Viele gefährdete Städte und Gemeinden – insbesondere entlang der Küsten und in der Arktis – werden gezwungen sein, sich an die Veränderungen anzupassen. Dies wird insbesondere für die ärmsten Länder schwierig sein. Und der Umfang und das Tempo der bevorstehenden Änderungen, warnt der Bericht, werden die Fähigkeiten der Regierungen herausfordern, Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.

Die Wissenschaft ist jedoch ebenso klar, dass viele der projizierten Auswirkungen durch eine ehrgeizige und rasche Reduzierung der CO2-Emissionen vermieden werden können. Beispielsweise wird für das Jahr 2100 ein Anstieg des weltweiten Meeresspiegels auf 15 Millimeter pro Jahr bei einem Szenario mit hohen Emissionen prognostiziert. In einem Szenario mit geringeren Emissionen, in dem Menschen sehr bald globale Treibhausgase abbauen, dürfte der Meeresspiegel jedoch mit 4 Millimetern pro Jahr viel langsamer ansteigen. (Derzeit sind es ca 3,6 mm/Jahr in der Nordsee).
„Es ist die Botschaft, dass eine Politik zur Eindämmung der Treibhausgasemissionen einen starken Einfluss auf den zukünftigen Anstieg des Meeresspiegels haben kann“, sagte Andrea Dutton, Associate Professor am Department of Geoscience an der University of Wisconsin Madison. „Was wir heute tun, kann entscheiden, auf welchem ​​dieser Wege wir uns morgen befinden.“ Die jetzt getroffenen Entscheidungen sind ausschlaggebend, um die künftigen Auswirkungen zu begrenzen und die steigenden Kosten und Risiken zu vermeiden, die mit verzögerten Maßnahmen einhergehen, heißt es in dem Bericht.

Hochkarätige Klimavorträge und Diskussionen auf dem Surf-World Cup Sylt

Auf der Klimaschutz-Veranstaltung Green Seven Summit, die derzeit anlässlich des Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt in Westerland stattfindet, waren heute zwei hochkarätige Wissenschaftlerinnen zu Gast. 

AWI-Vice Chefin Karen Wiltshire von Sylt

Prof. Dr. Maja Göpel, Generalsekretärin des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung und Mitglied des Club of Rome, referierte über „Fakten des Klimanotstands“, Prof. Dr. Karen Wiltshire, Stellvertretende Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts und Mitgründerin von „Scientists for Future“, sprach zum Thema „Der Meeresspiegel steigt – was das für die Menschheit bedeutet“. 

Göpel betonte die Bedeutung der Klimafrage: „Das Thema Klima ist innerhalb der letzten Jahre auf der Liste der Probleme, die die Menschen beschäftigen, ganz nach oben gerutscht und gehört mittlerweile zu den sechs wichtigsten Themen neben Umweltschutz und der Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen. Und deshalb gehört es auf die Sicherheits-, Friedens- und Zukunftsagenda.“ 

Die Soziologin räumte ein, dass es schwierig sei, große gesellschaftliche Veränderungen voranzubringen, machte aber auch deutlich, dass sie keine Alternative dazu sehe. Von der Politik forderte sie, normative und quantitative Referenzen zu setzen und gesetzliche Regeln zu schaffen. Sie warnte davor „zu engstirnig zu denken“ und ermutigte, couragiert auch alte Paradigmen in Frage zu stellen – wie zum Beispiel „das implizierte Annehmen, dass wir immer und immer mehr Energie brauchen“ oder die bloße Konzentration auf Shareholder Value. 

