Zu dieser Jahreszeit bringen Stürme bei uns seltene Arten an den Strand. Gestern fand ich einen Tordalk und einen Papageitaucher Vögel die in Skandinavien und Schottland auf Felsen brüten. Leider sind die Tiere oft zu Tode erschöpft, oder kommen bereits leblos an.
Aasfresser, wie Möwen, Krähen und Füchse verwerten bei der Kälte jedes Gramm der Torfunde, wie bei der abgebildeten Trauerente.
Strandläufer können ihre Funde jetzt optimal mit der www.Beachexplorer.org App der Schutzstation Wattenmeer melden und für sich selbst eine Sammeldatenbank erstellen.
https://www.natuerlich-sylt.com/wp-content/uploads/2018/08/Natreplogoklein.jpg00Lothar Kochhttps://www.natuerlich-sylt.com/wp-content/uploads/2018/08/Natreplogoklein.jpgLothar Koch2016-02-08 09:29:012016-02-08 09:30:02Erschöpfte Gäste aus dem Hohen Norden
Aktenzeichen XY ungelöst….Pottwalstrandungen an der Nordseeküste
Nachtrag am 18.2.2016: Jetzt vertreten auch deutsche und britische Walexperten die Hypothese, die ich im Video schildere s. diesen shz-artikel und stern video vom 14.3.2016
Die enorme Zahl von 30 Pottwalstrandungen (Stand: 9.2.2016) innerhalb der vergangenen vier Wochen läßt viele über die Ursachen spekulieren. Hier eine kurze Zusammenfassung der möglichen Gründe, weshalb Pottwalschulen in die Nordsee ziehen und dann bei uns an der Wattenmeerküste verenden. Im Video berichtet der Biologe Lothar Koch über die wahrscheinlichste Theorie.
TATORT : NORDMEER-NORWEGEN
Im Nordmeer bei Norwegen halten sich Pottwalbullen zur Jagd gern auf. Zur Paarungszeit reisen sie von dort einige Tausend Kilometer zu den Weibchen, die sich im Atlantik zwischen Azoren und Karibik aufhalten. Immer wieder kommt es jedoch dazu, dass junge Pottwale“ falsch abbiegen“ und statt nördlich von Schottland vorbei zu schwimmen, in die Nordsee navigieren.
TATZEIT: 2016 passierten die letzten Pottwalstrandungen in unserer Region. Insgesamt gab es seit 1990 fast 100 Pottwalstrandungen an den Nordseeküsten.
TÄTER GESUCHT: Die Frage, ob die Pottwalstrandungen natürliche Ursachen haben, oder auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sind, ist nach wie vor ungelöst.
Mögliche natürliche Ursachen:
-Navigationsfehler unerfahrener, junger Pottwalbullen, eventuell verursacht weil es eine Informationslücke zwischen Pottwalgenerationen gibt, die bis ins 20.Jahrhundert abgeschlachtet wurden. Die tradierten Wanderrouten konnten daher möglicherweise nicht ausreichend an folgende Generationen weitergegeben werden. Mehr Hintergrund dazu hier.
– Pottwale jagen Beutetieren nach, die Aufgrund von zeitweiliger Wassererwärmung in Richtung Nordsee driften, zum Beispiel der Tintenfischart Gontatus fabricii. Über die tiefe norwegischen Rinne, die fast bis Dänemark reicht gelangen sie so in die flache Nordsee und geraten auf Abwege. Mehr Hintergrund zu dieser Theorie hier und hier.
– Sonnenflecken-Aktivitäten, die von Jahr zu Jahr schwanken, stören das Erdmagnetfeld, an dem sich Wale orientieren. Mehr Hintergrund zu dieser Theorie hier.
– Parasiten im Innenohr von Leitbullen stören deren Orientierungsfähigkeit
– es ist einfach Zufall
Mögliche unnatürliche Ursachen:
– Das Ölindustriegebiet (rund 400 Öl- und Gas-Plattformen) in der nördlichen Nordsee macht viel Unterwasserlärm und stört das Ortungssystem der Pottwale.
– Militärische Ursachen. Die NATO betreibt ein tieffrequentes Schallwellennetz unter Wasser, dass für die Navigation von U-Booten gebraucht wird. Pottwale kommunizieren ebenfalls mit tieffrequenten Schallwellen. Drastische Störungen der Walkommunikation sind wahrscheinlich.