Zum Klimapaket der Bundesregierung sagte Göpel: „Wenn wir uns angucken, wo CDU und SPD vor einem Jahr standen, dann ist es wahnsinnig, was passiert ist. Und wir akzeptieren, wenn es für diese Regierung das einzig Machbare war. Aber unser Job als Wissenschaftler ist es auch zu sagen, es kann nicht als großer Wurf verkauft werden, wenn wir seit 30 Jahren Empfehlungen aussprechen, wie eine CO2-Steuer eigentlich aussehen müsste, damit sie der Wirtschaft den Impuls gibt, neue Märkte zu schaffen, und dann so ein Entwurf dabei heraus kommt.“ 

Und sie fügte hinzu: „Wir können viele, viele Technologien und Geschäftsmodelle aus der Nische holen, wenn wir es endlich verbieten, auf Kosten der Umwelt und zukünftiger Generationen Profite zu machen. Darum geht es: In dem Moment, in dem ich etwas verbiete, bekommt eine andere Praxis auf einmal Raum und kann wachsen. Die Wirtschaft stirbt nicht, wenn wir versuchen, sie nachhaltig mit unserer Gesellschaft und unserer Natur in Einklang zu bringen. Es braucht eine andere Form des Wirtschaftens. Und wir sind doch eine innovative Gesellschaft.“ Karen Wiltshire machte deutlich, dass der Klimawandel bereits jetzt ganz konkrete Folgen für die Nordsee hat. Während vor dem Zelt die besten Windsurfer der Welt den Wellen trotzten, sprach sie über den Zustand dieses Elements: „Kein Meer hat sich so verändert wie die Nordsee. Wir konnten sehen, dass sie sich doppelt so schnell erwärmt wie die globalen Ozeane. Seit 1987 haben wir einen mittleren Temperaturanstieg von 3,6 Grad beobachtet. Da ist nett, wenn man badet. Aber nicht so nett, wenn man ein Ökosystem ist.“

Die Wissenschaftlerin, die am Alfred-Wegener-Institut in List forscht, machte deutlich, was dies für die nördlichste Insel Deutschlands bedeutet: „Sylt ist vom Anstieg des Meeresspiegels extrem betroffen. Wenn der Meeresspiegel weiter ansteigt, werden wir kein Watt mehr haben. Wir müssen Küstenschutz und Naturschutz verbinden, um das Wattenmeer zu schützen! Der Tidenhub hat um 50 Prozent zugenommen. Das gefährdet das Seegras – eine ganz wichtige Brutstätte für viele Vögel.“ Noch sei ein Umlenken möglich: „Sylt ist in der Lage, voraus zu denken und zu planen zu können. Wir müssen nun einen guten Plan machen. Und das ist keine Quantenphysik. Es ist machbar – eine minimalistische, planerische, kommunikative Aufgabe. 

Die Direktorin des Sylter AWI (staatliches Institut) kommentiert die C02 Messkurve seit 1960.

Klimaleugnern erteilten die beiden Professorinnen eine klare Absage. „Wissen hat nichts mit Meinung zu tun. Fakt ist: Es wird immer wärmer. Und die einzige Stellschraube, die wir noch haben, ist CO2. Wir dürfen uns nicht mit Diskussionen aufhalten“, forderte Wiltshire. Und Göpel appellierte an alle Zuhörer: „Wir brauchen eine Neujustierung des menschlichen Selbstbildnisses. Wir müssen uns fragen, was wollen wir bewahren und was wollen wir ändern. Wir brauchen Ehrlichkeit for Future!“ 

Alle Informationen zum Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt gibt es auf der Event-Homepage www.windsurfworldcup.de oder auf den Social Media Kanälen bei Facebook und Instagram. 

Informationen zum Programm des Green Seven Summit finden Sie unter https://windsurfworldcup.de/bluelife

Eine PM der World-Cup Pressestelle/Sylt

Green7Summit auf dem WorldCup in Westerland

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 Welle machen: Der Green Seven Summit Sylt 

Wind und Wellen und Weltnatur: Deutschlands schönste Insel lädt wieder zum größten Windsurf-Spektakel der Welt. Vom 27.September bis zum 6. Oktober treffen sich 137 Athleten aus 32 Ländern auf Sylt. Die Nordsee wird zur Bühne und über 200.000 Besucher werden wieder gebannt das Geschehen auf dem Wasser verfolgen. Waghalsige Manöver, atemberaubend, unberechenbar. Unglaubliche Energie und ein Ausgeliefertsein: Wer einmal die Welle reitet, entwickelt Respekt vor den Kräften der Natur, vor all ihrer Schönheit und all der Bedrohung. Und vergisst es wohl nie, das tiefe Erlebnis, verbunden zu sein mit den Elementen. 

Wenige Orte auf der Welt, wo sich Bedrohung und Faszination so spektakulär verbinden. Aber 2019 wird der Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt ein anderer sein. Dieses Jahr wird eine Wende bringen. Wie der Surfer die Kraft des Windes nutzt, um die Richtung zu wechseln, den Bug um 180 Grad zu drehen, so möchten wir an Land dasselbe tun: rasch handeln, den Kurs wechseln. Für unsere Insel. Für eine bessere Welt. 

Darum volle Kraft voraus: In diesem Jahr wollen wir im Rahmen des Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt zwei Tage lang darüber sprechen, was uns eigentlich daran hindert, endlich entschlossen zu handeln. Wir möchten Probleme benennen und Lösungen erarbeiten. 

Wir können, noch, die Richtung ändern. Und wir sind entschlossen, dies zu tun. 

Wir wissen, wie es um unsere Welt bestellt ist. Wir wissen, welches Schicksal der Insel droht. Seit vielen Jahren begleitet Bewohner wie Besucher die bange Frage: Ist Sylt noch zu retten? Vor den Naturgewalten, die wir andererseits auch so lieben? Die Anstrengungen sind gewaltig. Der Schutz der Küste hat existentielle Bedeutung: „We nich will dieken, de mutt wieken“. Wer nicht hilft beim Deichschutz, der muss gehen, so sagt man hier. 

Die Wissenschaftler sagen uns, was passieren kann – und passieren wird. Aber noch sind wir zu träge, das Tempo des Wandels zu erkennen. So wie wir die Entstehung einer Welle da weit draußen vom Strand aus nicht erkennen können, so können wir uns auch schwer vorstellen, was werden wird. Aber was wir brauchen ist mehr Wissen. 

Um aus Anlass des Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt gemeinsam mit uns zu überlegen, was wir auf Sylt konkret tun können, haben wir Wissenschaftler eingeladen. Vertreter des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, Botschafter des Umwelt-Programms der Vereinten Nationen und Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts aus List – sie forschen in der Antarktis, fahren ins ewige Eis. Sie sind Zeitzeugen eines Wandels, der längst Krise bedeutet. Sie berichten und mahnen und warnen. 2 

Was müssen wir tun? Was dürfen wir hoffen? In Workshops und Podiumsdiskussionen möchten wir einen Prozess in Gang setzen, der unumkehrbar ist. Wie eine Welle, die sich nicht aufhalten lässt. So wagemutig wie die Spitzensportler aus aller Welt möchten auch wir sein. Und gemeinsam mit allen auf der Insel überlegen, ob es uns nicht gelingen kann, Sylt so schnell wie möglich klimaneutral zu machen. Wir wollen aber auch die notwendigen Diskussionen zur Transformation in Deutschland sachlich und zielgerichtet begleiten, für mehr Kompetenz in der Debatte sorgen und Bereitschaft und Verantwortung von uns und den Anderen einfordern. Wir wollen uns anstrengen, damit es funktioniert. Wir wollen gemeinsam nach Lösungen suchen. Und so zu einem Vorbild für andere Inseln, Städte und Länder werden. 

Wir haben keine Zeit mehr, wir können nicht warten. Das Meer wird wärmer, das Land verdorrt. Es herrscht Sturmwarnung. Und wir müssen, wir wollen, wir werden was tun. 