– Zahllose Elektrokabel, die die Nordsee zunehmend durchziehen könnten das Magnetfeld stören
– Durch in die Weltmeere eingeleitete nicht abbaubare Schadstoffe leidet das Immunsystem der Wale. Krankheiten und Parasitenbefall sind die Folge. Das kann zu Fehlverhalten der Tiere führen.
SACHDIENLICHE HINWEISE die zur Ergreifung des Täters oder zur Aufklärung des Tatherganges führen nimmt der Autor, jede Schutzstation oder das Nationalparkamt entgegen
Die Schutzstation Wattenmeer entdeckt wenig diskutierte Erklärungsversuche für Pottwalstrandungen in der wissenschaftlichen Literatur:
Walpopulation leidet möglicherweise an kollektivem Orientierungsverlust mangels Lernmöglichkeiten von der Elterngeneration:
Pottwale sind sehr soziale Tiere, die oft in Gruppen zu beobachten sind.
Bis heute ist unklar, warum es in unregelmäßiger Folge zu Strandungen von Pottwalgruppen an der Nordseeküste kommt. In den vergangenen Tagen waren erneut 10 Jungbullen vor der Küste Schleswig-Holsteins beim Kaiser-Wilhelm-Koog und vor Eiderstedt verendet und liessen die Statistik des Winters nordseeweit auf 27 Totfunde hochschnellen.
Der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer stieß in der wissenschaftlichen Literatur auf eine mögliche Erklärung: „Pottwale sind überaus gesellige und langlebige Tiere. Die Walfänger haben bis 1980 fast alle Leitbullen weggeschossen. Es ist gut möglich, dass die Tiere immer noch an einem kollektiven Orientierungsverlust leiden.“ Die Art müsse erst wieder neu lernen, dass es keine gute Idee sei, in flache Küstengewässer wie die Nordsee zu schwimmen. „Die heutigen Massenstrandungen sind möglicherweise eine Spätfolge der Waljagd“, vermutet der Husumer Biologe.
Pottwale können über 60 Jahre alt werden. In die Nordsee kommen nur männliche Pottwale, da nur sie zum Beutefang bis in polare Gewässer ziehen. Pottwalbullen schwimmen in Gruppen durch die Weltmeere, bis sie 25 oder 30 Jahre alt sind. „Bei Strandungen zeigt sich immer wieder, dass die Tiere sehr anhänglich sind und oft lieber gemeinsam sterben, als sich einzeln retten zu lassen“, sagt Borcherding. Daher sei es naheliegend, dass Pottwalbullen, wenn sie über 20 Jahre lang in Gruppen auf Wanderschaft seien, von ihren älteren Artgenossen nicht nur etwas über die Nahrungsbeschaffung lernen, sondern auch, auf welchem Weg man sicher von der Arktis zurück zu den Azoren findet, ohne zu stranden.
Britische Forscher haben die Meldungen von Pottwalstrandungen der vergangenen Jahrhunderte verglichen und herausgefunden, dass nach 1960 an den britischen Küsten eine drastische Veränderung eingetreten ist: Ab 1800 strandeten bis zum Jahr 1960 immer nur einzelne alte Bullen, im Mittel etwa einer pro Jahr. Nach 1960 stieg die Strandungsrate auf das Siebenfache an. Außerdem strandeten nun vor allem Gruppen von jüngeren Tieren, was zuvor niemals beobachtet worden war. „Diese Veränderung fällt mit der Periode des industriellen Walfangs zusammen“, erläutert Borcherding. Von 1950 bis 1980 seien weltweit etwa zwei Drittel aller Pottwale abgeschlachtet worden, gezielt vor allem die großen Bullen.
„Durch die Tötung praktisch aller älteren Leittiere haben die Pottwale möglicherweise ihr gesammeltes Wissen über traditionelle und ungefährliche Wanderrouten verloren“, vermutet Borcherding. Selbst die ältesten heute lebenden Pottwalbullen hätten vor 30 Jahren, als sie in der Lernphase gewesen seien, ihre Leittiere verloren. „Die überlebende Population muss nun ‚auf die harte Tour‘ neu herausfinden, dass es lebensgefährlich ist, in flache Küstengewässer wie die Nordsee hineinzuschwimmen“, folgert der Biologe. Unterwasserlärm, Umweltgifte und Fischnetze machen den Walen diesen schmerzhaften Prozess sicher nicht leichter.