Wir wollen alles daran setzen, dass Sylt zu einem Vorbild werden und eine Geschichte des Gelingens erzählen kann. Eine Geschichte, auf die wir stolz sein können. Wir suchen Menschen, die mitmachen wollen. Menschen, die den Versuch unternehmen möchten, ab jetzt klimaneutral zu leben. Wir werden sie auf diesem Weg begleiten und unterstützen. 

Sylt braucht ein integriertes Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept. Auf Grundlage einer belastbaren Analyse der Ausgangslage wollen wir alle politisch-administrativen Akteure an einen Tisch bringen. Touristen wie Einheimische ermutigen, sich selbst neu zu entdecken, als Gestalter und Bewahrer. Es wird nicht helfen, jene zu verdammen, die abwinken. Aber umso mehr, die zu ermutigen, die dabei sein wollen. 

Wir sind am Anfang unseres Weges. Uns wurde erst in den vergangenen Wochen klar, dass wir als Veranstalter des Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt mehr tun müssen. Auch wir haben auf viele Fragen noch keine Antworten. Aber wir glauben, dass wir gemeinsam Großes schaffen können. Und eine noch so winzige Anstrengung nicht klein reden sollten. 

Wir wollen eine große Welle lostreten und freuen uns über jeden, der mit uns diese Welle reiten will. 

Veranstaltungsorte sind der Alte Kursaal in Westerland, das Wyn. Strandhotel in Westerland, das Hotel Benen-Diken-Hof in Keitum und die VIP-Lounge des Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt am Brandenburger Strand. 

Seien Sie dabei! Wir freuen uns auf Sie!  

Eine PM von Act Agency/World Cup Veranstalter Sylt

Sylter Naturschutzverbände rocken den Worldcup

Klima-Cup

Diesjährige Teilnahme ist Testlauf für längerfristige Zusammenarbeit zwischen Umweltverbänden und Windsurf World Cup Sylt. 

Eine Woche nach der großen Sylter Klima-Demo zeigen sich die Sylter Naturschutzverbände erneut im öffentlichen Einsatz für den Klimaschutz. Vom 27.09.19 bis zum 06.10.19 trifft sich die Weltelite beim Windsurf World Cup auf Sylt. Nach vielen Jahren ist es wieder soweit, dass auf dem größten Sportevent Sylts insulare Naturschützer mit einem Informationszelt vertreten sind. Maike Lappoehn, Geschäftsführerin der Naturschutzgemeinschaft Sylt sagt: „Für uns ist die Zusammenarbeit mit dem Mercedes Benz World Cup dieses Jahr ein Testlauf. Nur wenn wir am Ende gute Erfahrungen verbunden mit einem konkretem Gewinn für Umwelt- und Klimaschutz verbuchen können, wird es eine Fortsetzung geben.“ „Das Engagement der World-Cup Organisation ACT Agency für Spendenaktionen zur Anpflanzung von Mangroven in Südost-Asien im vergangenen Jahr hatte uns veranlasst, Gespräche mit Initiator Matthias Neumann zu führen. Wir konnten ihn überzeugen, dass der Naturschutz vor Ort seit Jahrzehnten auch wertvolle Umweltschutzarbeit für Sylt, das Klima und die ganze Nordseeküste leistet“, erläutert Lothar Koch von der Schutzstation Wattenmeer. Wattenmeer-Salzwiesen und Seegraswiesen gehören ähnlich wie Mangroven zu den „Blue- Carbon“-Ökosystemen. Das sind Biotope, die besonders viel CO2 in ihrer Biomasse binden. „Die Umwelt-Verbände plädieren seit langem dafür, Sylter Veranstaltungen plastikfrei über die Bühne gehen zu lassen und wollen mit der Cup-Teilnahme auch in dieser Richtung für plastikfreie Großveranstaltungen werben“, sagt Dennis Schaper, Leiter der Sylter Schutzstation Wattenmeer. Die Verbände haben gemeinsam mit dem Surfclub Sylt sogar eigens ein Logo für das „Climate-Cup-Zelt“ entworfen, um Surf-Elite und Gäste des World Cups für den Schutz unserer Erde zu sensibilisieren. Schutzstation Wattenmeer, Naturschutzgemeinschaft Sylt, NABU, Plastik Crew, Bye Bye Plastic Sylt, Surf Club Sylt und Kite Club Sylt wollen speziell auf den Klimawandel und die Verschmutzung der Meere aufmerksam machen. „Wir Sylter Naturschutzverbände haben die Sportler der weltweiten Windsurf-Elite in unsere Infozentren in Hörnum, Braderup und List eingeladen. Wir freuen uns aber auch auf viele interessierte Besucher in unserem ‚Climate-Cup-Zelt‘ und stellen uns gern kritischen Fragen zum Thema Klimaschutz, Meeresschutz, Wassersport und Tourismus auf Sylt“, sagt Walter Körnig vom NABU. (Standort der Verbände beim Windsurf World Cup: Nr. 22, Südpromenade). 

Lohnt sich demonstrieren?

Klima Demo 20.9. Westerland

Diese Frage stellen sich seit dem 21.9. mindestens 1100 TeilnehmerInnen der Sylter Klima-Demo. So gross war die Zahl der BürgerInnen, die zu der vom Aktionsbündnis Klimaschutz Sylt veranstalteten Kundgebung kamen. Damit darf die Demo für sich beanspruchen, die grösste seit 1988 auf Sylt gewesen zu sein. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl, kann sie sich durchaus mit den Menschenaufläufen in Kiel messen lassen.

Die Frage ist jedoch. Was bringt dieses kreative und lautstarke Statement der Sylter vor ihrem Rathaus? Schliesslich hatte das Aktionsbündnis*, dem zahlreiche Sylter Parteien angehören ein Flugblatt verteilt, auf dem nicht nur globale, sondern ach lokale Forderungen zu lesen waren:

Forderungen an die Sylter Politik:

  • Ab sofort: Ausrichten alle insularer Entscheidungen an den Klimazielen(„Klimanotstand“ wie in vielen Großstädten schon in Umsetzung)  und Einrichten einer insularen Klima-Kommission, die unter Vorsitz einer/s Nachhaltigkeitsmanager*In vierteljährlich Vorschläge an die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung weiterleitet.
  • Ab 2020 eine Bilanz zum Treibhausgasverbrauch von Sylt in Tonnen CO2 Äquivalenz veröffentlichen und jährlich fortschreiben.
  • Maßnahmen ergreifen um den Treibhausgasverbrauch auf der Insel jährlich linear zu senken bis 2035 das Ziel 100% klimaneutrale Insel erreicht ist. 
  • Verwaltung, Eigenbetriebe und Betriebe an denen die Gemeinden beteiligt sind per Satzung strickt auf das Ziel 2035  100% klimaneutral ausrichten. 
  • Zurückdrängen des Individualverkehrs, Vorrang für ÖPNV, Fahrrad, Fußgänger. Schnelle Umsetzung des Radwegekonzepts.
  • Konsequente Ausrichtung der Fremdenverkehrswerbung auf nachhaltige Anreise und nachhaltige Mobilität auf der Insel.

NaturReporter Sylt wird mit Spannung die kommenden Ratssitzungen verfolgen, ob die Demo eine angemessene Antwort aus dem Rathaus, oder dem insularen Gremium LZV erhält.

*Aktionsbündnis Klimaschutz Sylt: Fridays for Future, Schutzstation Wattenmeer, Naturschutzgemeinschaft Sylt, Bye,Bye Plastic-Sylt, Nabu,Bündnis90/Die Grünen, SPD,SWG,SSW,Die Insulander, ev.Kirchengemeinden:Westerland, Morsum, Rantum/Hörnum, Keitum, kath.Kirchengemeinde Westerland. Dänische Kirchengemeinde Sylt, Gesucht Gefunden Sylt, NaturReporterSylt