Quellen:
EVANS, P.G.H. (1997): Ecology of sperm whales (Physeter macrocephalus) in the Eastern North Atlantic, with special reference to sightings & stranding records from the British Isles. Bull.Inst.Sci.Nat.Belg., Biologie, Suppl. 67: 37-46. Brussels.
WHITEHEAD, H. et al. (1997): Past and Distant Whaling and the Rapid Decline of Sperm Whales off the Galápagos Islands. Conservation Biology 11:1387-1396.
https://www.natuerlich-sylt.com/wp-content/uploads/2018/08/Natreplogoklein.jpg00Lothar Kochhttps://www.natuerlich-sylt.com/wp-content/uploads/2018/08/Natreplogoklein.jpgLothar Koch2016-02-03 12:56:242016-02-04 08:13:42Sind Pottwalstrandungen eine Spätfolge der Waljagd?
Kommt so ein ähnlicher worst Case auf die Sylter Südspitze zu? (Fotomontage)
Jeder Sturm, auch der, der dieser Tage wieder über Sylt fegt, läßt das Naturschutzgebiet Hörnum Odde weiter schrumpfen. Die Zeit läuft- wenn der Worst Case, ein Totalverlust des Naturgebietes mit Betonersatz, verhindert werden soll, müssen bald Entscheidungen auf höchster Ebene getroffen werden.
Diese Einschätzung resultiert aus dem vergangene Woche auf Sylt veranstalteten „Odde-Thing“. Erneut war die Kernbotschaft des zuständigen LKN-Chefs Dr. Oelerich: „Wir behalten vorerst unsere Strategie bei. Wir beobachten die Situation und schützen lediglich den Siedlungsbereich solange wir keinen anderslautenden Auftrag haben. Was wir tun, wenn die Dünen weggespült sind, teilen wir öffentlich derzeit nicht mit.“ (sinngemäss zitiert)
Wer aber soll diesen Auftrag, auch das Naturschutzgebiet zu erhalten denn erteilen? Dr. Oelerich ist ja auch für den Nationalpark, also die Naturbelange im Wattenmeer zuständig. Bei näherem Hinschauen wird klar, daß die Nationalparkverwaltung für das Naturschutzgebiet Hörnum Odde jedoch nicht zuständig ist, sonders das Landesamt für Naturschutz (LANU) mit seiner untergeordneten Behörde im Kreis Nordfriesland. Von den zuständigen amtlichen Naturschützern ist zum Thema Hörnum Odde jedoch bislang rein gar nichts zu hören. Der „Küstenschutzdenke“ fehlt also offensichtlich ein starker Gegenpart: die „Naturschutzdenke“.
Letztere konnte noch vor dem Odde-Thing, auch durch die Aktivitäten dieses Blogs, zumindest verbandspolitisch aktiviert werden. Die Schutzstation Wattenmeer (Gebietsbetreuer), der NABU, der WWF, der Verein Jordsand und die Naturschutzgemeinschaft Sylt einigten sich auf eine gemeinsame Stellungnahme, die für den längsmöglichen Erhalt des Naturschutzgebietes plädiert und Extra-Sandvorspülungen vorschlägt. Derzeit führen Vertreter der Verbände Gespräche dazu mit dem LKN und dem Ministerium für Umwelt …des Landes Schleswig-Holstein (MELUR). Es besteht also noch Hoffnung!
Schlußendlich ist der Grüne Umweltminister Robert Habeck gefragt. Wird er, anders als seine Ämter, den größeren Gesamtschaden sehen, der für die Insel Sylt resultiert, wenn an der Odde nicht naturnah eingegriffen wird? : Verlust von potentiellen Robbenrastplätzen, Verlust von Jahrhunderte alten Heidedünen, Verlust von Landschaftsästhetik, Verlust eines der beliebtesten touristischen Ausflugsziele der Insel, Verlust von Sylter Heimat.
Was ist uns die Natur wert? Eine philosophische Frage, die der Philosoph Robert Habeck gern öffentlich in Bezug auf das Naturschutzgebiet Hörnum Odde beantworten sollte.
https://www.natuerlich-sylt.com/wp-content/uploads/2018/08/Natreplogoklein.jpg00Lothar Kochhttps://www.natuerlich-sylt.com/wp-content/uploads/2018/08/Natreplogoklein.jpgLothar Koch2016-02-03 10:31:262016-02-06 13:32:10Hörnum Odde: Eine Frage der Wertschätzung von Naturlandschaft
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